STICHPUNKT 442

PISSE-Studie

Ein Volk, das am Abend Assinger schaut, muss logischerweise am nächsten Tag mit PISSE fertig weden. Denn Assinger heißt aus dem Englischen wörtlich übersetzt: der vom Arschloch kommt. In dieser Sendung wird alles gefragt, was man so wissen muss, also etwa wie viele Gegenpäpste es gibt und wieviele Zacken eine Kaiserkrone hat. Wer dieses Wissen für voll nimmt, muss natürlich am nächsten Tag nach der Show über die PISSE erschrecken. Diese Studie sorgt momentan für ziemliche Aufregung bei den Erwachsenen, weil diese seltsam virtuelle Studie den österreichschen Kids bescheinigt, was niemand wahr haben will: Die österreichischen Kids sind bestens geschult in Bürokratie und Trottelkunde und füllen daher instinktiv Fragebögen fragmentarisch oder illuminiert aus. Irgendwie ist die Seele der Österreicher lieblich zu nennen. Zum einen wehren sie sich gegen alles, was von Brüssel oder der OECD kommt, zum anderen gieren sie offensichtlich danach, auf den diversen Rankinglisten als besonders brav ausgewiesen zu werden. Die Fähigkeiten, die in der sogenannten PISA-Studie gefragt werden, mögen ihren Reiz haben für Grasserkids, die in einen internationalen Konzern drängen, um dort etwas outzusourcen oder kaputt zu machen. Für österreichische Kids, die in Zukunft als Erwachsene durch das Land schreiten sollen, sind ganz andere Sachen gefragt. Wie komme ich mit der Obrigkeit aus? Wie halte ich die Gosche, auch wenn es in mir murrt? Wie kann ich die Zukunft als Vergangenheit bewältigen? Wie gehe ich mit verlogenen Fragebögen um, die mich nur aushorchen wollen? Diese Fragen sind in der PISA-Studie nicht gestellt, daher kann man getrost behaupten: Österreich liegt überall an erster Stelle, besonders in der Assinger-Show.

Helmuth Schönauer 05/12/04

STICHPUNKT 441

Christwindlumzug

Wenn jemand wissen will, ob er recht hat, braucht er nur den Katholikentest zu machen. Also du sagst beispielsweise: "Der katholische Fundamentalismus ist im Vormarsch!" und wirst sofort geächtet und zusammengeschissen. Das ist dann der Beweis, dass du recht hast. Dabei ist der katholische Fundamentalismus wirklich im Vormarsch, das Jahr hat mit den Vorbereitungen zur Seligsprechung eines Gasgranatenkaisers begonnen und wird stilecht mit einem Christkindleinzug in Innsbruck beendet. Die Steigerung von Fundamentalismus ist der Provinzfundamentalismus, da kommt dann zum Fletschen der Fratze noch ein Schuss Kitsch hinzu. Die Stadt Innsbruck schmeißt also alles Geld, was sie irgendwie den Kulturvereinen unter den Fingernägeln herausgekratzt hat, auf einen Haufen und macht einen (mit Verlaub) "beschissenen Christkindlumzug" daraus. Denn eine Aktion, die so viel Windeln und Watte vernäht, kann nur eine Aktion gegen die Scheiße sein. Natürlich ist der Christwindlumzug eine raffinierte Sache. Alle Trottel können mitmachen und wer keinen Platz auf dem Wagen hat, kann auf der Seite stehen und winken. Wenn einmal geklärt ist, wo der Wagen hinfährt, braucht man nichts mehr zu denken. Nur noch nähen, exerzieren und schminken. Das also ist diese Kultur der Fundamenatlisten, die keine ist. Ein Kind wird in einen Wagen voll Pampers gewickelt und darf grinsen wie die PolitikerInnen, die das ganze Spektakel eingefädelt haben. Aussage: null. Sinn: null. Aufwand: Jahresbudget sämtlicher Kulturinitiativen. Nachhaltigkeit: eine Viertelstunde. Politische Absicht: alle niederlullen, die den Glühwein überstanden haben. Als Künstler dieser Stadt kann man sich bloß eine gigantische Pampers umbinden und eine überdimensionierte Wurst absetzen, denn ein Windlumzug kann nur mit einer Windelwurst beantwortet werden.

Helmuth Schönauer 02/12/04

STICHPUNKT 440

Letzte Leerung

Was bei Jenseitsgläubigen die letzte Ölung ist, ist bei Dorfgläubigen die letzte Leerung. Beides wird angewendet, wenn der betroffene Körper in einen anderen Zustand über geht. Für die Dorfgläubigen ist das Dorf so etwas wie das Paradies. Man braucht nur die Hand auszustrecken, und schon lassen sich im Supermarkt Bananen pflücken, oder man macht den Mund auf, und ein gebratenes Sonderangebot fliegt in Gestalt eines Burgers gleich vorverdaut in die Speiseröhre. Obwohl man das Postamt schon monatelang nicht mehr betreten hat, freut man sich als Dorfgläubiger, dass es da ist und man im Bedarfsfall etwas in den gelben Kasten schmeißen kann. "Ja, das Gelbe ist für das Soziale!" sagen alle zur Post, aber niemand braucht sie eigentlich. Jetzt macht die Post mit diesen schönen sozialen Sagern Schluss und sperrt wieder einmal ein paar Dutzend Postämter. Netter Nebeneffekt: wie bei der Assingershow kann man raten, wo diese Fuzziorte liegen, denen das heilige Postamt genommen wird. Die Post nennt das richtigerweise Veränderung, denn dem Brief ist es egal, ob er unter dem Tannenbaum der SPAR oder dem Posthorn der Post aufgegeben wird. Jeder, der jetzt über die Schließung jammert, hat schließlich indirekt dazu beigetragen, dass es geschlossen wird. Indem er pendelt, jeden Scheiss in der nächsten Stadt kauft oder einfach keine Briefe mehr verschickt. Und wem soll man schließlich ein Paket schicken, wenn alle alles haben? Vielleicht liegt aber alles unter unseren Träumen vom Dorf vergraben. Bei Bauernumzügen dreschen wir auf Schauwagen Stroh und in den Gemeindestuben Worthülsen. Das wirkliche Dorf ist längst zur Stadt geworden, weshalb eben immer öfter die Gesetze der Stadt gelten, auch in den Träumen. Eines Tages muss jemand die Wahrheit sagen: Das Paradiesdorf gibt es nicht. Letztlich ziehen immer mehr Menschen während des Tages aus den Dörfern zur Arbeit weg, weshalb sich auch die Post zurückzieht. Letzte Leerung ist angesagt. Dass dieser Rückzug gerade unter einer ruralen, bäuerlichen Dorflehrerinnenregierung geschieht, ist immerhin ein netter Witz, den man sich gerne weitererzählt.

Helmuth Schönauer 24/11/04

STICHPUNKT 439

Mundart in Schwarz/Blau

Was ist das Wichtigste für einen Mundartdichter? – Der Mund. Richtig! Nichts ist für Mundartdichter so schlimm, wie für ein paar Augenblicke "off Mund" zu sein, also ihn nicht zu benützen. Nun kann man als Mundartdichter nicht ständig die Gosche offen haben, wiewohl das manche tun. Andererseits will man aber dieses wichtige Werkzeug nicht in der Unauffälligkeit zwischen den Dichterpausen verkommen lassen, vermutlich aus diesem Grund stecken sich alle Mundartdichter ständig etwas in den Mund. Die alten, ausgestopften, die meist mit einem alten Gebäude direkt ins Höfemuseum überstellt worden sind, stecken sich eine kalte Pfeife in das Loch unterhalb der Nase, damit alle sofort sehen, das ist ein alter Mundartdichter. Und die jungen, dynamischen zünden sich ununterbrochen Glimmstengel an, damit immer auch genug Glut im Hirn vorhanden ist, sollten die Gedanken einmal auslassen. Die ganze Mundartdichtung ist somit leicht überschaubar: Wo der Rauch aufgeht, ist meist ein Mundartdichter oder eine Dichterin am Werk. Auch inhaltlich spielt sich alles auf diesem Tschick-Niveau ab. Fast durchgehend klagen die modernen Mundartdichter über die Regierung, die sie schwarz/blau nennen und mit den hässlichsten Wörtern besingen. Quasi als Unterstützung ihrer Mundwörter stoßen sie blauen Rauch in die Luft und färben die Lungen schwarz ein. So schauen die Mundartdichter früher oder später aus wie die Regierung: Schwarz-blau-grausig! Wer sich eine Zigarette anzündet, löscht bei einem Nichtraucher einen Gedanken aus, heißt es in der Volksweisheit. Nach einer Mundartlesung sind daher die Nichtraucher meist aus Sauerstoffmangel völlig verblödet, während die rauchenden Dichter high sind vor Schwarz-Blau. Irgendwas stimmt da nicht, bei der Mundart. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich noch nie ein Nichtraucher dieser rauchenden Materie angenommen hat.

Helmuth Schönauer 22/11/04

STICHPUNKT 438

Saufschutz

An diesem Wochenende war Tirol aber wieder gestopft voll, wie man so zu sagen pflegt. Kein Wunder, galt es doch Saufex, Halloween und Allerseelen in einem Atemzug zu absolvieren. Längst hat sich herumgesprochen, dass die Tiroler an der Bar, unterm Kürbis und am Friedhof die besten Typen der Welt sind. Nun gut, ein bisschen ist an diesem Wochenende schon über die Stränge gehauen worden. Einem Möchtegernlover hat ein Kontrahent den Kiefer entzweigeschlagen, während die Girls als die Objekte der Begierde einfach samten und kuhäugig zuguckten. Und in jenem Niederndorf, wo nicht nur im Namen die Instinkte niedrig liegen, hat man gleich zwei Jungbayern als Rache für Andreas Hofer den eigenen Urin austrinken lassen. Beim Aussaufen des eigenen Urins sind die Tiroler übrigens Meister! Man denke nur an den Transitverkehr, der hausgemacht ist und Tag für Tag ausgetrunken wird. Also bildlich gesprochen brunzen sich die Tiroler auf der Autobahn selber voll und löffeln den Stau dann mit aggressiven Blicken auf die Länder rund um aus. Trotz aller alpinen Logik sollte man doch die primitivsten humanen Standards ab und zu einhalten. Was liegt also näher, als die Schützen, die ja nach den sinnlosen Ausrückungen zu den Autobahndemos irgendwie heimlich saufen müssen, wenn man diese Schützen nun als offizielle Saufwächter in die diversen Bar stellt? Das wäre Heimatschutz und Saufschutz in einem. Man könnte auch gleich Jungschützen an der Bar rekrutieren nach dem Motto: Bevor du den eigenen Urin saufst, geh doch gleich zu uns Schützen. Soweit die Maßnahmen, die sicher gut ankommen. Ein bisschen traurig stimmt es die Patrioten aber doch, dass dieses Land offensichtlich so verkommen ist, dass manche seiner Bewohner an manchen Tagen so ausrasten. Vielleicht sind es die vielen Kürbisse, die so aggressiv machen. Hier sollte man in Zukunft zu Halloween vielleicht mehr auf die Kartoffel setzen, die ist für die Tiroler einfach verträglicher im Kopf.

Helmuth Schönauer 02/11/04

STICHPUNKT 437

Rhetorische Krampfadern

"Ich bin in meinem Betrieb die Krampfader!" – Jahrzehntelang war dieser Satz die Kurzdarstellung für einen Betriebsrat. Irgendwie sinnlos aber bemerkenswert schroff aus den Wadeln hervorstehend sind Krampfadern auf den ersten Blick etwas Ungustiöses, aber wer genauer hinschaut, wird sich an der Heilkraft der Krampfadern gerne erfreuen. Das Jahr 2004 nämlich gilt als das Wendejahr in der Geschichte der Krampfadern. Bislang verschmäht, wollen jetzt alle möglichst viel mit Krampfadern zu tun haben. Das wundersame Beispiel des seligen Kaisers Karl hat diese Welle ausgelöst. Wenn du nämlich lange genug zu den Krampfadern betest, kriegst du sie weg und einen Seligen dazu. Das ist die Frohbotschaft des Jahres 2004. Mittlerweile nennen sich nicht nur Betriebsräte die Krampfadern des Betriebs, auch Aufsichtsräte und Anleger verwenden gerne diesen heilenden Ausdruck, und manche vermuten sogar, dass Krampfadern gleich konstruiert sind wie Hoden, ziemlich abstehend und schrumpelig, und wahnsinnig gut für die Potenz. Kein Trend wäre abgerundet, wenn ihn nicht jemand von der österreichischen Kleinkrämerregierung für sich nutzen würde. Also der Finanzminister hat es schon ziemlich gut drauf. Wenn er die Nation am Schmäh vorführt, tritt sogar auf der Stirn eine kleine Krampfader auf, offensichtlich ist sie rhetorisch gemeint. Denn alles, was der irdische Karl von sich gibt, ist überflüssig und sinnlos wie eine rhetorische Krampfader. In der Medienkunde spricht man vom Krampfaderneffekt, wenn etwas in seiner Darstellung sinnlos geworden ist. Also das Gesicht vom Finanzminister taucht überraschend in der Zeit im Bild auf, alle erkennen in ihm eine Krampfader und zappen weg in einen anderen Sender. Kein Sender kann sich auf Dauer diesen Krampfaderneffekt leisten, weshalb der Finanzminister und der Kaiser Karl in letzter Zeit weniger in die Sendungen eingeladen werden. Das Jahr 2004 verläuft also insgesamt sehr logisch und leicht wie eine Krampfader.

Helmuth Schönauer 22/10/04

STICHPUNKT 436

Brunzi

Wenn es bei großen Namen einen Doppelgänger gibt, ist der Volksmund gezwungen, diese großartige Marke scharf zu unterscheiden. Früher einmal gab es in Tirol zwei Wallnöfers, und da sie wie alle Tiroler bei der Einheitspartei waren, sagte man zum einen Edi und zum anderen Brunzi. Edi ist mittlerweile ein Mythos geworden und von Brunzi bleibt als politische Leistung der Sonderklasse jener Polizeieinsatz in Erinnerung, mit dem er während einer Kundgebung im Hof des Innsbrucker Rathauses seinen Parkplatz räumen ließ. Ein guter ÖVP-Politiker redet eben durch die Polizei zu seinem Volk, das dokumentiert Stärke. Mittlerweile ist Brunzi endgültig zum Krokodil geworden. Mit seiner unnachahmlich ins Fleisch schneidenden Rhetorik der militärisch betonténn Endsilbénn verbreitet er bis in die letzten Täler hinein Abscheu und Ekel. Er macht das so gekonnt, dass sich selbst die Bauern, die ja gerne etwas Schneidiges aus den Mündern ihrer Führer hängen sehen, angewidert abwenden. Dabei kriegt Brunzi genau für diese Scheusalsrolle sein Gigagehalt von der heimischen Stromgesellschaft, die angeblich uns Tirolern gehört. Als Manager fürs Grobe, Böse und Ungustiöse ist er einfach top. Brunzis Aufgabe ist es nämlich nicht, etwas Sinnvolles oder Gutes für die Bevölkerung zu tun, sondern alles einmal abzukotzen, damit die Übelkeit kniehoch im Land steht. Das Schöne und Kompromisshafte machen dann andere, der Landeshauptmann zum Beispiel. Das gehört ja zum Geschäft, zuerst die Hölle anzuzünden und dann mit dem Löschwasser zu kommen, es wird ja nicht so heiß gegessen. Man kann gespannt sein, wie die Bauern in den Tälern demnächst freudig die Grundstücke der TIWAG verkaufen werden, es hätte ja alles noch schlimmer kommen können. Brunzi sollte also nicht mit den Parametern der Sympathie gemessen werden, sondern in Krokodilseinheiten des Kasperltheaters. Und da sagen alle bewundernd: Ja, so ein böses Krokodil hat das Land schon seit Jahren nicht mehr gesehen!

Helmuth Schönauer 10/10/04

STICHPUNKT 435

Parcel

Wenn man Pech hat, schickt einem irgendein Trottel ein Paket an die Home-Adresse. Wenn man weiteres Pech hat, ist man während der Zustellphase im Arbeitsprozess und daher nicht an der Home-Adresse anwesend. Und wenn das Pech gar nicht aufhört, ist nicht die Post für die Zustellung zuständig sondern irgendeine Parcel-Vereinigung. Äh genau, Pakete gibt es heutzutage gar nicht mehr. Pakete torkeln nur noch in der Politik durch die Gegend, etwa in Gestalt des Südtirol-Paketes oder als Pensionspaket, das ständig als Ganzes geschnürt werden muss. Alles, was zugestellt wird, heißt heutzutage Parcel. Im worst case also kriegst du dreimal einen Zettel an die Tür geklebt, dass der Parcel-Mann da gewesen ist. Dann kannst du auf eigene Kosten nach Hall ins Parcel-Center fahren und vom Fließband dein Stück herunternehmen, wenn du den Strichcode im Kopf hast. Oder die ganze Chose geht wieder an den Absender zurück. Was können wir daraus lernen? Pakete sind out! Höchstens noch ein Pensionist kriegt von seiner ehemaligen Gewerkschaft Gummistiefel und Regenmantel per Paket zugestellt, alle anderen kommen nie mehr an ihre eigenen Pakete ran. Selbst der Quellekatalog als Auslöser mannigfaltiger Pakete hat bald ausgeschissen. Die letzte Chance, den Duft zugestellter Pakete zu schnüffeln, besteht darin, als Insasse eines Gefängnisses auf ein Fresspaket zu warten. Im Ziegelstadel auf der Völser Straße kriegst du dein Fressparcel, mit etwas Glück sogar beim ersten Zustellversuch, wenn du nicht gerade während der Zustellung eine Vorführung hast. Alle anderen Tätigkeiten mit Paketen sind mittlerweile eingestellt. Wer Pakete sehen will, muss in einen alten Hans-Moser-Film gehen. Sogar die Terroristen haben es bei diesem Parcel-Dienst schwer, kein Schwein stellt nämlich mittlerweile mehr die Bomben zu.

Helmuth Schönauer 02/10/04

STICHPUNKT 434

Gutes Tabu

Mister Cartoon-Deix, der ja wahrlich ein eitriger Emotionspickel im glatten Gesicht der Österreicher ist, hat eigentlich nur ein Tabuthema, worüber er nie zeichnet: Die Versehrtensportler. Dabei gibt es nichts Skurrileres, als Amputierte und Ramponierte mit dem Anti-Gestus durchgestylter Sportler durch die Arenen humpeln zu sehen. Ok, jeden kann es jeden Tag erwischen, und er ist unfreiwillig Mitglied der Versehrtentruppe. Aber muss man dann gleich mit dem äffischen Getue der sogenannten Weltsportler herumgestikulieren? Einen gnadenlosen Höhepunkt emotionaler Entgleisungen lieferte wohl jener heimische Rollstuhlsprinter, der seinen Sieg der Mutter und Gott gewidmet hat. Da wird es Gott aber aus dem Rollstuhl geschmissen haben. Hier fällt einem natürlich sofort der oberösterreichische Komponist Anton Bruckner ein, der die vorletzte Symphonie dem Kaiser gewidmet hat, und als es keinen Cash für diese Widmung gab, hat er die letzte Symphonie gleich Gott gewidmet. Eine Gotteswidmung kostet nämlich nichts und tut nicht weh! Irgendwo hält die mentale Verfassung der Versehrtensportler mit den motorischen Leistungen nicht mit, wahrscheinlich eine Frage der Industrialisierung und Kommerzialisierung des ganzen Genres. Ein völliges Rätsel bleibt ja ohnehin die Frage der Disziplinen. Also warum ist Rollstuhlkurbeln sportlich, eine Dialyse hingegen nicht? Pervers fortgedacht müsste es ja einen Wettbewerb über die schnellste Blutwäsche, die flotteste Hüftoperation und den quicksten Viagraeinsatz geben. Heilbehelfe als Sportgeräte, wo ist der Unterschied? Gute Tabus erkennt man daran, dass man darüber nicht diskutiert. Wenn einmal Mister Deix dieses Tabu respektiert, dann ist es wirklich ein gutes.

Helmuth Schönauer 25/09/04

STICHPUNKT 433

Auflauf

Wenn man österreichische Dokumentationen aus den dreißiger Jahren durchblättert, so ist man bis zur Öde beeindruckt von den Aufmärschen. Ganz Österreich scheint ein Auflauf gewesen zu sein, und heute noch sieht man in manchen Wohnanlagen die Löcher, in denen die Fahnen gesteckt wurden. Denn gute Aufläufe sind immer vom Knattern der Fahnen und weiten Furzhosen begleitet. Die Tiroler haben dieses öffentliche Herumrennen bis zur Perfektion im Blut, Schemenlaufen, Schützenlaufen, Auflaufen, wohin man blickt. Der moderne Tiroler freilich gestaltet diese Aufläufe mittlerweile im Sitzen. Gut fünfzehn Stunden in der Woche verbringt ein Tiroler damit, irgendwo hin und zurück zu stauen. Glücklicherweise gibt es das Handy, so dass man die Zeit nützen kann. Wie sehr man den Sinn des Lebens auf Stauen und Stehen ausgerichtet hat, zeigt sich oft an Kleinigkeiten. So hat man den Sportplatz des Schwedenheimes am Innsbrucker Rennweg mittlerweile zu einem Parkplatz umgemodelt. Die Kids sporteln nicht mehr, sondern stellen ihr Auto im großen und kleinen Strafraum der ehemaligen Fußballplätze ab. So wird der Strafraum zu einer begehrten Zone, in der man straffrei parken kann. Einen der größten Aufläufe der jüngeren Geschichte haben die Tiroler übrigens am "internationalen autofreien Tag" hingelegt. Wie zum Hohn ist aus diesem Anlass ein einziger LKW auf der Innsbrucker Autobahn quer über die Gegenfahrbahn in den Graben gerast und hat für gut fünf Stunden alles zum Stauen und Staunen gebracht. Und erst die Gespräche! Für jede Stunde Auflauf brauchen die Tiroler noch einmal zehn Stunden, um das alles zu erzählen und die entsprechende Freude oder Empörung kund zu tun. So ist es kein Wunder, dass man in der Öffentlichkeit nichts anderes mehr sieht als Autoaufläufe. Und in den Hirnen ist logischerweise nichts anderes mehr drin als eine unendlich langsam gedrückte Kupplung, die alle Gedanken auskuppelt. Jaja, die Tiroler haben es eben begriffen, wie das so ist mit dem Leben. Deshalb möchte insgeheim jeder Mensch auf dieser Welt gerne ein Tiroler sein. Aber das wird asyltechnisch unterbunden, denn sonst gäbe es gleich einen Stau.

Helmuth Schönauer 23/09/04

STICHPUNKT 432

Mit Gewinn beichten

Die Beichte - endlich gepreist und gepriesen! Dieser Tage hat das ohnehin schon ziemlich preisgekrönte Hörspiel "Die Beichte" von Felix Mitterer wieder einmal gewonnen. Auf Sizilien war man vom Beichten so hingerissen, dass wieder gepreist wurde. Die Botschaft dieses Preisens ist durchaus mannigfaltig. Erstens: Während die EU mit der Begründung, die Türkei sei ziemlich religiös-fundamentalistisch durchsetzt, aus den Beitrittsverhandlungen auszusteigen versucht, setzen sich im tirolischen Kerneuropa religiös-fundamantalistische Themen auch in der Literatur durch und werden preiswürdig. Denn die Beichte interessiert eigentlich kein literarisches Schwein, wenn es nicht katholisch ist. Zweitens: Die Gegenwartsliteratur ist eine ziemlich unaufgeklärte Medienliteratur geworden. In den jeweiligen Medien sitzt jeweils ein eigener Hausliterat und deckt alle literarischen Tagesarbeiten ab. So schaut Michael Köhlmeier in Vorarlberg, dass Tag und Nacht Köhlmeier gesendet wird, Felix Mitterer, dass in Tirol niemand auf literarische Abwege kommt, Stermann und Grissemann belabern FM-4 bis zur Kotzschwelle, und der permanente Robert Schindel dirigiert vom Austrokoffer aus die literarische Partitur der Kronenzeitung. Drittens: Preise sind letztlich nichts anderes als steuergünstiger Transfer von Schmiergeld. Wer systemkonform spurt und schreibt, wird auch dementsprechend geschmiert, das alte Lied vom Walther von der Vogelweide. Viertens: Wie alle Waren, unterliegt auch die Preiserei einer permanenten Inflation kombiniert mit Voll-Durchfall. Diese Botschaften hat uns die preisgekrönte Beichte gerade vermittelt. Aufgeklärte Leser sprechen sich hoffentlich selber von den Sünden los und meiden diese literarischen Highways in die After diverser Literaturpreiser.

Helmuth Schönauer 20/09/04

STICHPUNKT 431

Andreas Aldi

Einen Nachteil hat diese Globalisierung, es ist überall wie überall. Selbst Tirol, die Perle der Individualität, ist ein Land wie überall. Man fährt viel und rechts, wenn es Schnäppchen gibt, kauft man Schnäppchen, wenn es Wahlen gibt, wählt man verlässlich die größte Partei, und wenn Sonntag ist, ist man katholisch. Aber halt: Eines ist unverwechselbar tirolerisch – die berührende Hymne vom armen Hofer, dem keine kugelsichere Weste gegönnt war und der deshalb in Mantua nach mehrmaligen dilettantischen Versuchen endlich erschossen wurde. Vermutlich hat Andreas Hofer ursprünglich Andreas Aldi geheißen, aber im Zuge der Supermarktisierung Tirols hat man ihn schon damals Hofer genannt. Es ist nämlich einfach deftiger, zum Hofer zu gehen statt zum Aldi. Damit der Hofer aber nicht bloß zu einem trivialen Supermarktereignis verkommt, haben ihn die Tiroler jetzt ordentlich geschützt. Wer falsch singt, kriegt 2.000 EUR aufgebrummt, was eigentlich milde ist. Wenn nämlich jemand die Hinrichtung Hofers verunglimpft, sollte er eigentlich hingerichtet werden. Vielleicht kommt diese Verschärfung des Hoferlied-Gesetzes noch. Es hätte nämlich durchaus Vorteile. Endlich würde man die miesen Sänger los, die immer wieder Landesfeiern mit ihrem katastrophalen Gesang herabwürdigen. Feigen Patrioten könnte man über ein Gesangsgutachten schlechte Stimmlage bescheinigen und sie ebenfalls hinrichten. Der Hauptvorteil aber wäre, dass die Tiroler nach den ersten Hinrichtungen aus der EU ausgeschlossen würden und somit auch den Transit los wären. Auf den Landtag ist eben Verlass, wenn es um die Tiroler geht. So ein gutes Lied bei Strafe vor falschen Tönen zu schützen, ist erste Heldenpflicht. Danke! Danke! Danke Landtag! Danke Aldi! Danke Hofer! Danke Mantua! Danke Bande und zu Banden!

Helmuth Schönauer 17/09/04

STICHPUNKT 430

Fischamend

Manche Orte klingen so suggestiv, dass sie eigentlich durch die bloße Anwesenheit am Ortsschild bei jedem Passanten eine Geschichte auslösen. Fischamend ist so ein Ort, der ständig Phantasien und Delirien auslöst, sofern man das Ortsschild im Nebel sieht. Denn Fischamend ist berüchtigt für seine Nebelschwaden, die oft Monate lang dicksuppig auf dem Gesäß des Ortes aufsitzen. Dieser Tage hat nun der fischersfrische Bundespräsident als Namenspatron für alle Dörfer, die irgendwie für die Fisch sind oder nach Fisch klingen, eine sehr einladende Wortgeste verströmt. Der gut gereifte Dichter Peter Handke möge doch nach Österreich zurück kommen und sich in Fischamend niederlassen. Diese Geste ist wohltuend und aufgeschlossen, wenn man bedenkt, welche Kasperlköpfe anderswo die Dichter verhöhnen und "amend" in den Austrokoffer verpacken wollen. Tatsächlich hat ja der abgeklärte Peter Handke in einem Interview verkündet, er würde gerne in Fischamend am Friedhof wohnen. Nun muss man wissen, dass Peter Handke ein Meister der Verarschung ist. Interviews, Literaturheinis und Germanistik gehen ihm mittlerweile so auf den Keks, dass er fallweise jemanden ein Arschloch nennt oder sich in Fischamend niederlassen will, was die gleiche Bedeutung hat. Der Bundespräsident als lautere Seele ist mit seiner Heimholgeste einer Verarschung aufgesessen, aber er ist ebenfalls klug und gereift, dass ihm das nichts ausmachen wird.

Helmuth Schönauer 12/09/04

STICHPUNKT 429

Hurrikan im Gebirge

Heuer fetzen im Dreitagesrhythmus die Hurrikans aus der Karibik heraus aufs Festland zu. Die Nachrichtenlage ist perfekt, voll aufgeklärt wie wir nun einmal sind, wissen wir genau, wo der Hurrikan steht, wie schnell er sich dreht und wann er Florida erreichen wird. Das Perverse liegt im Detail. Meist bringt dieser Katastrophenwind auf Kuba, Grenada oder sonstigen Inseln Dutzende Menschen um, die aber nicht Eingang in die Nachrichten finden. Erst wenn der Wind dann Florida betritt, wird gefilmt und berichtet. Die Lehre daraus? Es gibt eben wertvolle Menschen wie die Floridaner, die ein schweres Schicksal erleiden, wenn es ihnen den Camping-Bus umwirft, und nicht ganz wertvolle wie die Karibikbewohner, die auch dann noch kein Schicksal zusammenbringen, wenn sie sterben. Für Tiroler lässt sich ähnliches ableiten, sie bringen einfach kein Schicksal zusammen. Nur so ist es zu erklären, dass offiziell die Tiroler am Transit leiden, aber außen herum dieses Schicksal allen wurscht ist, der Hurrikan im Gebirge ist eben keine brauchbare Nachricht. Erst wenn der Transit einmal in die Speckgürtel der prosperierenden Großstädte mit ihren Managerhäuschen im Grünen schneidet, wird vielleicht eine Nachricht draus. Wir Tiroler hocken eben auf den Palmen des Gebirges, die wir für Gipfelkreuze halten, und ob es uns im Smog aufplattelt oder nicht, ist der Welt völlig egal. Im Loch des Hurrikans ist es übrigens völlig windstill, und kluge Menschen halten sich vornehmlich im Loch auf. Das erklärt auch, warum in Tirol so viele bei der Einheitspartei sind, denn "gut ins Loch gekrochen" ist immer noch die beste Methode, dem Sturm des Lebens zu entgehen.

Helmuth Schönauer 10/09/04

STICHPUNKT 428

Wie ein Arschloch schreiben

So, diesen Sommer haben wir auch wieder hin gekriegt, irgendwie war Wetter, irgendwo war Flaute, aber in Österreich war alles grandios. Die größte Sorge ist immer: wo kriegt man ein Sommerlochthema her? Aber heuer war ein gutes Jahr, wir hatten gleich zwei Sommerlöcher. Zuerst danke an die Deutschen, die uns eine Rechtschreibdiskussion verpasst haben. Ich fasse endgültig zusammen: Früher einmal hat man mit der Hand geschrieben. Wer eine Klaue hatte und bei der Schönschreibprüfung durchgefallen ist, mußte die Klasse wiederholen oder wurde gleich in die Landwirtschaft zu den Kühen gesteckt, denn mit einer schlechten Handschrift konnte man nur Senner werden. Seit alle mit dem PC schreiben, kann man diese Klaue nicht mehr überprüfen, daher haben sich die Lehrer eine sogenannte Rechtschreibung einfallen lassen. Die Rechtschreibung dient nur dazu, die Kids zu prüfen, damit man sie durchfallen lassen und im Bedarfsfall in die Landwirtschaft stecken kann. Aber seit die neue Rechtschreibung in Kraft ist, können die Lehrer nicht mehr streng prüfen, weil eigentlich alles erlaubt ist. Vermutlich deshalb geht auch die Landwirtschaft zurück. Für mich als Schriftsteller hat die neue Rechtschreibung den großen Vorteil, daß ich endlich wie ein Arschloch schreiben kann, mit der Hand und am PC. Und was immer ich schreibe, ich muss keinesfalls in die Landwirtschaft, weil immer alles richtig ist. Zusammenfassung der Sommerdiskussion: Es ist alles schweineegal, was sich da rund um die Buchstaben abspielt. Ja wo bleibt das zweite Sommerlochthema? - Genau, da geht es um den Arschlochkoffer, auch Austrokoffer genannt. Unter diesem Titel werden alle Dichter Österreichs in einen Koffer gesteckt und zum Staatsjubiläum vom Bundeskanzler höchstpersönlich ausgepackt und präsentiert. Einzige Voraussetzung: Die Dichter müssen wahlweise eine gute Handschrift oder Rechtschreibung aufweisen. Gottseidank schreiben die wirklich guten Schriftsteller alle wie die Arschlöcher, so daß sie auch nicht im Koffer Platz nehmen müssen. Ein guter Sommer ist vorbei, die Themen waren grandios!

Helmuth Schönauer 05/09/04

STICHPUNKT 427

Sommer

Einmal im Sommer kommt in Wien die Regierung zusammen und sagt, dass Sommer ist. Die Dienstkarossen fahren vor wie immer, die Diener reißen den hohen Tieren die Türe auf und geben ihnen einen sanften Arschtritt, damit sie auch mit Schwung ins Gebäude gelangen, denn die Regierungstiere sind im Sommer ziemlich steif und ungelenk geworden. Manche können kaum noch stehen oder sitzen, geschweige denn etwas denken. Die Presse mosert herum wie immer, manche schießen ein Farbfoto, um das Braune im Gesicht und anderswo auf den digitalen Kameraspeicher zu bannen. Dann tagt die Regierung hinter einer Klimaanlage und läßt sich etwas zum Saufen bringen. Dann verschwinden die meisten durch die Hintertür und vorne gehen noch ein paar Regierungsgesichter vor die Presse und sagen, daß absolut nichts los sei. Tschüss und im Herbst dann wieder! Na ja, oft darf eine Regierung nicht so sommerlich zusammentreten, denn es stellt sich die Frage, ob es nicht ohne Regierung auch geht. Im Sommer funktionieren nämlich alle Dinge besser, weil nur die notwendigsten Dinge gemacht werden. Die überflüssigen Schas-Partien, wie das im Fachjargon heißt, entfallen im Sommer. Und es ist generell alles eine Wohltat. Die Uni macht nichts, die Schulen geben eine Ruh, die Lehrer sind an den diversen Küsten auf Tauchgang, die Betriebe, die sonst Mist bauen, haben Ferien. Nur die guten Menschen sind im Sommer im Einsatz. Also Gurgiser goscht gegen den Stau, Dinki hält alles zsamm gegen alles, Mister Scheuer-man ist als Sommerbischof für eine schnelle Aufklärung von Amtssex in der Kirche, Kellnerinnen servieren gute Sachen, die ÖBB fährt mit frisch-jungem Personal, alle lassen die Haxen hängen und machen alles richtig. Warum kann nicht immer Sommer sein in Österreich, oder zumindest in Tirol? - Ein Leben ohne Arschlöcher, ohne sinnlose Arbeit, ohne dumme Regierung, einfach so locker und schön, wie es die Sommer in Tirol eben sind!

Helmuth Schönauer 13/08/04

STICHPUNKT 426

Notstand

Je wahnsinniger etwas als Geschichte ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es als Realität stattfindet. Für einen Schriftsteller gibt es nichts Sinnerfüllenderes, als wenn eine schräge Vorgabe in einem Roman endlich Wirklichkeit wird. In dem sehr wahnsinnigen Roman "Der Notstand des Generals Eyer" will General Eyer in Tirol eine Notverordnung einführen, von der nur gewiss ist, dass sie täglich schärfer wird. Warum es zu dieser Notverordnung kommt, wer sie initiiert hat und wer davon letztlich profitiert, ist nicht einmal dem General selbst bekannt. In der engsten Umgebung schwankt das Urteil über Eyer zwischen Eigennotstand, Alkoholiker und klarem Fall von Plemmplemm. Je mehr sich die Notverordnung in gewissen Punkten als real herausstellt, desto imaginärer werden ihre noch zu planenden Teile. Einerseits ist die Notverordnung ein neuer Schöpfungsbericht, andererseits hat sie nichts anderes im Sinn, als die Schöpfung zu verhindern. Soweit der Roman. Seit 30. Juli 2004 ist der Roman Wirklichkeit geworden und die Notverordnung in Tirol ist in Kraft. Der Vizekanzler höchst persönlich hat mit dieser so genannten Notmaßnahme bestehendes Recht außer Kraft gesetzt. Aber kein Tiroler protestiert, im Gegenteil, alle schwärmen von dieser Notverordnung. Schon lange haben wir in Tirol gerätselt, was müsste eigentlich passieren, damit irgendwer in Generalsmanier den Notstand ausruft. Der Benzinpreis müsste explodieren oder das Autofahren behindert werden, haben wir vermutet. Genau so ist es auch gekommen. Weil irgendjemand vermutet hat, dass am Wochenende die heiligen Autofahrer im Stau durch Tirol stecken könnten, hat der Strukturminister jetzt den Notstand ausgerufen und den LKW das Transitieren verboten. Endlich ein Notstand in Tirol. Super. General Eyer lebt!

Helmuth Schönauer 30/07/04

STICHPUNKT 425

Eine Tafel Ruß

Hast Du uns etwas mitgebracht? – Diese Frage stellen immer noch Kinder, wenn die Oma kommt. Freilich gibt es mittlerweile in der Standardfamilie höchstens noch ein Kind, weil die aktuelle Generation leider nicht die Gehrersche Vermehrungsformel (pudern statt Parties!) praktiziert, aber der Wunsch nach einem Mitbringsel ist auch beim Einzelkind ungebrochen. Und was bringt so eine Tiroler Omi heutzutage mit, wenn sie auf Besuch fährt? - Eine Tafel Ruß und eine Familienpackung Asthma! So viel stößt eine gute Omi hinten bei ihrem PKW hinaus, wenn sie mal kurz zum Enkelkind fährt. Und weil es gleich in die Stadt geht, nimmt sie noch einen Sack Müll für die Entsorgungsinsel mit, denn alles muß seine Ordnung haben. Jetzt wird gerade wieder in Brüssel geflennt, Österreich möge endlich die Brennermaut senken, da sollte man die Maut überhaupt aufheben. Eine gute Regierung sollte nämlich das tun, was das Volk will. Und das Volk will nun einmal fahren, mit den Kindern, von den Kindern, zu den Kindern. Denn es sind immer ganz herzige Gründe der Familienzusammenführung, warum es die Leute auf die Fahrbahn zieht. Die Tiroler, ob Gurgiser nun raunzt oder nicht, sollten einmal bei jedem Mitbringsel daran denken, dass sie es selber sind, die das Land vergaggen. Die EU tut da gar nichts. Bevor wieder auf Brüssel geschimpft wird, könnte man sich einmal überlegen, wie uns die Funktionäre dort sehen: Vermutlich als die fröhlichen Arschlöcher aus Austria, die vorne raunzen und hinten stinken! Die Brüsseler Funktionäre sind bloß zu höflich, um uns das in dieser Form zu sagen. Deshalb wählen sie die vornehmere Art der Klagsandrohung. Und wenn es Gerechtigkeit gibt, soll Österreich zahlen, bis es schwarz wird wie jener Ruß, den wir alle hinten hinausstinken.

Helmuth Schönauer 20/07/04

STICHPUNKT 424

Exquisiter Lausbubensex

Wenn etwas witzig ist, prasseln die passenden Witze nur so vom Himmel. Längst hat jeder, der ein Geschlechtsorgan sein eigen nennt, den passenden Witz für das, was im St. Pöltener Priesterseminar als Zipfelpost abgeht. Die einen sprechen vom elegantesten Swingerclub der Kuttenszene, die anderen von exquisitem Lausbubensex, die lateinisch witzelnde Intelligenzia hat vorsorglich aus dem "ora et labore!" (bete und arbeite!) ein "ora et orale!" (bete und mach es oral!) gemacht. Endlich ist auch der Neid auf die Kuttinger entschwunden, dass man mit der Kutte einfach den besseren Sex hat. Die aufgeklärten Menschen unseres Landes begrüßen die neue Sexwelle der Schafhirten, weil diese pastorale Erotik künftig allen kniffligen Situationen einen emotional-genitalen Touch geben wird. Jetzt lohnt es sich also auch für diese Welt, katholisch zu sein, weil dort einfach der beste Sex weit und breit zu holen ist. Freilich gibt es noch ein paar Komiker, die den neuen Kurs nicht mitgekriegt haben. Im aktuellen Profil (29/04) etwa, worin vortrefflich von der neuen sexuellen Stellung (griechisch-sanktpöltisch) berichtet wird, gibt es im Kulturteil die Notiz, dass die Innsbrucker Buchhandlung Tyrolia den neuen Gedichtband der Zeitschrift "Das Gedicht" zurückgeschickt hat, weil das Thema "nackt" heißt. Am Cover des neuen Bandes der besten Lyrikzeitschrift Deutschlands ist auch ziemlich frech das Wort "nackt" über den Zipfel einer antiken Statue geklebt. Gute Lyrik nämlich spricht auch dort klar, wo sie scheinbar etwas verdeckt. Die Komiker von der Tyrolia haben also die Lyrik gleich wieder an den Herausgeber Anton G. Leitner nach München zurückgeschickt. Das ist originell und tyrolisch-daneben wie die ganze Tyrolia. Längst nämlich begeilen sich die wirklichen Wixer an den Krenndarstellungen und nicht am Gedicht zum Thema "nackt".

Helmuth Schönauer 13/07/04

STICHPUNKT 423

Am Greenway ist die Hölle los!

Jeder Sommer ist anders, mal gibt es eine Maikäferinvasion, dann wieder Gelsen. Heuer sind beispielsweise die Radfahrer völlig aggressiv. Was heißt aggressiv, es fährt mittlerweile jeder am Gehsteig, und wer zu Fuß geht, ist eben ein Trottel. Aus der Sicht der Radfahrer handeln sie ja sehr klug und richtig. Da es auf der Fahrbahn zu gefährlich ist, weichen sie wie Geld im Kapitalismus auf die grünere Wiese aus. Jeder Radfahrer ist inzwischen ein Grüner, was erklärt, daß sie im Sommer massenhaft auftreten und im Winter in der Wahlzelle dann doch bloß bei zehn Prozent landen. Die Radfahrer haben von den Grünen gelernt, wenn der echte Feind nicht zu besiegen ist, mußt du dir eben einen leichteren Feind aussuchen und ihn besiegen. Im Fall der Radfahrer nimmt man also den Fußgeher als Feind und besiegt ihn. Ok, so lange man als Fußgänger zu den eigenen Beinen noch ein Gehör und eine gewisse Behendigkeit im Körper hat, kann man ja noch immer auf die Seite springen, wenn einem die feindliche Lenkstange schon in den Rücken zischt, es ist eben alles eine Sache des Reflexes. Aber wenn du etwas älter bist, langsamer hörst, dann hilft nur eins, ein Froschgewand anziehen und als gefährdeter Teil der Schöpfung auf der Promenade quacken. Vielleicht lassen dich dann die grünen Radfahrer in Ruhe und tragen dich wie eine laichende Froschkuh über die Straße. Der letzte Polizist, der in Innsbruck einen Radfahrer aufgehalten und des Gehsteigs verwiesen hat, tat dies übrigens im Jahre 1892 und beim Radfahrer handelte es sich um einen Draisineur. Was können wir aus dieser Sommergeschichte lernen? Die Grünen sind wahrscheinlich in jeder Regierung so feig, wie Radfahrer am Gehsteig. Dabei haben sie in der Regierung eigentlich nichts verloren. Ihre Aufgabe ist jene, die Mister Martin in Straßburg mimt. So eklig zu sein, daß die etablierten Abgeordneten sich vor Ekel eine ganze Periode lang übergeben müssen. Das wäre die Aufgabe der Grünen. Und die Autos zu bekämpfen, nicht die Fußgänger!

Helmuth Schönauer 01/07/04

STICHPUNKT 422

Triebfahrzeugführersalz

Wenn prägnante Einzelwörter zu einer Wurst verschmolzen werden, geht es meist um Literatur oder ein literarisches Festival. "Schreibkraft", "Volltext" oder "Sprachsalz" sind solche Beispiele. Schreibkraft ist ein originelles Feuilletonmagazin aus Graz, Volltext eine äußerlich und innerlich schnell gemachte Literaturzeitschrift aus Wien und Sprachsalz ein Treffen von Autoren in der "alten Stadt" Hall in Tirol. Bei Titeln soll man sich immer hemmungslos von der Phantasie treiben lassen, daher stellen sich normale Menschen unter Sprachsalz vor, daß dabei Dichter zusammenkommen und zwei Tage lang Salz schlecken. Das kommt ungefähr hin, denn bei Dichtertreffen geht es immer um zwei Fragen, die das Salz der Literatur bedeuten: - Wo hast du gerade gelesen? und Wo wirst du noch lesen? Bei Dichtertreffen sitzen also diese Dichter beisammen und erzählen sich, ohne einander zuzuhören, von wo sie gerade herkommen, weil sie gerade eine Lesung hatten, und wie sie es schaffen konnten, den aktuellen Termin einzuhalten, wo sie doch demnächst wieder eine Lesung haben werden. Das ist Sprachsalz pur! Man stell sich nun eine andere Berufsgruppe vor, die nach der gleichen Methode vorgehen müßte. Also da kommen die berühmtesten Lokführer des Landes, offiziell Triebfahrzeugführer genannt, zum Lokführerfestival zusammen und erzählen sich ihre Strecken der letzten Tage, und wo sie demnächst wieder mit ihrer Taurus (= Wunderlok der ÖBB) auftreten werden. "Ich hatte letzte Woche einen Güterzug von Villach nach Salzburg, anschließend eine Leerüberstellung nach Linz, und jetzt freue ich mich, wenn ich von Hall eine Garnitur nach Bischofshofen überstellen darf!" Wetten, daß zu diesem Semmel jede Menge Publikum kommt, wenn man es Literatur nennt? Denn in Wahrheit sind wir ganz süchtig nach diesem Triebfahrzeugführersalz, das wir alle so gerne schlecken.

Helmuth Schönauer 27/06/04

STICHPUNKT 421

Zwischen nuttig und Nutella

Mittlerweile werden die Tiroler Postkästen im Zweitagesrhythmus von mickrigen Gratiszeitungen vollgestopft. In Innsbruck erledigen diese Verstopfung immer das rote "tip" und das blaue "Stadtblatt". Diese Blätter haben ein geradezu Ekel erregend süßliches Niveau und die Klebrigkeit der Berichte erinnert an Nutella. Was heißt Berichte, in diesen roten und blauen Entsorgungsblättern steht mittlerweile rein gar nichts mehr drin. Glossen, Gedanken oder gar recherchierte Beiträge sind längst samt ihren ehemaligen Schreibern in der Versenkung verschwunden. Jene paar Zeilen, die noch wie ein Beitrag ausschauen, sind nach dem Muster von geographischen Tatsachen und Bildbeschreibungen aufgebaut. Die Museumstraße – immer noch da! Die Erlerstraße – bald wieder da! Die Speckbacherstraße – immer noch ausgestorben! Die Straßenbahn – immer noch alt! Die Stadtregierung – immer emsig da! Während das rote Blatt zu einer reinen Fresszeitung verkommen ist, worin ständig berichtet wird, dass Kellnerinnen die Vorspeise zu Beginn und das Dessert am Schluss der Verdauungswinde servieren, gibt es im blauen Blatt Nutten, bis es einem die Augen verdreht. Was denken sich die Herausgeber solcher Zeitungen eigentlich? Sie wollen Cash machen und verwenden unsere Postkästen dazu, aber warum könnten sie nicht wenigstens einen Hauch von Zuwendung mit ihrem Geschäft verbinden? Warum werden wir Tiroler flächendeckend als Hormontrottel behandelt, die nichts als Geilheit im Kopf haben? Und dann gibt es immer noch so kindische Kultureinrichtungen wie das Bierstindl oder das Literaturhaus, die in diesen Affenzeitungen inserieren. Als ob es Sinn macht, einen polnischen Literaturabend unter den Nuttennummern polnischer Einwegdamen zu verstecken. Der Markt ist ja ein geduldiges Ding, aber manchmal kippt der Markt, und dann ist er hin. Diese Bezirks-, Stadt- und Blickblätter haben es mittlerweile geschafft, den Lesern die letzte Leselust zu nehmen. Das ist schade, denn es gibt ja jede Menge Nachrichten und Geschichten, die man den Tirolern durchaus erzählen könnte.

Helmuth Schönauer 25/06/04

STICHPUNKT 420

Zänt

Wenn Tiroler von der Währung reden, schütteln sich Ausheimische immer vor Lachen. Denn die Tiroler reden nicht nur unverständlich, was den Sinn ihrer Worte betrifft, sondern auch in der Aussprache. Wenn von "Zänt" die Rede ist, geht es nicht nur um die eingeschlagenen Vorderzähne eines Mitdiskutanten, denn noch immer herrscht bei manchen Auseinandersetzungen das pure Faustrecht vor. Unter Zänt sind in unseren Landen die kleinen Dinger gemeint, die man auf einen Euro herausbekommt, wenn man etwas Kleines wie ein singuläres Gummibärli oder ein Tiroler Zwergenrahmjoghurt um 29 Zänt kauft. Dieser liebevolle Umgang mit den kleinen Zänts hat nun große Handelsketten in Deutschland bewogen, Abermillionen dieser kleinen Dinger bei uns zu bestellen. Wegen der Wirtschaftsflaute und des Investitionspessimismus in Deutschland herrscht nämlich im Land der großen Büffel und Klöße akuter Mangel an Ein- und Zweicentmünzen. Da hat die österreichische Nationalbank dieser Tage gleich ausgeholfen, denn bei Kleingeld und bei kleinen Gedanken sind wir Österreicher Meister. Wenn in Wien etwas Großes passiert, und sei es nur eine große Ausgabe von Kleingeld, dann schlägt das sofort Wellen in der Welthauptstadt Innsbruck. Mittlerweile geht das Gerücht um, daß die Innsbrucker Stadtführung diese Kleingeldlust für ihre Zwecke nützen will. Wenn das mit der Kulturhauptstadt nämlich nicht klappen sollte, was ja leicht passieren kann, wenn man die Klappe nicht halten kann und ohne Hirn etwas Kulturelles ins Auge fasst, dann will sich Innsbruck als Zänt-Hauptstadt bewerben. In gut informierten Gerüchteküchen wird gemunkelt, dass eine eigene Münzpresse nach Innsbruck kommen soll. In einem hellen Moment hat die Stadtführung schon daran gedacht, Null-Centmünzen zu prägen. Das wäre überhaupt der Hammer, dann könnte die große geistige Nullstadt endlich mit der Null Kultur machen.

Helmuth Schönauer 20/06/04

STICHPUNKT 419

Frontal Leichnam

Kurz vor dem offiziellen Sommertermin finden in Tirol die obligaten Freiluftprozessionen statt. Zwar weiß niemand genau, worum es bei Fronleichnam geht, aber die Dramaturgie ist stimmig und da sind alle Tiroler gerne dabei. Natürlich gibt es den Prominenten-Corso, in dem die Seitenblicke-Faces auf Andacht machen und eine Runde vor der Kamera auf- und abgehen. So manchem paßt der Ehren-Schützendress nicht mehr, weil er einfach im Amt fett geworden ist, manche sind so klein und rund, daß man nur die Quaste vom Hut sieht. Wer ist jetzt der Kommissar? Wer ist der Landtagspräsident? Großes Quastelraten ist angesagt. Aber die wirklich aufregenden Ereignisse finden backstage statt. Da kollabieren Musikanten und Schützen schon vor der Veranstaltung bei der Vorstellung, daß es ein heißer Tag werden wird und es in den nächsten beiden Stunden nichts zum Trinken geben wird. "Beim Altar sieht man noch die Fiaß und keine Blumen sind in der Vase!" Eine mobile Pfarrköchin schreit wütend ins Handy, daß der Fronleichnamszug in Gefahr ist, wenn nicht die Rampen fürs Allerheiligste geschmückt sind. Sorgen über Sorgen. Dabei schaut der Leib recht zufrieden drein, wie er da in Tausenden Prozessionen durchs Land getragen wird. Irgendwo wird er auch beritten, da sieht man am Abend in ‚Tirol heute‘ dann einen ziemlich steifen Pfarrer durch die Gegend galoppieren. Zur Vorsicht hat er den einen Leib samt Monstranz umgehängt, falls sein eigener vom Pferdeleib stürzen sollte. Es bedarf großer Logistik, daß sich die Prozessionen nicht in die Quere kommen. Wie bei jedem Straßenverkehr hängen auch bei Prozessionen Frontalzusammenstöße in der Luft. Als Gnadengeschenk der transzendenten Art gab es heuer übrigens einen Gottesbeweis. Ein Stück Glasdecke im M-Preis am Hauptbahnhof stürzte auf Konsumenten, die die Feiertagsruhe schändeten. Dabei wurden zwei Personen vom Hauch des Jenseits gestreift.

Helmuth Schönauer 10/06/04

STICHPUNKT 418

Watschen am Kehlkopf

Bei der abendlichen Zusammenfassung der Kartoffel-Liga wundert man sich immer, warum die zwei Minuten Fußballübertragung im Fernsehen spannend sind und das Spiel auf dem Rasen zum Kotzen. Es hat eben mit dieser Zeitverdichtung zu tun, daß ein gelungener Paß im Fernsehen eine ganze Schas-Partie als hinreißend in die Erinnerung führen kann. In der Provinzliga der Politik ist es umgekehrt. Da ist meist der eine Satz im Fernsehen zum Kotzen und dafür die ganze Provinzansprache einer politischen Kartoffel hinreißend. Wenn dich nach der Zeit im Bild Menschen aus anderen Bundesländern anrufen, weil sie eine Innsbrucker Kotzerei im Fernsehen gesehen haben, dann muß es tatsächlich wild sein. In der Endphase des EU-Wahlkampfes hat die Innsbrucker Bürgermeisterin offensichtlich glatt die Fassung verloren. "Mir homm a Watschn kriagt" brüllte sie ins Mikrophon, daß sowohl die anwesenden Seniorinnen auf Anhieb inkontinet wurden als auch die anwesende EU-Kandidatin Stenzel. Der war der Schock ins Gesicht geschrieben, mit so einer Primitivität hatte sie nicht gerechnet. Die Bürgermeisterin formulierte die Watschen mit vollem Kehlkopf, und was das für einen Tiroler Kehllaut bedeutet, kann man sich vorstellen. Ohrenstöpsel sind angesagt. Die ehemalige Bundespräsidentenkadidatin Ferrero, die durch ihre Niederlage indirekt diesen Watschensatz ausgelöst hat, stand ebenfalls unter schwerem Schock. Sie verschluckte ihren Lippenstift, so straff war der Mund zusammengezogen, außerdem ringelten sich die Löffel zu Wahnsinnsohrringeln. Also diese ÖVP-Tria der hyperdoofen Art hat nicht nur die anwesenden Seniorinnen erschreckt, auch vor den Fernsehgeräten traten spontane Lähmungserscheinungen an der Wählerhand auf. Wer so eine Bürgermeisterin zur Unterhaltung hat, braucht sich zum Einschlafen keinen Schauerroman mehr zu geben.

Helmuth Schönauer 09/06/04

STICHPUNKT 417

Kunstverschluss

Die Sprache ist an manchen Tagen schon ein "Luader". Da müssen wir Künstler ununterbrochen erklären, dass das, was wir machen, Kunst ist, und dann geht ein Arzt her, macht aus heiterem Himmel einen Kunstfehler, und alle staunen und sagen, es sei Kunst. Soeben wurde ein Innsbrucker Starchirurg wegen eines Kunstfehlers verurteilt. Mindestens so bemerkenswert wie die Tatsache, dass ein Darmverschluss zu einem Reputationsverschluss führen kann, ist die Empörung, mit der der Chirurg das Urteil entgegennahm. (Wie nimmt man eigentlich als Chirurg ein Urteil entgegen? Wie das sterile Besteck im Operationssaal?) Wir alle haben den mediensympathischen Professor noch vor unseren Flimmerkistenaugen. Gerade hat er den slowakischen Präsidenten operiert, "Tirol rettet dem befreundeten slowakischen Volk das Leben", heißt es in der Patriotenpresse. Denn wer einen Präsidenten operiert, operiert das ganze Volk. Das ist ja die Aufgabe eines Präsidenten, dass er für das ganze Volk leidet, sich in Lebensgefahr begibt und operieren lässt. Na und dann das! Ein scheinbar längst verheilter Darmverschluss führt zu dieser Karrierekatastrophe. Diese Operation ist eben nicht gut ausgegangen, der Patient ist verstorben und nun reißt er noch einen Star mit ins Grab. Was können Normalsterbliche und meist anonym Operierte daraus lernen? Wer hoch "auffi" kommt, kommt auch tief "obi"! Jedes Interview, das du heute als Sieger gibst, musst du morgen als Erniedrigter und Geächteter zurücknehmen. Am besten du hältst immer die Gosche, wenn ein Medium unterwegs ist. Alles, was du als hohes Tier tust, hat tiefe Auswirkungen. Wenn du in einer Professorenaura schwebst und dir alle das sterile Besteck mit dem vorgewärmten Griff in deine Hand reichen, musst du auch wissen, dass es im Leben unsterile Instrumente mit dem Spitz in deine Richtung gibt. Das Urteil ist für den Starchirurgen deprimierend. Aber er kriegt wenigstens noch einmal im Leben mit, dass es eine Welt außerhalb der Professorenhülle gibt. Dass es nicht nur die schöne Anrede und das Hofieren gibt, sondern auch das Leck mich am Arsch. So gesehen ist der Kunstfehler wirklich zu einer hohen Kunst der Kommunikation geworden.

Helmuth Schönauer 04/06/04

STICHPUNKT 416

Wochen-Endgespräche

Ein guter Titel sagt oft mehr über eine Angelegenheit als das Programm. In Innsbruck gibt es seit Jahrzehnten sogenannte Wochenendgespräche, mittlerweile hat sich der Bindestrich so in das Wort platziert, daß der wahre Sinn aufkommt: Eine halbe Woche lang soll über das Ende von Gesprächen diskutiert werden. Auch heuer gab es wieder zwei Gruppen von Dichtern. Die einen, die gar nicht hingegangen sind, und die anderen, denen beim Gespräch das fade Auge herausgehangen ist. Der Grund für diese Fadesse ist einleuchtend. Was soll einen normalen Menschen bewegen, sich zu einer Zeit, wo normale Menschen arbeiten müssen, in einen unbequemen Kreis im Foyer des Landestheaters zu setzen, und zu warten, bis jemand ein Thema ausgibt, das einen dann vom Sessel reißt. Das Thema heuer war wieder umwerfend, die Vergangenheit und die Gegenwart sollten aufeinanderprallen, haben sich aber anständig die Hand gegeben und sich mit artigen Floskeln vertschüsst. Das muß man sich bildlich vorstellen. Während das Thema hinausgeht an die Bar und einen hinuntergluckst, hocken in offizieller Steife die sogenannten Thementräger im Kreis und schauen sich wohlwollend an. Was können wir daraus lernen? – Wenn ich abgekoppelt von Raum und Zeit ein Thema diskutieren will, kriege ich nur eine von Raum und Zeit abgekoppelte Diskussion. Dichter, die endlos Zeit haben, diskutieren dann auch endlos über das Ende von Zeit. Die Wochenendgespräche sind also ein Zeitvertreib für Dichter, die unendlich Zeit haben. Da alles völlig losgelöst von der Realität abläuft, ist es zwar ein schönes Glasperlenspiel, aber schon beim Hinausgehen der Dichter aus dem Foyer haut der Innsbrucker Föhn alle Gedanken über den Haufen und bläst das Thema über die Häuser, wie man in Wien zu sagen pflegt.

Helmuth Schönauer 16/05/04

STICHPUNKT 415

Abgesang

Da sage noch einer, die Musik hätte keine Kraft! Nicht nur Trommelfelle können reißen, Berge schmelzen und Gletscher vereisen, sondern auch Grinsgesichter einfrieren, wenn die richtige Musik einsetzt. Tirol hat als Land im Gebirge für alle Notfälle die passende Musik, von Insidern wird daher diese Musik als schweres Räumgerät bezeichnet. Ob gegen Lawinen, Muren, Überflutungen oder grinsende Kandidatinnen – DJ Ötzis Sound hilft immer! Die Bundespräsidentenwahl ist geschlagen, jetzt ist bei der unterlegenen Kandidatin viel Schminke angesagt, um die Brandwunden zu übertünchen. Denn die gute Benita hat sich schlicht verbrannt, als sie sich zur Abschlusskundgebung den DJ Ötzi auf die Bühne holte. Dieser nämlich holte in seiner unnachahmlich zipfellosen Zipfelmützenart zum Rundumschlag aus und sang alles in den Boden, inklusive Benita. Nach dieser erbärmlichen Darbietung flüchteten auch die tapfersten Benita-Wähler aus der Wahlzelle, denn im Falle eines Sieges wäre DJ-Ötzi wohl in den Reisetross der Benita gestiegen und hätte als offizielles Bundesheer alles in den Grund und Boden geballert, was sich ihm in den Weg gestellt hätte. Benita als Oberbefehlshaberin des Ötzi? Das wollten nicht einmal die eingefleischtesten Bundesheerfanatiker. So blieb es einer Tiroler Gröhlmaschine vorbehalten, die Kandidatin aus den Geschichtsbüchern zu singen. Schon heute erzählen Patrioten ihren Kindern aufregende Gruselgeschichten, damit diese nicht einschlafen können. Es war einmal ein Tiroler, der häkelte sich eine halbe Eierschale und setzte sich diese auf den Eierkopf. Dann stieg er auf die Bühne der Außenministerin und sang so grausig, dass sich diese noch vor der Wahl das Leben nehmen wollte. Papa hör auf! schreien an dieser Stelle die Kinder und schlafen aus Verzweiflung gerne ein.

Helmuth Schönauer 27/04/04

STICHPUNKT 414

Schizoversität

Was man so allgemein "Uni" nennt, hat irgendwie mit "eins" zu tun, das ganze Wissen und die ganze Forschung sind in einem einzigen Sack vereint. Mittlerweile gibt es in Innsbruck aber zwei solcher Säcke, sozusagen eine Uniuni. Im einen Sack ist die Medizin drin und im anderen alles andere. Im Kabarett läßt man oft Personen, die einmalig sind, zweifach auftreten, dann ist der Lacher garantiert. Man denke nur an das unsägliche Stück vom Doppelgänger, das an so gut wie allen Dorftrottelbühnen mit größtem Erfolg aufgeführt wird. In der Psychiatrie würde man freilich eher von Schizo sprechen, wenn etwa das Bewußtsein gespalten ist, das eigentlich besser aus einem einzigen Ganzen bestünde. Witzbolde sprechen daher bereits von der Schizo, wenn sie die Uni meinen. Dabei hat diese Schizoversität durchaus ihre Vorteile. Wenn man etwa eine thailändische Prinzessin durch die Uni führt, kann man ihr an zwei Tagen hintereinander jeweils eine eigene Uni zeigen, bis sie verrückt wird. In Wirklichkeit hat diese Trennung aber auch ihren Grund. Wenn man den Ausführungen des Innsbrucker Professors Ferdinand Cap folgt, haben die Theologen so gut wie überall ihre Hände drin. Noch in den sechziger Jahren wurde in Innsbruck ein Mathematiker verwarnt, weil er zu wenig gottgemäß geforscht hat, was immer das auch heißen mag. Und da geht einem plötzlich ein Licht auf, warum die Mediziner mit einer eigenen Uni besser fahren. Nicht nur, daß jeder Pharmakonzern sofort seine Forschungsgelder abzieht, sobald die empfängnisverhütenden Theologen in die Debatte ziehen, auch jedem normalen Biowissenschaftler stellt es die Haare auf, wenn er seine Tests ständig von der Theologie begutachten lassen muß. Und der Einfluß der Theologen auf die Uni ist nun einmal ziemlich groß. Was also auf den ersten Blick ziemlich schizo ausschaut, hat einen intelligenten Grund. Abgekoppelt von der Theologie kann endlich auch in der Provinz das Leben erforscht werden, wie es sich für das 21. Jahrhundert gehört.

Helmuth Schönauer 23/03/04

STICHPUNKT 413

Handi halten

Während in Innsbruck Hunde ständig frei die Promenaden hinauf und hinunter laufen dürfen, müssen sich Kinder immer zurufen lassen, sie sollen "Handi geben" oder "Handi halten". Angeblich gehen in Innsbruck kluge Kinder auf allen Vieren, weil sie dann frei herumlaufen dürfen. Dieses Handi-Halten dient einerseits dem puren Überleben, denn in Innsbruck wird kraft Kraftfahrzeug alles niedergefahren, was diesem in die Quere kommt. Andererseits lernen Menschen an der Hand, die Öffentliche Hand als die Urmutter allen Lebenssinns zu begreifen. Wehe, wenn sich die Öffentliche Hand einmal ein bisschen zurückzieht, das wird dann gleich zu einer Watsche vollen Ausmaßes. Dieser Tage hat sich überraschend die Innsbrucker Hand ein bisschen vom Osterfestival zurückgezogen, wie man halt oft eine Hand zurückzieht, wenn man sie zu lange aus dem Ärmel hat baumeln lassen. Die Veranstalter haben dies als volle Watsche aufgefasst. Jammern, seufzen und schmollen ist die Folge. Aber manchmal schießen einem so blöde Fragen an die Veranstalter ein: Warum macht ihr weiter, wenn euch die Öffentlichkeit nicht will? Warum schmeißt ihr nicht den Krempel hin, lasst die Kunst Kunst sein und erfreut euch des Daseins? Wenn das Osterfestival für die kleinen Stadtherzen zu groß geplant worden ist, warum macht ihr dann nicht ein kleines Festival, höchstens einen Abend lang, und passt euch der kulturellen Hochstimmung der Innsbrucker Öffentlichen Hand an? Warum macht ihr weiterhin ein so tolles Programm, wenn es die Mama in der Stadt nicht will? Ganze Generationen von Psychologen sind nur für den einen Zweck ausgebildet worden, nämlich den Menschen das Loslassen beizubringen. Also, liebe Veranstalter, lasst das Handi los, das euch so lieblos entzogen worden ist. In Innsbruck müsst ihr nämlich werden wie die Hundis, um wirklich frei zu sein.

Helmuth Schönauer 22/03/04

STICHPUNKT 412

Wie viele PS braucht ein Hund?

Statussymbole haben oft mit PS zu tun. Beim Auto schnellen die PS mit jedem Jahr in die Höhe und vermutlich wird man eines Tages die Pensionsharmonisierung nach den zu erwartenden PS im Ruhestand ausrechnen. Aber auch in Dingen des täglichen Bedarfs spielen die PS eine wichtige Rolle. Mit wie vielen PS der PC hochfährt, das lässt auf die Intelligenz des Users schließen. Mit welcher PS-Zahl die CDs gebrannt werden, gibt ein gutes Feedback auf die Musikalität der gebrannten Ware, und die Anzahl der PS, die an der elektrischen Zahnbürste anliegen, entschlüsselt mit einem einzigen Blick den Zustand der Mundhygiene. Wenn man beim Niederwerfen des eigenen Gesäßes in eine Sitzvorrichtung nichts hört als den Puh des Staunens, handelt es sich um Möbel mit viel PS. Hier gilt generell die Faustregel: Je vollholziger desto edler! In einer Welt voller PS ist es kein Wunder, wenn auch die Hunde solche unter dem Fell haben müssen. Wer kennt nicht dieses Gefühl von Niederlage, wenn man mit seinem Hund einen anderen überholen will, und man schafft es einfach nicht, weil er zu wenig PS für die Promenade hat. Und schon das tägliche Abkoten der Köter bedarf einer gewissen Motorisierung des Darms, denn nichts ist lächerlicher als ein Hund, der es nicht auf den Gehsteig derscheißt. Mit der neuen Verordnung über Kampfhunde und die psychische Verfassung der Hundehalter spielen diese PS plötzlich eine gewisse Rolle. Der Hundehalter soll nämlich in einem gewissen Kräfteverhältnis zum Hund stehen, um diesen auch während einer Hundekontrolle an der Leine halten zu können. Einige depressive Hundehalter wollen deshalb ihren Liebling einschläfern lassen, weil sie ihn nicht derhalten. Andere sehen sich gezwungen den Hund so abmagern zu lassen, daß eine Leinenhaltung möglich ist. Und die dritte Gruppe schließlich hat schon mit dem Hinauffressen des eigenen Körperfettes begonnen, um dem Hund wenigstens annähernd gewachsen zu sein. Da sieht man wieder, was ein dummes Gesetz letztlich für intelligente Lösungen hervorbringt.

Helmuth Schönauer 08/03/04

STICHPUNKT 411

Vivat Kuttat!

Akademische Rituale sind oft so witzig, daß man sie erst erklären muß, damit man ihren Witz versteht. "Vivat Kuttat!" soll ein akademisches Sprichwort darstellen, das dem Zustand der modernen Universitäten entspricht. Der Ausruf soll lustig, lateinisch, akademisch und sinnlos wirken, damit er die Lage möglichst gut trifft. Seit man durch die neue Rechtschreibregelung schreiben kann, wie man will, kann man nämlich auch lateinische Sprichwörter für den Hausgebrauch zimmern, wie man will. Seit einiger Zeit sind also die österreichischen Universitäten halbwegs selbständig und aufgefordert, sich irgendwie privatwirtschaftlich zu verhalten, was ja ein kleines Kunststück ist. Denn einerseits sollen die Ergebnisse humanistisch, staatstragend und für das Gemeinwohl passabel ausfallen, und andererseits soll alles irgendwie nach dem Motto "Event" und "Payout" funktionieren. Wie komisch die Lage momentan ist, sieht man, wenn Feierlichkeiten angesagt sind. Da sitzen dann Rektorinnen und Rektoren wie schwarze Weiba und Mannda ziemlich rektal in ihren Kutten herum und führen eine Rhetorik vor, die online von der New Yorker Stock heruntergeladen sein könnte. Die Roben der Würdenträger sind auf den ersten Blick antiquiert und das genaue Gegenteil der Reden, die da aus einer Kuttenöffnung herausströmen. Aber bei genauerem Hinsehen haben diese Roben schon etwas für sich. Heutzutage, wo jede Schnalle im Windkanal getestet werden muß, ehe sie als Applikation zugelassen wird, wirken diese gegen jede Strömung gewirkten Querhüte wirklich tapfer und zeugen von großem Widerstand. Denn quadratisch wie die Mützen sind auch die Köpfe darunter, und das ist heutzutage nur mehr selten anzutreffen. Also, wenn schon die Reden nichts hergeben, die Gewänder tun es auf jeden Fall. "Ad multos Kuttas!" Und überhaupt: "Vivat Kuttat!"

Helmuth Schönauer 07/03/04

STICHPUNKT 410

Chips

Wie intelligent es in unserem Land zugeht, merkt man schon daran, dass man zum Begriff Chip meist noch die bodenständige Kartoffel hinzufügt. Obwohl es eigentlich in Tirol eh klar ist, dass unter Chips Kartoffelchips zu verstehen sind und nicht jene im PC. Der tägliche LKW-Unfall hat für heute die Location Zirler Berg gewählt. Die Unfallslenker wählen nämlich ihre so genannte Unfall-Location nach der gleichen Methode aus wie anderswo in intelligenten Ländern Regisseure ihre Drehorte auswählen. Der Zirler Berg ist eine gute Örtlichkeit, um ins Schleudern zu geraten, umzustürzen und Tonnen von Chips und Cornflakes zu verschütten. Jetzt liegen diese Chips-Haufen auf dem Asfalt statt in den Schüsseln der Tiroler Fernsehkonsumenten. Denn die Fracht wird wohl hoffentlich für Tirol bestimmt gewesen sein, das wäre ja furchtbar, wenn es sich um einen Chips-Transit gehandelt hätte. Der gelehrige Tiroler lernt an diesem Unfall, dass er selbst es in der Hand hat, ob solche Kartoffelfuhren durch Tirol fahren. Also mit diesen Ostermärschen auf der Autobahn wird man dem Transit nicht beikommen. Und den Import von heißer Kartoffelware darf man ohnehin nicht stoppen, weil sonst das Tiroler Herz leidet. Es bleibt also nur noch kollektives Opferbringen und Fasten, um dem Transit Einhalt zu gebieten. Wenn beispielsweise alle Tiroler auf ihre Chips verzichten, dann bricht der LKW-Verkehr zusammen und man erspart sich die dummen Ostermärsche. So ein Unfall am Morgen hat durchaus besinnliche Züge. Der Verkehr wird angehalten, die Pendler werden umgeleitet, und das Tiroler Volk überlegt sich seinen Lebensstil und ändert ihn auch, wenn es ein guter Morgen ist. Freilich sind die Folgen fürchterlich. Am Abend greift die Fernseh-Hand ins Leere und auch das Auge merkt, dass es ins Leere glotzt: Im Fernsehen gibt es nämlich nur staatstragenden Schüssel ohne Inhalt, wie auch die Kartoffelschüssel am Tisch ab heute staatstragend leer ist.

Helmuth Schönauer 20/02/04

STICHPUNKT 409

Daisy Zach

Schauspieler, die ständig die Wahrheit auf die Bühne stellen müssen, sagen bei ihrem Abgang aus der Bühnenrealität dann manchmal doch noch etwas Wahres, was uns Zuschauern auch im Alltag hilft. So wurde der Schauspieler Christian Dolezal zu seinem Abgang vom Tiroler Landestheater gefragt: - TT: "Gab es etwas, das Ihnen negativ aufgefallen ist?" - Dolezal: "Bei der Uraufführung von ‚Obduktion Titus A‘ vom Tiroler Autor Egon A. Prantl steht die Kulturstadträtin Hilde Zach nach fünf Minuten auf und geht. Da habe ich mir einmal mehr gedacht, die versteht von Kunst und Kultur so viel wie Daisy Duck von Kant." Das ist ein toller Satz, der für alle Verlogenheiten entschädigt, die am Landestheater auch über die Bühne gehen. Eben hat man aus falscher Dankbarkeit, daß man endlich Probebühnen hat, einen moralischen Wurm zum Besten gegeben und sich nicht geniert, eine dieser Bühnen dieser Daisy Zach zu widmen. Diese winkt jetzt natürlich empört ab, es sei nicht ihre Idee, daß sie Namensstifterin für eine Probebühne sein müsse. Aber wenns über die Bühne gegangen wäre, wäre es ihr auch Wurst im wahrsten Sinne des Wortes gewesen. Und hier zeigt sich eben die volle Provinz rund ums Provinztheater. Nicht die Bürgermeisterin ist das Thema, sondern diese mickrige Hülle, die als Figur einer Bürgermeisterin ständig vor unseren Augen aufgeblasen wird. Und niemand stoppt diese Wurstposse, im Gegenteil, irgendwo im Hintergrund der Bürgermeisterin sitzen falsche Fans, die dieses blöde Ringelspiel aus Anbiederung, falscher Ehrung und devoter Namensgebung öffentlicher Einrichtungen jeden Tag aufs Neue entfachen. Wenn wenigstens jeder, der von der Bühne abgeht, einen wahren Satz sagt, dann kriegen wir Hinterbliebenen mit der Zeit den Possenspeicher von Donald Duck voll, wenn schon am Theater nichts Wahres passiert.

Helmuth Schönauer 20/02/04

STICHPUNKT 408

Zamm- und Ausnandhalten

Eine heiße Nachricht im journalistischen Sinn hat selten etwas mit Inhalt zu tun, dafür aber umso mehr mit der Emotion, die sie auslöst. Also dieser Tage hat ein pfeifenrauchender Bobfahrer die Arbeiterkammerwahlen in Tirol gewonnen. Und das Gute dieser Nachricht besteht darin, dass jetzt endlich die blöden Plakate und Sprüche weg sind, die einen Schritt um Tritt verfolgt haben. Lieber einen komischen Präsidenten, als noch länger Wahlwerbung, haben sich die meisten gedacht und schnell die Stimme dem am lautesten Schreienden in die Urne geworfen, damit eine Ruh ist. - So, jetzt ist aber wieder eine Ruh! Wir werden zwar täglich in der Früh einen Satz vom "Zammhalten" hören, aber das ist ein sinnloser Sportsatz, wie ihn Sportler jeden Tag von sich geben. Eh klar, daß man beim Bobfahren die Haxen zammhalten muß, sonst gehts in der Kurve nicht gut aus. Und gestürzte Schirennfahrer und –rinnen schwärmen immer vom Zammhalten, wenn ihre frisch gebrochenen Knochen zusammengenagelt worden sind. Das Gegenteil von diesem blöden Zammhalten wäre das "Ausnandhalten", das ist aber wenig gefragt. Ausnandhalten ist nämlich im Kontrast zur emotionalen Verkrampfung am After eine intellektuelle Leistung im Kopf, indem man verschiedene Argumente auseinander legt. Also beispielsweise, daß 80 Prozent des Verkehrs hausgemacht sind, ist die intellektuelle Einschätzung, zammhalten und mit einem Transitkämmerer Osterspaziergänge auf der Autobahn zu absolvieren, ist die Afterversion des Zammhaltens. Wie so oft im Leben wird es günstig sein, wenn jeder das macht, was er kann. Also wer wahnsinnig gern zammhaltet, soll zammhalten und dem Präsidenten beim Pfeifenrauchen zuschauen, wer lieber seine Gedanken auseinander hält, soll sich seinen Reim drauf denken und gerade eben nicht zammhalten. Denn der Ausdruck: "Halts zamm!" heißt ja so viel, wie die Gosche zu halten und ruhig zu sein.

Helmuth Schönauer 18/02/04

STICHPUNKT 407

Sachgefühl

Also was Mehlspeisen anbelangt, sind die in Wien einfach immer besser drauf. Da kommt ein ungewöhnliches Gesetz auf die Universitäten zu und die Studenten spüren es sofort nach zwei Jahren, daß sich etwas ändert, und organisieren stracks eine spontane Aktion. Aus Stummfilmen wissen wir, daß nichts so spontan ist wie das Parken einer Torte im Gesicht des Kontrahenten. Auf Österreichisch heißt das Tortung. Wahrscheinlich haben alle österreichischen Studenten Stummfilme gesehen und halten es für Vorlesungen, weshalb der Umgang mit Gesichtsmehlspeisen so selbstverständlich ist. Freilich haben die Innsbrucker Studenten trotz aller Mühen keine passende Torte gefunden, und wenn sie eine gefunden hätten, hätten sie erst nicht gewußt, wem ins Gesicht schmieren, es ist nämlich alles amorph. Die Prügeltorte wäre ideal für so einen Anlaß, aber deren Herstellung dauert mehrere Stunden, und da gehen die Studenten meist schon wieder heim, weil sie vom Studieren müde sind. Wer hätte also in der Freizeit die Prügeltorte vom Prügelkonditor abholen sollen? In Innsbruck beschränkt man sich also auf ein lautes Sitzen im Hörsaal und hofft, das Studium wie das Leben insgesamt aussitzen zu können. Anders in Wien. Stracks war eine Torte zur Hand, aus der Sachertorte wurde eine Sach-Torte und sachlich dem Rektor ins Gesicht geschmiert. Volle Tortung! Dieser soll seither einen Knick haben. Gerade er, der so logisch denkt und den Scheiß der Regierung so cool exekutiert, kriegt diese sachliche Torte nicht mehr aus dem Gesicht der Erinnerung. Plötzlich kriegt diese Klebrigkeit um das neue Unigesetz eine anschauliche Masse. Was lernen wir daraus? Kein Mensch merkt sich sachliche Dinge, erst wenn die Gefühle auskommen, entsteht Realität. Daß ein allwissender Rektor plötzlich weiß, wie Schmach im Gesicht schmeckt, hat übrigens mit Allgemeinbildung zu tun.

Helmuth Schönauer 25/01/04

STICHPUNKT 406

Stau auf der Brust

Wenn es sogar schon auf dem Querformat eng wird, dann ist viel los auf dem Foto. Tatsächlich tummeln sich fröhliche Körper zwei - und dreireihig rund um die Linse, und sie haben alle leicht lachen, denn endlich ist die Ehrung ausgebrochen. Die Stadt Innsbruck hat alles, was einmal mit Kultur in Berührung gekommen und noch nicht unter der Erde ist, zu einem gigantischen Ehr-Marathon aufgetrieben. "Persönlichkeiten des Innsbrucker Kulturlebens wurden mit dem Kulturehrenzeichen bzw. der Verdienstmedaille der Stadt ausgezeichnet." – Die schlichte Unterschrift steht im krassen Widerspruch zur barock-üppigen Ehrung auf der Bildoberfläche. "Ja, es hat einen Stau gegeben, den mußten wir abarbeiten", sagt auch die Bürgermeisterin wie immer ganz im Saft der Fröhlichkeit. Bei genauerem Hinsehen ist der Stau auf den Brüsten beträchtlich, das Keks vom Pädagogen sticht ins Fleisch des Verschönerungsvereins, die geklopfte Schulter der Konzertmeisterin quetscht sich die Halsschlagader des Präsidenten der Künstlerschaft, ein Universalkünstler steckt zwischen den Brüsten von Verleger und Almanach, jemand nennt sich Beleber von St. Nikolaus und hält unterm Stau den Atem an. Und Höhepunkt dieses Auftriebs ist sicher der ehemalige Kulturamtsleiter, dem man einmal mitten in der Dienstzeit den Schreibtisch auf die städtische Müllhalde gekippt hatte, damit er noch vor der Pension wach würde, so eingeschlafen war er schon. Also wenn Personen, deren Aufgabe es ist, Kultur in jeder Form zu verhindern, dann in der Pension noch ein Keks kriegen, dann kann man sich ausmalen, was diese Stadt unter Kultur versteht. Foto ist ok, Stau abgearbeitet, Bürgermeisterin kann aufatmen, die geehrten Brüste lassen sich wieder strecken, wenn man zu Hause die Dinger abgenommen hat, die in die Lungen stechen. Na ja, in einer anderen Stadt als Innsbruck hätten es die Kulturschaffenden sicher schlimmer treffen können, in anderen Städten nämlich vegetieren die Kulturzombies ungestochen und ungeehrt durch die Viertel.

Helmuth Schönauer 20/01/04

STICHPUNKT 405

Volle Tube Ergriffenheit

Über den gerade ausgeisternden Bundespräsidenten Klestil gibts den schönen Kommentar, wonach er an manchen Tagen vor seiner eigenen Ergriffenheit fast zusammenbreche. Und tatsächlich, er leidet unsäglich an sich selber, weil er oft die Falsche Tube erwischt und statt der Amts-Creme die eigene aufträgt, was dem Gesicht nicht gut tut. Ok, das wird bald Geschichte sein. Das merkt man schon daran, daß die nächsten Ergriffenheitsprobanden in den Startlöchern stehen. Mister Fischer speichelt immer gut ein, ehe sich die Zunge auf den Weg macht, wertvolle Wörter vom Gaumen herunterzuholen. Wenn er Präsident wird, wird er aufpassen müssen, daß er nicht während seiner Bedächtigkeit vertrocknet. Und die Frau Eff-Weh hat sich frisch gleich selbst in den Wahlkampf katapultiert, also den Fallschirm gezogen, ehe die Parteiluke zum Absprung geöffnet worden ist. Sollte sie gewinnen, wird es für die Polizisten auf der ganzen Welt ein Gewinn sein. Denn ihre Parole seit Genua lautet, im Zweifelsfalle Österreicher immer zusammenschlagen und einsperren, denn Österreicher haben das immer und überall auf der Welt verdient. Vom Präsidentenamt geht eine unheimliche Ergriffenheit aus, die alle Amsträger überwuchert, ob sie es kapieren oder nicht. Selbst in kleinen Grafschaften wie Tirol frißt die Ergriffenheit immer die Amtsträger. So muß man bloß eines der zahlreichen Seitenblickefotos des amtierenden Landtagspräsidenten studieren, um zu begreifen, was Ergriffenheit in der Provinz auslösen kann: Versteinerte Miene, Lustlosigkeit auf die Welt und unheimliches Schulterklopfen unterm eigenen Anzug. Gerüchtehalber sollen Präsidenten alle in einem geschärpten Pyjama schlafen. Denn wenn der Alptraum über das Bett huscht, soll er sofort ergriffen erkennen, daß hier ein Präsident schläft.

Helmuth Schönauer 11/01/04

STICHPUNKT 404

Gratisbrummsen

Tirol ist nicht nur sozial, sondern stets auch sehr innovativ eingestellt. Wenn es darum geht, unter dem Gesichtspunkt von Humanität jemanden zu unterstützen, sind die Tiroler immer die ersten, die "hier!" schreien. Unter dem Vorwand, böse LKW zu kontrollieren und die Transitlawine einzudämmen, werden jetzt vor den Kameras diverser Fernsehanstalten LKW auf die Seite gewunken und begutachtet. Längst hat sich in Frächterkreisen herum gesprochen, dass es in Tirol perfekten Gratis-TÜV gibt. Wofür man üblicherweise in die Werkstätte fahren muss, das wird jetzt während der Fahrt elegant mit mobilen Prüfstationen erledigt. Gewitzte Unternehmer schicken daher die ältesten und kaputtesten LKW-Züge durch Tirol, weil die nicht nur am besten abzuschreiben sind, wenn sie verunglücken, sondern auch noch eine Gratisüberprüfung kriegen, wenn sie durchkommen. Das ist nicht nur Service total sondern auch sehr human. Die Driver, ohnehin ziemlich gestresst, kriegen eine Verschnaufpause, während ihr Gerät auf Herz und Nieren untersucht wird. Im Idealfall werden Ersatzteile gleich eingebaut, damit es keine allzu lange Unterbrechung gibt. Hast du einen glatzerten Reifen oder eine geplatzte Felge, fährst du einfach so lange, bis du kontrolliert wirst und alles repariert wird. Im Volksmund gibt es bereits den Ausdruck vom "Gratisbrummsen", wenn Brummis besonders geil und gratis überprüft werden. Und auch im Umkehrschluss kommt bei diesen Aktionen nur Gutes heraus: Wer nämlich nicht kontrolliert wird, dessen Gerät ist offensichtlich in Ordnung. Bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Kontrollen bald auf die PKW ausweiten, dann haben die blöden Jahresinspektionen und TÜVs ein Ende.

Helmuth Schönauer 08/01/04

STICHPUNKT 403

Hände hoch, Gefühle raus!

Überfallen müßte man werden! Natürlich nicht auf der Straße oder im Park, sondern als Bankangestellter hinter der Budel. "Hände hoch und Geld heraus!" Und dann gibt’s eine riesige psychologische Betreuung, da kann man dann in einem Aufwaschen gleich den Schock, die eigene Persönlichkeit und das Weltall der Ängste aufräumen. Geld ist offensichtlich so wertvoll, daß man die Geldmenschen psychologisch betreut, wenn beim Handling etwas passiert. Andere Berufe kriegen diese Betreuung nicht, wenn bei der Berufsausübung etwas schief geht. Wer betreut schon einen Gärtner, dem die Pflanzen eingegangen sind, wer einen Landwirt, wenn der Hagel kommt? Welcher Tankstellenpächter wird psychologisch betreut, wenn ihm ein Kunde abhaut? Und wer betreut schließlich uns Wähler, die wir von den Politikern täglich eins auf den Kopf geschissen kriegen, kaum daß die Wahlen vorbei sind? Jetzt sind dann so ziemlich alle Berufsgruppen durch, die von dieser Regierung fertiggemacht worden sind. Alle sind verunsichert, an geraden Tagen geht die Angst um, an ungeraden die Wut. Dabei sind die Folgeschäden nicht abzusehen. Jeder geschmissene Postler, Lehrer oder Zöllner kostet eine Stange Geld, wenn man in sauberer Kosten-Nutzen-Rechnung Medikamente, Alkohol und Strick dazu zählt, die letztlich von der Allgemeinheit zu tragen sind. Wenn die Geschaßten etwas wert wären, gäbe man ihnen wenigstens eine psychologische Betreuung, wie den überfallenen Bankangestellten. Aber dieser Regierung geht es nicht um das Wohl der Wähler, weil sie nur eines im Sinn hat: Den Spieß umzudrehen und sich zu rächen. Üblicherweise nämlich haßt das Volk die Regierung, im aktuellen Fall aber haßt die Regierung das Volk.

Helmuth Schönauer 08/01/04

STICHPUNKT 402

Neujahrs-Scheiß

Gottseidank werden die von den Neujahrsansprachen geschundenen Jahre dann immer besser, als es die Neujahrsredner mit ihrem Gequassel befürchten lassen. Und heuer waren die Neujahrsansprachen durch die Bank ein Scheiß, weshalb 2004 ein gutes Jahr werden dürfte. Die stillste Ansprache kam heuer vom Papst. Da er sie sitzend hielt statt, wie befürchtet, im Liegen, waren alle Kommentatoren so mit seiner Sitzung beschäftigt, daß niemandem auffiel, daß er eigentlich gar nichts sagte. Mit der Körperhaltung bereits im Jenseits hielt Herr Stoiber seine Rede im Stehen. Dabei zeigte er mit der mobilen Hand, bei der er die Finger zu einem geistigen Zipfel modelliert hatte, auf die gelähmte Hand, die er während der Rede wie einen Fremdkörper voller Ekel am eigenen Körper hinunter hängen ließ. Der Inhalt war zipfelig und ekelig zugleich: Die bösen Schweine in Berlin verhindern ein saftiges Wirtschaftstreiben und in Bayern wird man sich daher auf die Familie stürzen. Die deutschen Kirchenfunktionäre diskutierten alfabetisch eng über Kopftücher und Kruzifixe. Wenn es hängt, ist es ein Kopftuch, wenn er hängt, ist es ein Kruzifix. Soviel zum Streit um religiöse Symbole. In Österreich wurden die Neujahrsansprachen mit versteinertem Face windschlüpfrig zur Vierschanzentournee gehalten. Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl übten sich bereits in semantischer Scheiße und sagten nichts, während der Mund asynchrone Bewegungen ausführte. Alle Neujahrsreden hatten eines gemeinsam: Je mehr die Sprechkörper ein glückliches neues Jahr wünschten, um so heftiger sagten sie in der Körpersprache: Leck mich am After! Es wird ein hervorragendes Jahr, denn die Ansprachen zum Start sind grandios wie eben nur zu Schaltjahren ausgefallen.

Helmuth Schönauer 05/01/04

STICHPUNKT 401

Herr Karl ist selig

Wenn ein gerades Jahr auf ein ungerades folgt, wird es besonders gut. Das scheint heuer der Fall zu sein. Ja es muß geradezu ein seliges Jahr werden, denn der Kaiser Karl wird selig gesprochen, eben ist die Depesche raus. Da sieht man wieder einmal, daß Österreich in der Gruft-Kompetenz Weltmeister ist. Daher stellt man sich logischerweise den Himmel am besten als riesige Ahnengalerie vor, in der fast nur Österreicher herumwandern. Die Heiligen und Seligen haben dabei rotweißrote Schärpen, wodurch im Himmel jeden Tag Opernball ist. Sicher ist nicht alles logisch im Himmel, aber dafür österreichisch. Also auf auf ihr Österreicher! Wenn es sich im heurigen Jahr auf dieser Welt nicht mehr ausgeht, gibt es im Himmel permanent Happyhour. Da jetzt Kaiser Karl selig gesprochen ist, kann man logischer- oder österreichischerweise annehmen, daß es ab nun wirklich jedes Arschloch schafft, selig gesprochen zu werden. Das ist die beste Botschaft seit langem. Kaiser Karl hat nach seinem Tod nämlich eine brasilianische Nonne von den Krampfadern geheilt, die sich diese bei der verkrampften Gebetshaltung in einem zugigen Kloster geholt hatte. Wegen dieser Venenheilung werden Selige auch als "Venerabile" angebetet. Zu Lebzeiten hat Feldherr Karl im ersten Weltkrieg noch heftig die Front abgeschritten und dabei etwa die gleichen Sätze verwendet, die der aktuelle Verteidigungsminister aus Tirol verwendet, wenn er seine Weihnachtsfront am Golan oder wo immer abschreitet. "Also, brav sein Burschen, bald kommts nach Hause oder in den Himmel!" Der Verteidigungsminister aus Tirol wird wahrscheinlich nächstes Jahr selig gesprochen werden, denn auf ein gutes gerades Jahr folgt ein sensationell gutes ungerades Jahr, und selig sind sie alle, die da die Waffen inspizieren und abschreiten.

Helmuth Schönauer 22/12/03