STICHPUNKT 343

Gefühls-Omelett

Wie fühlt sich eigentlich ein Omelett, wenn es gebruzzelt wird? – Intelligent, intensiv und inständig. Also in etwa genau so, wie sich die Tiroler nach dem Auslaufen des Transitvertrages fühlen. Und die Tiroler insgesamt sind ja nichts anderes als ein Gefühls-Omelett, in einer braunen Pfanne mit guten Eiern zwischen den Beinen braten sie knusprig der kurzen Zukunft entgegen.Wer einmal in der Früh gesehen hat, wie die Tiroler aus ihren Tälern herausdieseln und sich in einer großen Stauwolke vor der Stadt versammeln, ehe sie dann möglichst nahe am goldenen Dachl die Karre abstellen, versteht nicht, warum eine Stunde später plötzlich der herrliche Dieselsaft in der Luft etwas Schlimmes sein sollte, nur weil er von Transiteuren kommt. Die neue Masche der Transitbekämpfer heißt Gesundheit. Ok, der Lunge ist es egal, welches Rußpartikelchen sie kriegt, Hauptsache es ist krebsfördernd. Aber sind nicht auch die Lebensmittel bereits gefährlich, die Milch, die entlang der Autobahnen mit Bioschmäh gemolken wird, und das Handy, das offensichtlich dem Tiroler deshalb nichts ausmacht, weil im Kopf nichts drin ist, was strahlengefährdet sein könnte. Die EU sagt dieser Tage trocken, daß die Österreicher ihrerseits den Vertrag gebrochen hätten, indem sie die Bahn nicht ausgebaut haben. Und Tirol braucht gar nicht blöd zu schauen, schließlich hat es den öffentlichen Verkehr reduziert und jedem Tiroler Freiheit und Karre ermöglicht. Wenn das Omelett das größte Gefühl der Identität hat, wird es zusammengerollt und verspeist. Das sollten sich auch die Tiroler zu Herzen nehmen und dieses geile Transitgefühl genießen, in ein paar Jahren erledigt sich der Verkehr ohnehin von selbst, wenn er an die Grenze seiner eigenen Freiheit gelangt ist.

Helmuth Schönauer 26/11/03

STICHPUNKT 342

Mehr Killer bitte!

Nichts ist für einen Österreicher so schlimm wie eine Reform. Und wenn diese Reform dann noch beim Sichersten der Welt, nämlich der Gendarmerie, stattfinden soll, dann drohen schlaflose Nächte. Im Außerfern liegt schon seit Wochen die halbe Bevölkerung wach, weil das Gerücht umgeht, die Gendarmerie könnte in sinnlose Polizeiuniformen gesteckt werden und völlig blau durch die Gegend streifen. Und noch schlimmer: Das Bezirksgendarmeriekommando könnte verloren gehen. Ui, das würde weh tun, wenn man in Imst nachfragen müßte, ob man in Musau jemanden aus dem Auto zerren darf. Der Einheits-Landtagsabgeordnete des Bezirks ist ebenfalls wenn nicht gerade schlaflos, so doch immerhin für kurze Zeit wach geworden und hat seinem Parteikollegen, der als Innenminister fungiert, einen kurzen Alarmbrief zugestellt. Ohne eigens Kommando kollabiert die Bevölkerung! Soll die Botschaft gelautet haben. Alles halb so schlimm, meint der Innenminister, gerade entlegene Bezirke kriegen ihr Kommando, wenn Bedarf ist. Allerdings ist ein eigenes Kommando nichts wert, wenn nichts passiert, was man kommandieren könnte. Da heißt es nun ordentlich Bedarf schaffen. Wenn Eigentums- und Sittlichkeitsdelikte nicht sprunghaft ansteigen, ist das Kommando weg wie die ganze Gendarmerie. Es werden schon SMS verschickt: "Mehr Killer bitte!" Aber die Mafia-Organisationen sagen der Reihe nach fürs Außerfern ab. Sie haben EU-weit schon so viel zu tun, daß sie keinen einzigen Killer ins Außerfern abstellen können. Was jetzt für die Außerferner bleibt, ist die Hoffnung, daß irgendwas Kriminelles passiert, damit der Kommandoposten erhalten bleiben kann.

Helmuth Schönauer 19/11/03

STICHPUNKT 341

Zwischen ZIB-Zwo-Lady und Altbischof

Ha, das waren noch Zeiten, als man mitten in der Maria-Theresien-Straße in einer halbreligiösen Buchhandlung einen ganz religiösen Scanner aufgestellt hatte, der die Bücher in schweinisch, gottlos und humoristisch einteilte. Niemand wußte, wie dieser Scanner aussah, aber manche Bücher von Tiroler Autoren wurden einfach ausgeschieden, nur die sogenannten humoristischen Bücher durften in den Laden. Ehrensache, daß sich die Käufer zerkugelt haben bei so viel Humorismus. Mittlerweile ist die Buchhandlung ein offenes flottes Haus und pflegt die Gegenwartsliteratur. Allerdings dürften nicht alle mit dem neuen Kurs einverstanden sein, denn in der Devotionalienecke gibt es zwischendurch Äußerungen, die mit dem After vor das Schaufenster gepostet werden. Im linken Eck des Vorraums werden nämlich immer die Gurus und der Altbischof ausgestellt. Humor mit dem Krummstab und andere Hahaha-Sachen sind hier zur Anbetung freigegeben. Das Publikum speichelt ein und kauft wie besessen. Das wünscht man sich als Autor, daß man so eingespeichelt gekauft und gelesen wird. Aber es kann eben nicht jeder so witzig und hausbacken schreiben wie der Altbischof. Der Guru der Woche ist eine Frau, die sogenannte ZIB-Zwo-Lady. Nicht genug, daß sie täglich den Österreichern einen Scheiß vom Bildschirm heruntererzählt, jetzt hat sie auch noch ein Buch geschrieben, So quasseln Sie sich zum Erfolg. Immerhin muß ihre Rhetorik bei der Geschäftsführung gewirkt haben, sonst hätte diese nicht ein Schaufenster für sie dekoriert. Die Nächte auf Sonntag sind in Innsbruck immer besonders gottlos. Das erklärt vermutlich, warum diese Äußerung mit dem After in einer solchen Nacht geschehen ist. Jedenfalls lag der Haufen am Sonntag schön im Vorraum. Eine exakte Vermessung hat ergeben, näher bei der Lady als beim Bischof, was auf eine gewisse Restehrfurcht des Aftertäters schließen läßt. Wir gehen einmal davon aus, daß es ein Mann gemacht hat, wie wohl die Lage in Innsbruck auch Frauen manchmal dazu zwingt, sich auf diese angehäufte Art zu äußern.

Helmuth Schönauer 16/11/03

STICHPUNKT 340

Gott muaß eini!

Der Ausdruck kohlrabenschwarz stammt daher, daß der am schwärzesten denkende Tiroler Khol heißt. Dieser Giga-Patriot geht nicht nur Sonntag für Sonntag zur Kirchn, er gibt auch gefragt und ungefragt seinen Auftrag für diese Welt zum besten: "Gott muaß eini!" Zwar macht es bei dieser kräftigen Gedankenhaltung nichts aus, wenn beispielsweise Asylanten kein Quartier haben, aber Gott ohne Unterkunft so stehen zu lassen, das geht nicht. Schon einmal mußte ja jemand aus der Gottesdynastie im Stall übernachten, weil ihm niemand Quartier gegeben hat, und das ganze Krippelewesen in Tirol verdankt dieser Herbergssuche zwar seine künstlerische Animation, aber noch einmal soll man Gott nicht im Freien verrecken lassen. Wo bringt man also Gott am besten unter? Genau, in der Verfassung. Und welche ist die größte und gottesgemäßeste? Natürlich jene der EU. Also betet Khol Sonntag für Sonntag zu Gott und verspricht ihm dann einen schönen Platz in der EU-Verfassung. Man sollte Gott wirklich in die Verfassung tun! Zum einen, weil er dann gut aufgehoben ist, denn alles, was in der Verfassung steht, ist in der Praxis so gut wie nicht vorhanden, und zum anderen, weil er dann diskutieren kann. Aus Tiroler Sicht ist Gott nämlich ein Tiroler und macht unter dem Pseudonym Herzjesu nur Sachen, die für das Land gut sind. Folglich ist der Transit auch deshalb so wichtig, weil ihn Gott will. Wenn nun Gott in der EU-Verfassung ist, dann kann er mit seinem Ableger, dem Herzjesu, ausführlich über den Transit verhandeln und wer weiß, vielleicht gibt es dann doch noch eine Lösung wie beim Deus ex machina. Da schwingt sich der Herrgott von der Zugmaschine und stellt den Transit ab. Nicht nur weil Khol sehr belesen und klug ist, gehört Gott in die Verfassung, sondern überhaupt, einfach so. Weil es letztlich wurscht ist.

Helmuth Schönauer 09/11/03

STICHPUNKT 339

Bumsen statt sumsen

Nicht immer ist der wahre Sinn einer Sache auf den ersten Blick zu erkennen. So wundern sich Patrioten immer, was es für einen Sinn macht, daß die österreichische Fußball-Nationalmannschaft auf allen Kontinenten immer Dresch bekommt. Nun, diese Niederlagen sind wirklich eine Tragödie auf dem jeweiligen Rasen, aber sie haben natürlich auch einen höheren Sinn. Sie sollen das ganze Land leidensfähig machen, wenn es wieder einmal als Ganzes Dresch bekommt. So sind die Österreicher nicht nur im Fußball die geborenen Verlierer, sie sind insgesamt gekonnte Loser, die sich mit Enttäuschungen bestens auskennen. Dieser Tage hat die EU wieder einmal ein Match gegen Österreich bestritten und dem Land die obligate Niederlage beigefügt, was wirklich kein Wunder ist. Wie nämlich die österreichischen Fußballer im schönsten Dreß glauben, durch Grinsen Tore schießen zu können, glauben auch die österreichischen Delegierten in Brüssel, durch besonders gelungenes Glotzen die EU zu beeindrucken. Mittlerweile ist Ernüchterung eingetreten und die Erkenntnis, daß der Transit eben gottgewollt ist. Jetzt hat das Land unter Aufsicht seines geliebten Herzjesu einfach zu leiden, was es ja schon recht gut kann. Freilich gibt es links und rechts vom leidenden Mittelmaß noch so genannte Extremisten. Die einen üben sich in Jammern und Sumsen und die anderen erwägen das erfolgreiche Bumsen. Was wäre, wenn man die Europabrücke einfach in Südtiroler Bumser-Manier sprengen würde? Mit offiziellem Trara und Schützenbegleitung. - Bumsen statt sumsen! Das ist zumindest eine sprachlich einwandfreie Parole, die gegen den Schmerz der Niederlage hilft.

Helmuth Schönauer 05/11/03

STICHPUNKT 338

Rülps-Trauma

In einer Menschenrechtssendung treten zum Unterschied von einer Tierschutzsendung Menschen auf und berichten von ihrem Schicksal. Dabei schwankt die Moderation immer zwischen Geilheit und Betroffenheit, der Zuschauer soll sich die ganze Sache betroffen ansehen, aber nicht allzu viel schlechtes Gewissen daraus entwickeln. Immerhin besteht der Sinn einer solchen Sendung darin, die Quote zu erreichen und den Zuseher bei Laune zu halten für die nächste Darbietung. In einer dieser Sendungen kam kürzlich ein Mann zu Wort, der immer rülpsen muß, wenn er eine Uniform sieht oder das Wort Polizei hört. Grund für sein Trauma ist ein echt österreichischer Amtseinsatz. Wegen Drogenverdachts hat man diesem Mann, der nicht perfekt österreichisch spricht, fürs erste einmal ordentlich die Tür eingetreten und dann noch den Unterleib, weil er gerade in Schritthöhe war. Die österreichischen Amtsorgane haben hintennach für solche Ereignisse eine eigene Amtsprache entwickelt, in der die Wörter "Gefahr in Verzug" und "situations-angemessen" immer wieder vorkommen. Außerdem rechnen die Amtsorgane mit dem sprichwörtlichen Schmäh nach dem Motto: "Geh heast, des war ja gar nicht so wüd!" Die Psyche dieses bedauernswerten Mannes versteht aber keinen Schmäh und ist den Weg des Traumas gegangen. Das Rülpsen, das ja eine gewisse Sättigung mit der vorhandenen Situation dokumentiert und gleichzeitig Überdruck abläßt, ist beim Opfer zu einem Dauerphänomen geworden. Als Zuseher kann man sich nun überlegen, wie oft man wohl in Tirol rülpsen müßte, wenn einem die Psyche den Rülps-Reflex verpasst hätte. Also bei dieser Menge an Uniformen, Scheinheiligkeit, Schmäh und Amtsjargon landauf landab käme auch unsereins nicht mehr aus dem Rülpsen heraus. Und wer garantiert uns, dass wir nicht eines Tages auch das Pech haben, daß man uns alles eintritt bis über den Schritt hinauf.

Helmuth Schönauer 03/11/03

STICHPUNKT 337

Fake

Der Fake ist wahrscheinlich das wichtigste Unterhaltungsmittel der Gegenwart. Es gibt nichts, das nicht mit zumindest einem Bein im Fake steht. Wörtlich übersetzt heißt dieses Zauberwort "Fälschung", aber wenn es häufig genug auftritt, entsteht dadurch eine eigene Realität. Zwei Nachrichten aus der Medikamentenbranche haben dieser Tage die Fakes in den Vordergrund gestellt. Einmal ist es dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton gelungen, gute Fälschungen echter Medikamente für die Aids-Bekämpfung freizubekommen. Um in der Dritten Welt wenigstens ansatzweise helfen zu können, werden gute Fakes eingesetzt, nur heißen sie eben positiv formuliert Generika, also nachgebaut. Aber wo es Gutes gibt, gibt es auch Schlechtes. So sind in Italien und bei unseren "Bridern" in Südtirol gerade schlechte Fakes aufgetaucht. Gleich massenweise wurden nämlich Viagra-Fälschungen in Umlauf gebracht. Jetzt fragt man sich natürlich, wie man diese Viagra-Fälschungen erkennt. Also wird da die ganze Erektion zu einem Fake? Und wenn die Sache funktioniert, sind diese Mittel dann nicht Generika, weil ja die gesamte Erektion nachgebaut wird? Hinter diesen Überlegungen steckt natürlich der Markt, der ja letztlich täglich Angst hat, als Fake entlarvt zu werden. Wir kaufen ja nur etwas, wenn wir es für echt und hilfreich halten. Wenn sich aber nun herausstellt, daß bereits unsere Kaufgelüste ein Fake sind, dann bricht natürlich sofort der Markt weg, und was dann? Wenn sich Philosophie und Religion auch noch als Fake herausstellen, dann wird es wirklich kritisch mit der sogenannten Sinnfindung. Was ist, wenn das ganze Leben ein Fake ist? Viagra übrigens wirkt ganz anders, als es sich die meisten Nichtanwender vorstellen. Da es meist als Spam im Internet herumgeschickt wird, entsteht vorerst riesiger Ärger. Beim Löschen dieser Erregung baut sich schließlich eine echte Erektion auf, die durchaus ihren Zweck erfüllt.

Helmuth Schönauer 26/10/03

STICHPUNKT 336

Der grüne Stuhl

Ein Stuhl ist nicht nur ein Gebrauchsgegenstand sondern auch eine Einrichtung der Mythologie. So liefern etwa der Kaiserstuhl und der Heilige Stuhl durchaus mehr als bloß eine Sitzfläche für den gerade darauf sitzenden Stuhlmann. Auf großen Stühlen sitzen übrigens mit Vorliebe Männer und leiten dieses Recht grammatikalisch ab, weil es ja DER Stuhl heißt. In Oberösterreich gibt es jetzt einen so genannten Grünen Stuhl, der es durchaus mit anderen Stühlen aufnimmt. Es geht dabei um einen simplen Regierungssitz. Die Werbelinie war geradezu sensationell emotionell bestückt. Auf den Plakaten sah man ständig einen leeren Stuhl, und so mancher konnte diese Leere in der Wahlzelle nicht mehr aushalten und warf seine Stimme als Stuhlauffüllung in die Urne. Aber hinter diesem Appell mit der Leere steckte eine zweite Botschaft. Es geht bei solchen Wahlen letztlich um nichts, als um ein Stück Sitzfläche. Längst werden die Entscheidungen ganz wo anders getroffen, als auf dem Stuhl. In Tirol stellt sich diese Frage glücklicherweise nicht, weil immer schon vor der Wahl klar ist, wer auf den Regierungsstühlen sitzen darf. Anders als beim Sessel-Spiel, wo in jeder Runde jener ausscheiden muß, der keinen Stuhl ergattert hat, wird in der Tiroler Landesregierung einfach ein zusätzlicher Sessel aufgestellt, wenn es zu wenig ist. So geschehen auch dieses Mal, wo nach ziemlich kurzer Beratung alle wieder einen Regierungssessel gefunden haben. Niemand muß in der Regierung am Boden sitzen. Diese Umsorge ist beruhigend. Wenn schon die Regierung auf sich selber ordentlich schaut, wird sie auch auf uns Bürger schauen. Manchmal passen die einfachsten Witze für die kompliziertesten Situationen. So wird naturgemäß der Gang zum Stuhl Stuhlgang genannt. Die Grünen in Oberösterreich und die Regierungsmitglieder in Tirol haben diesen hervorragend bewältigt.

Helmuth Schönauer 24/10/03

STICHPUNKT 335

Sacro-Fighter

Bekanntlich gibt es nichts, wofür nicht ein Minister zuständig ist. In einer guten Regierung wird deshalb jeden Montag ein Sack mit lauter Glumpp ausgeleert und dann aufgeteilt. - Wer nimmt den Transit? Wer kümmert sich um die Lokführer? Wer ist für den Himmel zuständig? Bei allem, was mit Luft oder Himmel zu tun hat, zeigt immer gleich unser Tiroler Minister in Wien auf. Alle sind froh, daß dieser stille, in Allerweltsdingen äußerst kompetente und generalkompatible Minister keine Arbeit scheut und immer mit Freude in den Aufgabensack greift. Und nachfaßt und nachfaßt, Woche für Woche. So ist es kein Wunder, daß dieser Tiroler in der Regierung auch für die Heiligsprechungen zuständig ist. Hui, da hat er gleich zugegriffen und gesagt: "Wenn ich die Eurofighter anschaffen kann, möchte ich auch für die Anschaffung entsprechender Heiliger zuständig sein!". Das ist überzeugend. Und so ist der Verteidigungsminister dieses Wochenende nach Rom gefahren, um der Heiligsprechung von drei Altösterreichern beizuwohnen. Diese Heiligen sind nicht nur Altösterreicher, sie sind wirklich alt und schauen auch alt aus. Das will was heißen bei einem Papst, der ebenfalls alt aussieht, und sich demnächst im eigenen Koma liegend selbst heilig sprechen wird. Assistiert wurde dem Verteidigungsminister vom Tiroler Landeshauptmann und allerhand Schützenhaufen, die mit der Puffen in die Luft schossen und darauf achteten (achtelten?), darin keine Heiligen zu treffen. Nächstes Wochenende soll ein großes Drachenfliegerfest über die Bühne gehen. Da es sich ebenfalls um etwas mit Luft handelt, wird der Verteidigungsminister wieder anwesend sein und sicher ein zwei Worte über das Heilige in der Luft und über Sacrofighter generell sprechen.

Helmuth Schönauer 06/10/03

STICHPUNKT 334

Mega-Face

Manchmal geht ein solcher Ruck durch den politischen Zeitgeist, daß man mit dem Grüßen nicht mehr nachkommt. Selbst in der entlegensten Provinz gibt es momentan kein Gespräch, das anstatt mit einer Grußformel nicht mit einer Bemerkung über DIE Kommission beginnt. Österreichisch korrekt ausgesprochen handelt es sich um ein Kommissionerl und angeblich geht es um das Lieblingsthema der Patrioten, wie man nämlich ein Bundesheer ohne Krieg reformieren kann, damit es doch noch seinen Spielkrieg kriegt. Da das Ziel jeder Kommission darin besteht, vorne mit dem Gesicht möglichst lange zu sitzen und hinten in völliger Verhaltung nichts herauskommen zu lassen, ist das Gesicht natürlich das Wichtigste. Welches Goscherl kommt ins Kommissionerl? lautet daher die korrekte wienerische Formulierung für den patriotischen Akt der Bundesheerkommission. Seit Wien den Altbürgermeister Zilk als Vorsitzenden in die Jahrtausendkommission schicken hat dürfen, darf jetzt auch jedes Bundesland ein Mega-Face dorthin entsenden. Tirol hat sofort die alte Schranz-Hocke ausgepackt und mit dem Gesicht nach vorne in die Kommission geschickt, obwohl das vielleicht nicht gerade sein stärkster Körperteil ist. Der Verteidigungsminister, mehr Tiroler, als er überhaupt verteidigen kann, ist mega-glücklich, ein guter Griff in die Kommissionskiste, wirklich gelungen. DJ-Ötzi ist sauer, weil er doch nicht seine Vorschläge über das Bundesheer einbringen kann. Immerhin ist er der einzige Stahlhelmträger weit und breit, auch wenn er sich Marscherleichterung für den Kopf verschafft hat und deshalb das Helmchen in der wollenen Ausführung trägt. Daggi aus Kärnten soll noch in irgendeinem Startloch scharren, immerhin könnte sie als Tänzerin mit überdimensionalem Schritt etwas zum Paradeschritt des neuen Heeres beitragen. Das Volk ist wirklich aufgeregt und betet, daß die Kommission immer größer und interessanter wird. Und auch die Glossisten haben es dieser Tage ziemlich stressig. Wenn man nur über jedes zweite Goscherl eine Geschichte schreibt, wird der Tag zu kurz, und das liegt nicht nur an der Jahreszeit. Es gibt einfach große Dinge in diesem Land, die nur mit großen Gesichtern zu bewältigen sind.

Helmuth Schönauer 03/10/03

STICHPUNKT 333

Mensch arrow dich nicht!

Nach ein paar Wochen im semantischen Koma haben jetzt die Tiroler tapfer in den Lexika nachgeschaut, was "arrow" eigentlich heißt. Manche sind auf Pfeil gekommen und haben sich gleich an die tapfere Ministrantenzeitschrift dieses Namens erinnert. Pfeil war immerhin die schnellste Ministrantenzeitschrift der Welt mit den neuesten Tricks für das Stretching vor dem Altar. In der Luft fliegen jetzt immer öfter solche Pfeile, denn die ehemalige Tyrolean ist in Arrows umgewandelt worden. Das mit der Luft ist keine schlechte sprachliche Fügung, wie man vielleicht auf den ersten Lehrerblick meinen möchte, in Tirol muß man froh sein, wenn die Flugzeuge in der Luft sind und nicht abgestürzt am Boden liegen. Ein paar Fachleute des Tourismus weinen natürlich ziemlich angefressen dem alten Begriff Tyrolean nach: "So eine bärige Werbung war das!" Dabei war diese Werbung immer schon kontraproduktiv. Tirol, das Land im Gebirge, wirbt mit einem Flughafen im Talkessel und Flugverbindungen durch Canons - was regelmäßig für ein flaues Sicherheitsgefühl sorgt. Hoffentlich wird durch das neue Konzept die Fliegerei endlich wieder zurückgestutzt auf jenes Niveau, das einem Gebirgsflughafen entspricht. Kleine Anbindungen an den nächsten echten Flughafen für jene, die ein dringendes Geschäftspipi haben und unbedingt fliegen müssen. Und sonst eine komfortable Zugverbindung nach München, denn fliegerisch gesehen ist Tirol nichts als ein Vorfeld der Erdinger Luftmetropole. Die Marke Tyrolean ist ohnehin weltweit süffisant mit dem Auftritt von Provinz gekoppelt. Wenn du irgendwo sagst, du kommst aus dem Land der Tyrolean, dann fangen die alle sofort zum Lachen an und zeigen seltsame Bewegungen, wie etwa sie etwa gegenüber den Pfahlsitzern in Ostfriesland gemacht werden. Mit der neuen Bezeichnung kann man wenigstens werbetechnisch unverwechselbar sagen: "Ich komme aus Arrows-Land, das ist sehr narrow und narrisch guat für die Leut!"

Helmuth Schönauer 28/09/03

STICHPUNKT 332

Heiligengymnasium

Das ist Pech! Da spricht der Heilige Vater in seinen letzten eigenen Zügen liegend alles heilig, was sich irgendwie katholisch auf dieser Erde bewegt, und Tirol hat keinen Heiligen im Kader. Mit Ach und Krach ist ein Ladiner in der letzten Tranche der Heiligsprechungen, ein gewisser Pater Freinademetz hat in Ladinien kurz das irdische Licht Tirols erblickt und ist dann gleich als Missionar in die echte Welt, um jetzt heilig gesprochen zu werden. Die Österreicher und insbesondere die Tiroler haben eben in den letzten Jahrzehnten außer Schifahrern und DJ Ötzi nichts mehr zusammengebracht. Als letzte in der Heiligendisziplin wurde gar anläßlich des Hitlereinmarsches die gute Hemma von Gurk heilig gesprochen. - Was tun? Na wie immer sollte man einfach ein Gymnasium machen, in dem Heilige ausgebildet werden. Denn seit das Stiftsgymnasium Stams nur mehr Schifahrer produziert, ist dort kein Platz mehr für den Heiligennachwuchs. Natürlich müßte man Studiengebühren einheben, denn was nichts kostet, ist nichts wert. Und die Schüler müßten auch einen Zeugungsaufschub bekommen, daß sie erst dann mit der Reproduktion anfangen, wenn sie für den Heiligenpool nicht mehr in Frage kommen. Gute Heilige nämlich sind kinderlos, Kinder hemmen nachweislich jede Karriere. Und im Heiligengymnasium könnte man endlich eine Wertediskussion pflegen, daß die braunen Funken nur so fliegen. Wer heute nämlich nicht in Heilige investiert, steht morgen ohne sie da, und das kann sich gerade Tirol nicht leisten.

Helmuth Schönauer 25/09/03

STICHPUNKT 331

Gesichtstyphus

Es könnte schlimmer sein, denkt man sich jeden Tag, wenn wenigstens im Postfach die Grinse-Faces ein gewisses Ausmaß nicht überschreiten. Und jeden Tag begreift man, daß zwischen den Bedeutungen der Wörter Face und Faeces ein Zusammenhang besteht. Denn die Gesichter haben alle den Ausdruck, als ob sie gerade hinten etwas hinausdrücken möchten. Na gut, es ist eben wieder einmal Vorwahlzeit und jeden Tag gibt es Porträts und Aufrufe zum Kotzen, aber es könnte schlimmer sein. Wenn etwa ein Plakattrupp in die Wohnung stürmen und auf die Fototapete von Griechenland das sonnige Gesicht des Landeshauptmanns kleben würde. Erst das wäre schlimm. Und ganz schlimm wäre es, wenn diese Bilder arschlings aufgeklebt würden, also das wäre Diktatur, nur was ist das jetzt? Die Werbekampagnen sind nicht nur für das Publikum pervers, mittlerweile nistet sich so etwas wie Mitleid ein nach dem Motto, diese A-los sind ja wirklich arme Löcher, wenn sie ihre Persönlichkeit beutelstraff in den Wind des Publikums hängen müssen. Da kristallisiert sich eben in allen Fraktionen ein gewisser Gesichtstypus heraus - manche sprechen auch von Gesichtstyphus -, der die notwendige Wahlresistenz mitbringt. Dieser Typ ist generell ehrgeizig, selbstbewußt und allwettertauglich. Genaugenommen entspricht das Anforderungsprofil eines Politikers genau jenem eines Abfangjägers mit doppeltem Nachbrenner. Und wir in der Wahlzelle sollen dann eine ähnlich sinnlos-kluge Entscheidung treffen wie die Kommission der Lufthoheit. Jetzt heißt es fest hinterm Ohr kratzen, denn auch hier sind alle Angebote für die Luft, laut, teuer. Und schauen nicht alle Gesichter aus wie dieser Typhus, nein der heißt in der Luftsprache Taiphon. Ok, irgendwann sind die Wahlen ja ohnehin vorbei, und an die Tragflächen der Siegergesichter werden wir uns schon gewöhnen.

Helmuth Schönauer 24/09/03

STICHPUNKT 330

Gezilkte Karten

Wie kann ein Mensch ohne Finger Fingerspitzengefühl haben? – Im ganzen Land denkt man über diese Ungenauigkeit der Sprache nach, denn da tritt aus heiterem Himmel der Bundeskanzler Schüssel vor die Öffentlichkeit und stellt in seiner 120-prozentigen Rhetorik den neu bestellten Vorsitzenden der Bundesheerkommission vor, es ist der gute alte Zilk. Ein Mann mit Fingerspitzengefühl! Dazu muß man wissen, daß ihm drei Finger weggesprengt wurden, also ist auch sein Fingerspitzengefühl dementsprechend. In dieser Sache haben offensichtlich nicht nur die Finger, sondern hat auch die Schüssel-Sprache ein paar Kuppen verloren. Und den Tirolern stockt Tags darauf der Atem, als sie ihren Lieblingsminister, den tapferen Ex-Kulturlandesrat, stumm neben der verbalen Kampfmaschine sitzen sehen. Mister Zilk erklärt, daß er vom Militär nichts versteht aber den Vorsitz machen werde. Hier läuft also schon das Kartenspiel, das uns die nächsten Monate unterhalten wird, und es gibt nur ein Blatt, das von Zilk. Denn wie bei einem ordentlichen Kartenspiel zählt in der Hauptsache der Bluff und die ernste Miene, wer am lautesten ruft, der sticht. Viele Patrioten wünschen sich nun lauter Zilk-Kommissionen, damit wenigstens für Unterhaltung gesorgt ist. Tierschutz, Pflegenotstand, Tempo 160, Bundesheer, Kultur. Alles läßt sich lösen, wenn man es nur laut und mit rudimentärem Fingerspitzengefühl angeht. Der beisitzende Minister lacht bereits, immerhin hat er schon gelernt, daß es zwischen Kultur und Militär keinen Unterschied gibt. Beides steht in Österreich tagsüber stramm und kriegt abends einen Orden, wenn nicht gerade zuvor eine Katastrophe ausbricht. Manche halten Zilk für diese Katastrophe und sehen das Bundesheer nun im Katastrophenseinsatz.

Helmuth Schönauer 19/09/03

STICHPUNKT 329

Provinz-Gedächtnis

Wozu eine gute Positionierung im Alphabet führen kann, zeigt der Philosoph Theodor W. Adorno. Jahrzehntelang mußte das Literaturverzeichnis jeder noch so kleinen Arbeit mit einem Adorno beginnen, ganz egal, wie das Thema gelautet hat. Diese Verläßlichkeit einer Ampel, bei der das rote Licht immer oben ist, hat schon was Beruhigendes und einer ganzen Generation Sicherheit vermittelt. Jetzt liegt diese Generation im Geburtstagsfieber, denn Adorno wäre dieser Tage hundert Jahre alt geworden. Gerüchtehalber mußten manche Buchhandlungen zusätzliche Schaufenster anmieten, um alle Adornalien, wie die Adorno-Neuerscheinungen heißen, unterzubringen. Adorno auf der Wiese, Adorno im Wald, Adorno in Wien heißen etwa Arbeiten zum Buchstaben "W". Wenn man jedem einzelnen Buchautor zugesteht, daß er zumindest einen Tag lang an seinem Buch gearbeitet hat, so sind allein durch diese publizistische Orgie mindestens fünftausend Mann-Tage gebunden. Solange die philosophische Welt ihre Ressourcen so üppig in Geburtstagsgedanken anlegt, kann sie wohl als verspielt und unausschöpflich gelten. Dabei kommt es zu durchaus witzigen Ereignissen. Schön ist etwa der Befund, daß Adorno schon zu Lebzeiten out und alt war, aber die Studenten haben eben einen Mythos gesucht und Adorno hat ihn gespendet. Natürlich darf auch ein Provinzkommentar aus Innsbruck nicht fehlen, wenn die Weltgeschichte die Geburtstagstorte anschneidet. Ein Innsbrucker Historiker hat in der Tiroler Tageszeitung seinen Geburtstagskommentar über Adorno tatsächlich in der Ich-Form geschrieben und erläutert, wie er Adorno quasi auf die gedanklichen Sprünge geholfen hat, indem er ihn und die gesamte Aufklärung reflexiv weiter entwickelt hat. Na, Selbstbewußtsein ist immer gut und in der Provinz oft lebenswichtig. Aber wenn der so genannte Weltgeist in der Ich-Form schreibt, wird es provinziell. Somit hat der Geburtstag Adornos auch in der Provinz seine Torte gekriegt, wie in komischen Filmen üblich mitten ins Gesicht.

Helmuth Schönauer 12/09/03

STICHPUNKT 328

Meingott, DIE ZEIT!

Irgendwie tickt sie nicht richtig, aber man kann darin wöchentlich ablesen, wie verläßlich verwixt die Germanistik inzwischen geworden ist. In der sogenannten Literaturabteilung gibt es in der Hauptsache Kanon-Rezensionen, in der Nummer vom 14.8.03 legt Iris Radisch wieder einmal betroffen klagenfurtisch los, es gibt Schülerkrautkopf mit Joseph Roth’s Hiob, Roman eines einfachen Mannes. Beim obligaten Rilke-Aufsatz genügt die Überschrift, um alles zu wissen. Rolf Vollmann wixt sich wieder ordentlich Zeilen herunter: "Als Rilke sich in Paula und Clara verliebte. Eine Ausstellung in Bremen erinnert an die Worpsweder Künstlerkolonie." Und schließlich die obligate Suhrkamp-Huldigung. Elisabeth von Thadden geifert ordentlich und macht sich um die Reputation des Suhrkamp Verlages Sorgen, immerhin ist das heurige Skandalbuch, der Traktat "Nach dem Terror" von Ted Honderich vom Markt genommen und wird nicht mehr neu gedruckt. "Aber am Buch allein lag es nicht. Vielleicht wäre es keinem aufgefallen, wäre es nicht feierlich im Suhrkamp Verlag erschienen, in der Jubiläumsreihe der ‘edition’, der buchgewordenen kritischen Unbestechlichkeit. (...) Vielleicht lautet die Zusammenfassung am besten so: Habermas, der auch sonst einiges zu lesen hat, ist seinem ersten Lektüreeindruck gefolgt, sein Verlag ist wiederum dem Rat dieser Autorität gefolgt, anstatt sorgfältig zu arbeiten. Weil es in der Jubiläumsreihe erschien, ist das Buch aufgefallen und muss sich nun den Qualitätsstandards des Verlages beugen. Das kann in der Branche passieren. Die Verantwortung trägt der Verlag." Die knüpfen in der ZEIT alle einen Teppich im luftleeren Raum, damit irgendwie die Zeit vergeht bis Rilke im weißen Anzug wieder aufersteht, ganz messianisch und missionarisch sind die ZEITler inzwischen geworden.

Helmuth Schönauer 02/09/03

STICHPUNKT 327

Topfen-Struzl

Manche Menschen kommen unter einem Kapitel in die Ablage der Geschichte, unter das sie sich bei Lebzeiten eigentlich nie ablegen wollten. Mister Struzl von der VOEST ist so ein Fall. Man lacht immer wieder, wenn etwas dermaßen putzig ist, daß man es auf der ganzen Welt auf Anhieb als typisch Österreichisch erkennt. Der Topfenstrudl ist so ein Fall: klebrig und kaisergelb zieht er im Freien jeden Fliegenschiß an. Und jetzt gibt es in der Wirtschaft endlich auch einen typisch österreichischen Topfen, den Topfen-Struzl nämlich. Da hat also ein Manager sogenannten Insider-Handel betrieben, dann wurde er erwischt und er sagt: "Scheiße, ich wollte mich gar nicht erwischen lassen, aber jetzt spende ich halt was!" und bittet den Aufsichtsrat, daß er ihn nicht entläßt. - Der Aufsichtsrat sagt: "Es ist nicht schön, aber menschlich, bleib halt, aber laß dich nicht noch einmal erwischen!" Was das uns normale Tiroler angeht? Wir müssen uns Tag für Tag von Börsennachrichten zuscheißen lassen, ob es uns interessiert oder nicht. Die Börse ist ein Polo für Reiche und Spielertypen, nur eben teilweise ohne Pferde. Unsere Pensionsversicherungen spielen manchmal dieses Polo, und wenn wir unsere Pension verloren haben, sagen sie eben, daß sie auf das falsche Pferd gesetzt haben. Ein guter Manager muß ein Killer sein, er muß menschlich eine Sau sein, sonst bringt er im Betrieb nichts weiter. Mister Struzl ist ein guter Manager, daher ist es nur logisch, daß er auch privat seine Geschäfte mit Killerinstinkt angeht. Menschlichkeit und Geld vertragen sich nicht, das sollte man auseinander halten. Der Strudel zwischen Börse und Spende an die Krebshilfe ist ein Topfen, den man in Zukunft Topfen-Struzl nennen wird. Das ist ja das Tolle am Börsensystem, daß es zuerst kalt und geil abläuft, und wenn jemand erwischt wird, kommt die Tränendrüse. Die Lehre aus dem Struzl könnte für uns normale Menschen sein: Hände weg von allen Börsen und volle Sozialhilfe für die Börsenmakler und Manager, wenn es sie beim Geldzählen aufstellt. Wir gewöhnlichen Menschen sind nämlich die von der wahren Menschlichkeit!

Helmuth Schönauer 10/08/03

STICHPUNKT 326

Kampfräder

Die wichtigsten Dinge des Lebens spielen sich in einer Provinzstadt immer in der Randzone ab. Zwar frißt das Tagwerk das Hirn eines Innsbrucker tagsüber so ziemlich auf, vor und nach der Arbeit freilich, kommt der Körper zu seinem Recht. Ein agiler Bewohner der Alpenstadt wirft folglich in der Früh oder am Abend seinen Glückskreislauf an und begibt sich auf die Innpromenade. Dort geraten stracks drei Freizeitsysteme aneinander, die sich nur schwer an einander vorbei bewegen lassen. Die einen laufen neben sich selber her, die anderen neben ihren Hunden und die dritten bewältigen am Rad sitzend die Pflichtpromenade. Weil sich Unfälle zwischen den diversen Adrenalin-Ausstoßern häufen, hat nun die Behörde glücklicherweise eingegriffen. Die Behörde tut dies ebenfalls auf drei Ebenen, weil es ja drei verschiedene Zielgruppen sind, die aneinander geraten könnten. Die Bundesbehörde hat den Fahrrädern Katzenaugen verordnet in der Hoffnung, daß Hunde sofort auf die Dinger in den Speichen losgehen und die Wadeln der Biker in Ruhe lassen. Die Landesbehörde unterscheidet zwischen Hunden und Kampfhunden und bekämpft, wie schon der Name sagt, die Kampfhunde mit der Ausstellung eines Kampfhundescheines. Die Einteilung der Hunderassen in diese beiden Gruppen ist etwa so sinnvoll wie die Einteilung in Fahrräder und Kampfräder. Und die dritte Behörde ist der Ombudsmann in Gestalt des liebenswürdigen Herrn Motz vom Landesstudio Tirol. Dieser empfiehlt den Joggern humorvoll, so lange den Jogg zu unterbrechen, bis die Hundegefahr vorbei ist. So lassen sich alle Probleme lösen, es wird zwar weiter Unfälle geben, die Radler werden in die frei laufenden Hunde fahren, die Jogger wildernd die Hunde anfallen, aber an so was wie Leinenzwang für Hunde denkt natürlich niemand. Ist ja auch nicht notwendig, wenn die Menschen von den Behörden an der Leine gehalten werden.

Helmuth Schönauer 08/07/03

STICHPUNKT 325

Begraben mit Schweineblut

Schweine mit Schweineblut bekämpfen! – Das ist die verblüffend metaphysische Methode eines US-Politikers, der sich Tag und Nacht Gedanken macht, wie man dem Phänomen Religion und Krieg phänomenal überirdisch zu Leibe rücken könnte. Da hat man die chip-geladenste Armee der Welt und dann sprengen sich religiös motivierte Fanatiker ununterbrochen in die Luft und reißen tapfere Bildschirmsoldaten der US-Navy mit, so kann es wohl nicht gehen. Der richtige Schluß lautet: Wenn die religiösen Einwegsoldaten glauben, daß sie durch Selbstsprengung Märtyrer werden und jede Menge Jungfrauen im Jenseits kriegen, muß man ihnen dieses Jenseits vermasseln. Nichts fürchten angehende moslemische Märtyrer so sehr wie Schweine und Schweineblut, ein Begräbnis in Schweineblut macht also die Karriere als Märtyrer aussichtslos. Eine tolle, logische Argumentation, die locker mit religiösen Argumentationen jeder Art mithalten kann. Für Tiroler Patrioten ist diese Diskussion äußerst imposant, wohnen doch unter dem Dach des Herzen Jesu allerhand Blutsbrüder, Märtyrer oder bloß vulgäre Sonntagsschützen im Land, die Woche für Woche mit Rhetorik im Stile des Schweineblutes übergossen werden. Wie müßte man einen Tiroler Schützen begraben, daß ihm die Jungfrauen im Jenseits vermasselt werden? – Darüber denken US-Politiker sicher schon längst nach. Sollte einmal in Tirol Öl gefunden werden, wird diese Diskussion mit einem Schützensalut aktuell sein. Denn die Tiroler Geschichte ist ja eine Ansammlung von Heiligenbildchen, Verheißungen und wunderbaren Prophezeiungen im Wochenrhythmus. Da muß gar nicht Wahlkampf sein, die Tiroler Patrioten lassen Sonntag für Sonntag die Sau heraus, was die Rhetorik betrifft.

Helmuth Schönauer 01/07/03

STICHPUNKT 324

Hilde lutscht am Auspuff

Die Stadt Innsbruck mag ja an und für sich an manchen Tagen etwas hart und deppert sein, durch das große Herz der Bürgermeisterin Hilde allerdings kriegt die Stadt jeden Tag die Konturen eines Herzens. Kein Wunder also, daß Innsbruck von der steilen Sprungschanze aus gesehen wie eine mit Pralinen ausgelegte herzförmige Leibschüssel ausschaut. An einem Tag etwa genügt ein kleiner Zischer mit der vorgestülpten Lippenwurst, um Beamten auf dem Weg zum Streik per Fernzündung einen Hosenschiß zu zünden. Dann gibt es eine steife Parade, die fast schon an das Trooping vor der Queen heran kommt. Immerhin gibt es endlich einen ordentlichen Namen für den Innsteg, der bislang als blindnamiger Metallträger den Hochwassern trotzen mußte. Der sogenannte französische Besatzungsgeneral hat posthum seinen Namen gespendet. Die Innsbrucker freilich haben ein paar Stunden nach der Zeremonie den Namensskrempel gleich in den Inn geschmissen. Ein leichter Nasenwind für Hilde. Aber heute ist sie wieder groß in den Zeitungen. Sie riecht zumindest auf einem Pressefoto am Auspuff eines Busses und ist begeistert. Was, diese Neuheit fährt ohne sichtbare Abgase, das ist aber foin! Kein Gesicht der Welt kann auf einem Foto so schöne Sachen ausdrücken wie das Dienstgesicht der Bürgermeisterin. Und daneben sieht man am Foto ein Taschentuch, in das ein sogenannter alter Stinkerbus gerußt und gebrunzt hat - wäh, wirklich uggly! Ja, diese Stadt fährt jetzt mit Vollgas durch sich selbst, Hilde hat sich überzeugt. Was niemand bei dieser ganzen Pressekampagne eigentlich ausspricht: Die elektrischen Obusse werden durch soft-stinkende Dieselbusse ersetzt. Meinegüte, ein bißchen rußen wird ein gutes Herz ja noch dürfen.

Helmuth Schönauer 14/06/03

STICHPUNKT 323

Regierungsschmus

In welche Schule gehst du denn? - So fragte man früher, wenn man als nette Tante zu einem Schüler Spontankontakt herstellen wollte. Heutzutage heißt diese Frage: Wo streikst du denn? Seit Lehrer begriffen haben, daß Schüler dann am meisten lernen, wenn sie nicht unterrichtet werden, streiken sie wie wild. Mittlerweile sollte man tatsächlich morgens die Nachrichten abhören wie früher den Verkehrsfunk, um zu wissen, ob heute frei ist oder nicht. Man muß den Lehrern dankbar sein, daß sie regelmäßig streiken. Immerhin handelt es sich um politische Bildung pur. Und endlich einmal wird nicht für eine ferne Zukunft gelernt sondern für die aktuelle Gegenwart. Zudem ist Streik didaktisch gesehen nicht ein einzelnes Unterrichtsfach sondern ein komplettes Unterrichtsprinzip, das macht diese Methode ja so wertvoll. Den Pädagogen ist es nicht zu verübeln, wenn sie sauer sind. In Ermangelung des Kopfes regiert diese Regierung nämlich aus dem Bauch heraus, und die Handtäschchen schwingende Unterrichtsministerin verkündet einfach eine Unterrichtsverkürzung nach der Methode "schmecks!". Jetzt fehlt gerade noch, daß Ärzten vorgeschrieben wird, Operationen um zwei Stunden zu kürzen, oder Piloten, diverse Flüge einfach um zwei Stunden Luftfahrt abzustechen. Lehrer beweisen dieser Tage, daß sie nicht nur unterrichten sondern etwas von der Lebenskunst vermitteln können. Und die Schüler kriegen jenen politischen Unterricht, den diese Regierung eines Tages noch bereuen wird, wenn die Kids plötzlich aufgeklärt sind und den ganzen Regierungsschmus entlarven.

Helmuth Schönauer 21/05/03

STICHPUNKT 322

Platzhelden

Der Heldenplatz in Wien hat seinen Namen wohl daher, daß auf ihm zu gewissen Anlässen lauter Helden herumstehen. Beim jüngsten Heldenaufmarsch aus Anlaß der Pensionsreform waren auch zahlreiche Tiroler Patrioten unterwegs. Fetznaß und mit tuberkulösem Hüsteln machten sie sich nach der Demo wieder auf den Weg in die verschlungenen Täler Tirols. "Die sind nach Mariazell wallfahren gegangen, damit es uns einhagelt!" lautete der einhellige Kommentar über das Hagelunwetter, das pünktlich zur Kundgebung über dem Heldenplatz niedergegangen war. Tatsächlich hat die gegenwärtige Regierung qua Mariazell einen überirdischen Draht zum Jenseits, weshalb sie ihre Maßnahmen auch mit dem göttlichen Touch eines Moses setzt. Immer wieder tauchen Teile der Regierung aus Nebelschwaden auf, frische Gesetzestafeln in der Hand, und verkünden etwas Überirdisches. Leider lassen sich viele Patrioten durch diese Ungewißheit in der Zukunft depressiv stimmen. Dabei könnte man die fröhliche Parole ausgeben: "Wenn die mir kein Geld mehr geben, konsumiere ich ihnen einfach nichts mehr!" Die meisten haben Angst vor der Zukunft, weil sie in die Häusl-Falle getappt sind. Komischerweise will immer noch jeder Tiroler ein kleines Häusl, obwohl die Verschuldung lebenslang und das Glück mäßig ist. Bei etwas Pech geht die Ehe kaputt, wenn der Dachstuhl geliefert wird, und wer sein Häusl bewohnt, wird sich wundern, daß es die Kinder nicht erben wollen. Kluge Kinder ziehen nämlich immer fort, wenn man sie mit einem Häusl bedroht. Glück ist eben auch ein Bildungsproblem. Und da viele Tiroler falschen Glücksbildern nachrennen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie letztlich unglücklich sind und Angst vor der Zukunft haben. Da hilft es auch nichts, wenn die Helden vom eigenen Platz kurz auf den Heldenplatz ziehen. Die Regierung nämlich lacht sich mit solchen Glücks-ungebildeten Untertanen bloß cool ins Fäustchen.

Helmuth Schönauer 20/05/03

STICHPUNKT 321

Schnarchen die Grünen wirklich?

Nachdem in Tirol die großen Dinge so gut wie entschieden sind, geht es nur mehr um das Nachbessern von Kleinigkeiten. Und in der Diskussion heißt das: Nachfragen bei Nebensätzen. Kein Satz in den "Stichpunkten" hat so viel Nachfrage ausgelöst wie die Bemerkung, daß die Grünen schnarchen. Schnarchen die Grünen wirklich? – Natürlich. Und wie! Der fundamentalistische Flügel schnarcht im Sinne der Schöpfungsgeschichte. Sonntag für Sonntag zieht diese fröhliche Schar hinaus ins Grüne, streift dabei im Flötenspiel zügig die ebenfalls Flöten spielende Unterrichtsministerin mit einem Schöpfungsgruß und schnarcht dann am nächstbesten Biotop, was das Schöpfungszeug hergibt. Nach der neuen Rechtschreibung der herzlichen Unterrichtsministerin wird sogar "Biotob" geschrieben, weil sich darin die Fröhlichkeit so richtig austoben kann. Der politische Flügel hingegen schnarcht im politischen Sinne. Als letztes Jahr alle Parteien im Lande ihre Spitzen auswechseln mußten und monatelang keinen politischen Ton hervorbrachten, blühten die Grünen erstmals so richtig auf und schnarchten durch. Dies geschah so überzeugend, daß diese Haltung mittlerweile im ganzen Land für das Programm gehalten wird. Der pragmatische Flügel schließlich schnarcht ebenfalls und trifft ständig falsche Entscheidungen. Wenn die Wähler zu fast hundert Prozent in Innsbruck und dem Bauland rundherum angesiedelt sind, was macht es dann für einen Sinn, aus dem Außerfern Abgeordnete in den Landtag zu schicken, die maximal von zehn Prozent der Frösche unterstützt werden? Eine erfolgreiche Partei muß dort sein, wo die Probleme sind. In den Lech-Auen ist wahrlich nichts zu holen als pure Schöpfung. Und die ist gerade in den peripheren Zonen bei den Einheimischen und ihrer allmächtigen Einheitspartei besser aufgehoben.

Helmuth Schönauer 18/05/03

STICHPUNKT 320

Streiterhahn

Was bewegt einen harmonisch ausgewachsenen, mit Lebensstabilität ausgestatteten Landesrat, einen Auerhahn zu schießen? Ist es die Hormonlage, eine plötzliche Angst vor einem geheimen Altersschub oder die ins Haus stehende Vergreisung, daß man plötzlich nicht mehr weiß, wie es ist, wenn man was geschossen hat? Jedenfalls ist der tapfere Landesrat mit seinem Schußwechsel mit dem Federvieh voll vor die Flinte der Grünen gelaufen, was eine Kunst ist. Diese schnarchen sich schon seit Jahren durch verschiedene Biotope und kriegen eigentlich vom Land und seiner Regierung so gut wie gar nichts mit. Wenn man aber unvermittelt in ihr Gehege läuft und gar noch etwas abknallt, dann ist man natürlich fällig für einen Presseartikel. Der arme Landesrat bereut es mittlerweile schon längst, daß ihm dieser treffsichere Unglücksschuß ausgekommen ist. In einer recht armselig heraus gedrucksten Stellungnahme redet er sich auf die einmalige Chance hinaus, zu Lebzeiten noch einen Auerhahn zu erwischen. Das ist eine kluge Erkenntnis. Man muß Tiere jagen, solange sie oder die Jäger noch nicht ausgestorben sind. Verstorbene Jäger können auch im Jenseits nicht mehr jagen, obwohl sie natürlich in christlich ausgestalteten ewigen Jagdgründen unterwegs sind. Und wenn der Auerhahn im Diesseits ausgestorben ist, kann man ihn erst recht nicht bejagen. So gesehen hat der Landesrat richtig gehandelt, genau jetzt seinen Streiterhahn zu erlegen und zu erledigen. Eine Frage aber bleibt wahrscheinlich für immer unbeantwortet. Was sind das eigentlich für Politiker, die zum Erreichen ihres persönlichen Glücks die Jagd brauchen? Warum lesen sie in so einem Fall nicht das sprichwörtlich erfüllend gute Buch, um dann glücklich zu werden?

Helmuth Schönauer 14/05/03

STICHPUNKT 319

Kultur als Dekoration

Da hinten auf Tisch vierzehn frißt der Gast die Dekoration! – Wenn Kellner Kommentare dieser Art über einen abgeben, hat man als Gast so ziemlich alles falsch gemacht. Dekoration und Konsumation sind zwei Dinge, die man nicht nur am Teller nicht verwechseln sollte. Wir kennen die Chose auch von der Architektur, Kunst am Bau heißt dort die Parole. In öffentlichen Gebäuden soll zumindest ein kleiner Prozentsatz der Bausumme für Kunst ausgegeben werden, in der Praxis bedeutet das, daß man eben am Schluß einen kleinen Springbrunnen aufstellt oder ein hinreißendes Mosaik über den Eingang klebt. Kunst wird zur Dekoration, nicht nur am Teller. Längst sind die Zeiten vorbei, wo Kunst als Gegenpol zur Politik angedacht war. Ein eigener Landesrat für Kultur gab selbst in Einheitsdemokratien wie Tirol der Kultur einen gewissen Stellenwert, und sei es nur, daß zweimal im Jahr etwas Sinniges zu Andreas Hofer gesagt wurde. Mittlerweile ist alles nur noch Dekoration für die herrschende Politik. Der Bundeskanzler hat an einem untergeordneten Schreibtisch einen Schauspieler installiert, der die Ansuchen zweimal im Jahr mit dem Kammerton des Burgtheaters vorsingt. Und in den meisten Bundesländern machen selbstverständlich die Landeschefs und -chefinnen die Kultur selbst, weil das schneller geht und man sich lästige Konfrontationen erspart. Es ist schon gut, daß ein belesener Landeshauptmann wie der unsrige die Kultur selbst in die Hand nimmt. Aber das Wesen der Kunst, die Herrschenden ein wenig aufzuheitern und ihnen ab und zu einen Gegenvorschlag zu machen, geht restlos verloren. Na ja, den Tiroler Künstlern kann es ziemlich egal sein, sie machen ja ohnehin meistens etwas Nettes, wenn sie im Land bleiben. Und jene, die ausgewandert sind, stören gottseidank mit kulturellen Wassern gewaschene Häuptlinge nicht mehr. Freuen wir uns also, daß es uns so gut geht, weil wir die Politik so kunstvoll inszeniert auf den Teller kriegen.

Helmuth Schönauer 11/05/03

STICHPUNKT 318

Vollendet

Die Selbstverständlichkeiten bieten oft die größten Überraschungen. So hat dieser Tage die Schließung von Elektra Bregenz durch die türkische Arcelik-Gruppe Bestürzung ausgelöst. Der Landeshauptmann bezeichnet das Vorgehen als "unfreundlichen Akt" gegenüber dem Land Tirol, weil die Sozialpartner vorher nicht kontaktiert worden sind. Plötzlich gibt es also Verblüffung aus heiterem Himmel. Dabei macht die türkische Arcelik-Gruppe nur das, was sie von der österreichischen Regierung gelernt hat: Drüberfahren und vollendete Tatsachen schaffen. Je aufgeregter das Volk, um so besser die Entscheidung, heißt die momentan gültige Vorgehensweise. Und der Landeshauptmann gehört ja fallweise auch zu Vertretern dieses Arbeitsstils, zumindest lobt er die Regierung in vollen Tönen. Aber im Hintergrund des Kopfes entsteht bei so manchem Tiroler Patrioten ein neues Gefühl für Bodenständigkeit und Behutsamkeit. Jahrelang wurden türkische Mitarbeiter an den Rand der Gesellschaft gestellt, als Handlanger für schwere Arbeit waren sie immer gut, wie es ihnen sonst erging war oft bedeutungslos, sie sollen halt schauen, wie sie bei uns zurecht kommen oder in die Türkei zurück gehen. Im Fall von Elektra Bregenz schlägt das Pendel zwischen den Habenichtsen und den Anschaffern nun in eine andere Richtung. Plötzlich können die Vorstände in der Türkei entscheiden, wos lang geht. Und die ehemaligen Arbeiter in der Schwazer Firma kriegen plötzlich mitten in Tirol ein eigenartig "türkisches" Gefühl. Gerechtigkeit gibt es also doch, könnte man sagen. Und abgerechnet wird immer am Schluß, auch wenn die Abrechnung über mehrere Generationen geht.

Helmuth Schönauer 10/05/03

STICHPUNKT 317

Möbel mit Puff

Wer an Traffic denkt, denkt automatisch an Tirol und umgekehrt. So gibt es schon die schöne Fügung vom "Traffic-Land", das ist jenes Gewusel an Impressionen, das Transiteure hinter der Lärmschutzwand von Tirol mitbekommen. Aber der wirklich harte Traffic ist kein Transit sondern hausgemachter Brüderverkehr. In letzter Zeit hat sich ein Reisestrom von Südtirol aus Richtung Innsbruck entwickelt, weil die Stadt am Inn zwei Dinge hat, die Südtiroler dringend brauchen aber nicht erlaubt bekommen haben. Einmal ist es das große Möbelhaus aus Schweden und zum anderen sind es die drei Puffs mit Girls aus aller Welt. Für den Möbelverkehr ist die Bozner Kaufmannschaft selbst schuld, denn die Bozner Kaufleute verbieten alles und sind auch noch froh, wenn niemand bei ihnen kauft. An der Puffmisere hingegen sind die Faschisten und Katholiken Italiens schuld, die so etwas im eigenen Land ablehnen, weil es anderswo besser schmeckt.Kein Wunder also, wenn an manchen Tagen Innsbruck überquillt von Italienern, Südtirolern und sinnlichen Menschen.Die ideale Lösung wäre ein kombiniertes Areal, auf dem es Möbel und Puff gibt, so wie es im Innsbrucker Gewerbegebiet schon in Ansätzen installiert ist. Aber leider werden auch in Innsbruck jeder echten Wachstumsbranche sofort Prügel zwischen die Füße geworfen ohne wahrsten Sinn des Wortes. Als dieser Tage wieder einmal jemand um eine Lizenz für ein Bordell ansuchte, lehnte dies die Bürgermeisterin schroff ab: kein Bedarf! Nun muß man wissen, daß die Bürgermeisterin einfach aus dem Bauch heraus weiß, was für die Stadt gut ist. Und im Zweifelsfalle prüft sie als gelernte Feinmetzgerin eben mit dem Parameter der Fleischerinnung, dann hat alles seine Richtigkeit. Denn Fleisch ist Fleisch und Innsbruck ist Innsbruck.

Helmuth Schönauer 28/04/03

STICHPUNKT 316

Pragmatisierte Widerstandskämpfer

Entweder wahnsinnig oder Häuslbau-brav! – So werden allgemein unsere besten Freunde bezeichnet, die "Gsis" hinterm Arlberg. Und fast hat es den Anschein, als ob es keine lauen Vorarlberger gibt, entweder sind sie wild oder gezähmt, aber sie dulden kaum eine Zwischenform. Dieser Tage haben Vorarlberger Lehrerinnen und Lehrer einen Streik gegen irgendwas abgehalten, was sie vielleicht selbst nicht mehr wissen. Sie haben sich dafür bei der Behörde abgemeldet, Lehrer sind nämlich immer in der Früh brav, wenn sie an der Direktion vorbei kommen, erst in den Klassenräumen werden sie im Laufe des Vormittages richtig wild. Eine gute Behörde ist natürlich immer sehr verläßlich, das sollte man als Lehrer wissen. So wird den Streikis jetzt eben ein Dreißigstel, immerhin hat der April dreißig Tage, der Monatsgage abgezogen. Und im Personalakt gibt es einen entsprechenden Vermerk. So weit so gut. Jetzt heulen die Lehrervertretschaften aber auf, das sei vielleicht mit Folgen für die spätere Karriere verbunden, wenn da ein Streikpunkt im Personalakt steht. Und nun wird die Sache eben doch interessant, denn die geheime Botschaft lautet: Erstens streiken Lehrer nur für sich, alles andere ist ihnen völlig wurst. Und zum anderen wollen sie, daß der Streik nichts bewirkt. Wie könnten sie sonst gegen den Malus-Knödel im Personalakt sein? Vielleicht kann man einmal einen Kurs für Lehrer anbieten, in dem etwas vom Flutschen und Widerstand in der Gesellschaft durchgemacht wird, eine Art Widerstandskunde. Ein Streik hat eben den Sinn, daß er was bewirkt, und sei es nur, daß im Personalakt die Widerstandskraft vermerkt wird. Ein Streik dient eben auch dazu, die eigene Karriere anders zu formulieren, also nicht im Flutschen durch den bürokratischen Darmkanal sondern als virulentes Tierchen mit viel Widerhaken. Ein Streik muß auch etwas kosten, und sei es das sprichwörtliche Dreißgstel, Gratisstreik ist pädagogisch und ziemlich eklig. Streik hat eben auch was mit Leben zu tun, weshalb es schwer ist, ihn aus einer pragmatisierten Position heraus anzuzetteln, denn Pragmatisierung und Leben schließen sich bekanntlich aus. Was man überhaupt gerne vergißt: Alle Systeme haben ein Ablaufdatum, nicht nur Sadam in Bagdad. Lehrer, die heute einen schwarzen Punkt im Personalakt haben, werden morgen die Guten sein, und systemschleckende Direktoren, die heute einen schwarzen Punkt ausstellen, wird man morgen verjagen. Was verläßlich bleiben wird, ist die Bürokratie. Wer also Karriere machen will, muß Bürokrat werden.

Helmuth Schönauer 27/04/03

STICHPUNKT 315

Aua-Frau mit Orsche

Gute Reklame lebt zwischendurch auch von netten Hör- und Sprachfehlern. Als jetzt dann doch noch jemand gefunden wurde, um den ins Weltall der Eurofighter übersiedelten ehemaligen Tiroler Kulturlandesrat zu ersetzen, mußte diese arme Frau irgendwie lustig vorgestellt werden. Also wir haben jetzt ein Powerfrau, die einen Porsche fährt, lautete die Parole. Da aber an diesem wunderbaren Tag die Mikrophone des Einheitsfunks eine kleine Verschlammung hatten, was das harte "P" betrifft, hörten wir dauernd etwas von einer "Aua-Frau" die einen "Orsche" fährt. Die Werbung ist geglückt. Jede Tirolerin und jeder Tiroler können sich jetzt unter diesem stummen Begriffspaar etwas Tolles vorstellen. Vom Pech mit dem harten P einmal abgesehen, stellt sich schon die Frage, was es für die Politik bedeutet, welches Auto jemand fährt. Ok, der regionale Wirtschaftsboß hat einen vom Golfkrieg übrig gebliebenen Wüstenjeep, mit dem er fallweise "offroad" zum Rednerpult fahren kann. Aber was soll sonst die Frage nach der Gerätschaft? Da wäre es wohl mindestens so interessant, mit welcher Füllfeder die Aua-Frau unterschreibt, vom Gewand ließe sich sicher auch Interessantes berichten, also die Größe natürlich und die Boutiquenkette. X-large vielleicht, immerhin ist ja viel Power im Spiel. Von der tatsächlichen Botschaft soll dieses Markenspiel mit dem Auto ja ablenken. Hier hat sich eine religiöse Partei, die ständig auf Befruchtung und Kindergeld aus ist, für eine Frau mit Karriere entschieden und so allen Frauen, die mit dem Kindergeld und den hierfür notwendigen Kindern herumlumpen, zugerufen: Wenn ihr was werden wollt, müßt ihr solo und kinderlos sein! Und einen Orsche fahren! Diese Offenheit tut irgendwie gut.

Helmuth Schönauer 07/04/03

STICHPUNKT 314

Streß-Kontemplation

Kontemplation ist mit einem Templhupfen der Kinder zu vergleichen, nur daß eben die Kinderbeine von Gedanken ersetzt werden. Wer kontemplativ unterwegs ist, hat es leichter im Leben, denn gegen Mittag kehren bei guter Übung die Gedanken um, und am Abend ist man wieder dort, wo man am Morgen war, nur eben einen Tag später. Es gibt sogar Berufe, die aus bloßer Kontemplation bestehen, und wenn diese Tätigkeit unter Ausschluß der Öffentlichkeit zelebriert wird, spricht man von einem kontemplativen Orden. In Innsbruck ist so ein kontemplativer Orden in letzter Zeit übersiedelt, aus der beschaulichen Lage hinterm Puff hinauf an die Arzler Klamm, wo schon mal ein Reh in der Früh ganz nah ans Fenster der Versunkenen heranäst. Für den Neubau hat man ganz schön Wald niederlegen müssen, aber er wächst sicher mit der Geschwindigkeit stämmiger Gedanken bald wieder auf ein augensattes Höhenmaß. Doch jetzt gibt es Streß im Ambiente, denn einerseits mußte der Maschenzaun verhängt werden, damit nicht fremde Lustblicke eindringen oder gar eigene abhauen in die unzüchtige Umwelt. Und das Leichentuch für Blicke ist in einem giftigen Grün gehalten, wie es in der Schöpfungsgeschichte gar nicht vorkommt. Man muß sich die verdrehten Augäpfel der meditierenden Ordensschwestern vorstellen. Sie blicken langsam und beschaulich hinunter auf das herrliche Innsbruck voller Gottesfurcht, und da ist ein giftiger Zaun gespannt wie um einen Tenniscourt. Na, das gibt Streß. Bei jedem zweiten Gedanken geht vermutlich der Ärger durch und geht nicht weg. Aber so ist das im Leben und vor allem in Innsbruck. Manche Dinge sind einfach hässlich, da kann man hinschauen so oft man will. Dem professionellen Innsbrucker hilft da nur der stupide Blick. Hoffentlich legen sich diesen auch die Ordensschwestern bald zu, damit sie keinen Schaden erleiden.

Helmuth Schönauer 20/03/03

STICHPUNKT 313

Masten fasten

Fastenzeit ist, und wenn man ein Fastentyp ist, hat man darin die gleiche Gaudi wie der Faschingstyp im Fasching. Und wie man im Fasching jedes Jahr ein neues Kostüm für die Verkleidung aussucht, sucht sich der Fastenexperte jedes Jahr etwas Neues, womit er fasten kann. Total aufregend und beinahe schon erektiv ist der Vorschlag eines Theologen in der Regionalpresse, wonach man beim Handy fasten soll. Von den Grünen kennen wir ja jene Variante des Masten-Fastens, wonach man einfach keine Handymasten mehr aufstellen soll, dann erholt sich die Landschaft vom Funkverkehr und alles wird gut. Aber dass man das Handy mehr oder weniger offline anstarren soll, das erinnert stark an die berüchtigten Exerzitien am Zenzenhof, wo man in Einzelzimmern wochenlang schweigen musste und froh war, wenn die Polizei zwischendurch eine Drogenrazzia machte, weil man dann wenigstens den einen Satz sagen konnte: "Ich habe nichts!" Sicherlich ist mindestens jedes zweite Gespräch überflüssig, das am Handy getätigt wird. Aber ist das nicht auch jeder zweite Atemzug? Das einzige, was in dieser ziemlich in Egos aufgesplitteten Welt noch halbwegs einen Sinn macht, ist ja die Kommunikation. Und die soll man wegfasten? Also da sind fundamentalistische Lebensauffassungen am Werk, die eigentlich in die Kategorie Fasching gehören, obwohl sie für die Fastenzeit gedacht sind. Nicht auszudenken, was man noch alles wegfasten kann. Die Regierung zum Beispiel, sie ist ja völlig sinnlos, aber eben doch eine Bereicherung wie ein Handy. - Nächstes Jahr vielleicht. Denn die Fastenzeit kommt verlässlich wieder, und zieht wieder witzige Vorschläge nach sich.

Helmuth Schönauer 13/03/03

STICHPUNKT 312

Blasen und balgen

Regierungen sind Blasebälge, mal sind sie auf, dann sind sie zu. Die Bundesregierung etwa ist momentan ziemlich offen. Wenn man richtig heiratet oder sich schnell einen guten Ziehonkel heranzieht, ist man schon in der Regierung. Manche tuscheln bereits, daß diese Regierung mit allerhand unwichtigen Leuten aufgeblasen ist. Andererseits schließen sich Regierungen bei Bedarf sofort hermetisch ab und machen den Regierungssack zu. Im Krisenfall kommt man so überhaupt ohne Regierungsmitglieder aus. Diese Vorgangsweise wählt gerade die Tiroler Landesregierung, indem der Landeshauptmann einfach alles selber macht. Was soll man also denken? Einerseits blasen sich Regierungen über hundert Tage auf, andererseits kann ein Landesrat jederzeit locker eingespart werden. Ganz arg muß es Menschen ergehen, die beides mitmachen, wie der vormalige Tiroler Landesrat P. Eben hat er noch den bocksteifen Tirolern gute Kultur verkauft, jetzt verkauft er dem österreichischen Wahlvolk Eurofighter. Das ist insoferne kein Problem, weil für einen guten Politiker die Kultur eine Waffe ist und die Waffe eine Kultur. Und der ehemalige Landesrat P. ist ein guter Politiker, der genau unseren Vorstellungen entspricht. Wir Wähler kaufen nämlich keine Inhalte in der Zelle, sondern eine gute Performance. Die Welt ist nun einmal ein Gagg und läßt sich nicht verändern. Also ist es die Aufgabe der Politik, uns diesen Gagg möglichst in schönen Worten nahe zu bringen. Taten sind eher nicht gefragt, weil diese wehtun könnten. Aber Worte, bitte mehr davon! Das ist auch der wahre Grund, warum die Bundesregierung vergrößert worden ist. Je mehr Personen drinnen hocken, umso mehr können sie draußen etwas mit schönen Worten erzählen. Denn irgendeiner aus dem großen Haufen wird schon die passenden Worte finden, damit bei der nächsten Wahl wieder etwas dabei ist, was man ankreuzen kann im Sinne einer guten Performance.

Helmuth Schönauer 07/03/03

STICHPUNKT 311

Absperrkultur

Ha, da sind die Gesichter der Veranstalter ziemlich tief gehangen zu Saisonende, als trotz tief hockender Ärsche der Athletinnen niemand diese sehen wollte. Stell Dir vor, am Patscherkofel geht die Damenhocke ab und niemand will sie sehen! Beim letzten Rennen hat man überhaupt komplette Schulen, nicht bloß Klassen, auf den Patscherkofel gekarrt, wie man diese auch seinerzeit beim Papstbesuch an die Straßenränder gestellt hatte. Zum Aufputz sind Schüler eben immer gut, Winkewinke ist angesagt und möglichst nichts denken dabei. Wenn man den Kids jetzt zwei Wochenstunden Unterricht kürzt, wird man sie bei solchen Elmentarereignissen wie Schirennen und Papstbesuch nicht mehr zur Verfügung haben, das sollte man auch bedenken im Unterrichtsministerium. Für die dünne Kulisse am Patscherkofel waren allerdings die Schuldigen bald gefunden, die Polizisten waren es, weil sie angeblich niemanden zum Rennen durch ließen. Das ist ja wirklich eine neue Qualität in der Absperrkultur. Da wollen Abertausende von ihrem demokratischen Recht auf Teilnahme an einem Schirennen Gebrauch machen und dürfen nicht an die Piste. Die stets demokratisch gesinnten Tiroler wurden an diesem unsäglichen erlebnisdünnen Patscherkofel-Wochenende mit der Grenze der Demokratie konfrontiert, indem sie unerwartet auf Barrieren stießen. Daß plötzlich Polizei am Absperrgitter steht und den Fortschritt verhindert, davon wissen in unserem Land nur jene, die schon einmal bei einer Demonstration dabei gewesen sind. Und ehrlich, welcher Tiroler hat schon einmal demonstriert, und wenn schon, nur als Umzug aber nie gegen etwas. Der Schiverband jammert zwar wegen des dünnen Besuchs, die Demokratie hingegen kann jubeln, entweder weil die Tiroler intelligent genug sind, um so ein Schirennen zu ignorieren, oder aber weil die Polizei eine hohe Absperrkultur hat. Beides ist höchst erfreulich.

Helmuth Schönauer 06/03/03

STICHPUNKT 310

Brettern um die Annasäule

Die sogenannten Inuit jenseits der Polargrenze mögen zwar vom Schnee als Überlebensmittel etwas verstehen, den wirklich kreativen Umgang mit dem Schnee beherrschen jedoch nur die Tiroler. Wer einmal gesehen hat, wie mit Baggern und Ratracs nächtelang trotz aller Nachtfahrverbote im Gebirge Schnee ausgebracht, zusammengeschoben und für den nächsten Tag kunstvoll arrangiert wird, kann sich ausmalen, wie glücklich die Tiroler sind. Nacht für Nacht verwirklichen sie sich mit ihren schweren Gerätschaften grinsend ihre Bubenträume nach der Devise: Selbstverwirklichung durch Schneegestaltung. So ist es auch kein Wunder, daß zum Saisonausklang noch einmal alle Schnee-Stückeln gespielt werden müssen. Zu diesem Zweck muß unbedingt ein Event in der FUZO (Fußgängerzone) der Welthauptstadt Innsbruck her. "Brettern um die Annasäule!" heißt jener ziemlich perverse Bewerb, bei dem folgerichtig sogenannte Athleten mit Brettern an den Füßen um die Annasäule sprinten. Ok, damit es nicht wie Fasching aussieht, müssen die Darsteller auf Schnee rennen, denn Fasching auf Schnee wird bekanntlich Sport genannt. Die Sportveranstaltung läuft irgendwie ab, zumal ja Läufer laufen. "Hinlegen und schießen wäre schön!" ruft jemand, aber für einen "Blöadon", wie jemand volkstümlich das Fachwort Biathlon ausspricht, ist in der Weltmetropole kein Platz. Der wahre Sinn der Veranstaltung liegt im Schneemachen. Feuerwehr, Polizei, Vereisungstrupps, Schlauchspezialisten und Absperrsecurity unterhalten mit ihren Darbietungen das staunende Volk zwei Tage lang. Auf Zurufe macht jeder die eingeübte Handbewegung noch einmal, das macht die Schneespezialisten so sympathisch. Das Publikum ist begeistert. Eigentlich sollte man das ganze ohne Rennen machen, sind sich alle einig, eine gute Präparierung ist alles, auch wenn es bloß vierzig mal rund um die Annasäule geht.

Helmuth Schönauer 02/03/03

STICHPUNKT 309

Wer konsumiert, hat recht.

Die meisten Konsumgüter haben es so an sich, daß sie einen gewissen Raum brauchen, um sich entfalten zu können. Jedem fällt sofort das Auto ein, das bereits im Ruhezustand locker den Raum eines Wohnzimmers beansprucht, ebenerdig und in stets schneefrei gekehrter Bestlage. Und in Bewegung erst! Von der Greisin bis zum Kleinkind hat alles auf die Seite zu springen, wenn es durch die FUZO (Fußgängerzone) fährt, und jeder Almweg, der etwas auf sich hält, hat Schneisen in den Wald geschlagen, in den Wanderer springen können, wenn das Auto kommt. Die Autowerbung suggeriert ja, daß man nicht nur ein Vehikel sondern auch extreme Landschaften und ganze Panoramen von Freiheit erwirbt. Kein Wunder, daß sich jeder Tiroler wie in der Werbung benimmt, kaum daß er in so einem tollen Konsumgut drinnen sitzt. Aber selbst etwas so Kleines wie das Handy liefert natürlich freien Raum mit. Ganz egal, wie viele Leute gerade wo beisammen stehen, wenn das Handy klingelt, haben alle die Gosche zu halten und dem Handy Gehörplatz zu verschaffen für ein Gespräch. Und bei diesen Tarifen ist es ja kein Wunder, daß jeder Handybesitzer seine Umgebung zum Schweigen bringt, indem er seinem frisch erworbenen Hörraum nutzt. Ein Tropfen Öl verseucht einen halben See voll Trinkwasser, und ein Raucher verseucht einen ganzen Bahnsteig, wenn der Wind passend steht. Natürlich pocht jeder Raucher auf sein Recht, schließlich hat er die Abgase aus dem Glimmstengel rechtmäßig erworben und versteuert, sollen alle am Bahnsteig etwas davon haben. Ehrensache, daß einem Golfer der Talkessel gehört, wenn er zum Abschlag schreitet, wozu wäre sonst die "Fee" zu bezahlen wenn nicht für das Gefühl, für einige Zeit die Alpen im Stile eines Hazienda-Bonzen zu besitzen. Und die Carver am Gletscher, die Jäger in der Wochenendjagd, die schweren Wagen auf der Überholspur: Wer konsumiert hat einfach recht. Kauf dir was, dann bist du was, scheiß dir was, sonst bist du nichts!

Helmuth Schönauer 01/03/03

STICHPUNKT 308

Ju-Museum

Jeder Ort drängt eines Tages darauf, etwas Besonders für die Weltgeschichte oder zumindest Weltgeographie beitragen zu dürfen. Auch wenn es keinen Vulkan im Ort gibt, speit eines Tages eine wichtige Person dieses Ortes eine Idee aus wie ein Vulkan. Und ein Museum erfüllt diesen vulkanischen Drang ideal, wenn es nur einen idealen Namen hat. Beispielsweise "Ju-Museum", das klingt bestens, da bricht nämlich schon in der Bezeichnung Jubel aus. Dieses Ju-Museum soll nun aber ohne Witz im klitzekleinen Prägraten in Osttirol aufsperren. Der Ort ist bisher eigentlich nur bekannt geworden, weil sich die Grundbesitzer gegen die neuen Gefahrenzonen im Verbauungsplan gewehrt haben. Die Herren in Wien mögen gefälligst dort in Wien wohnen bleiben, und wir wohnen hier, so in etwa die Stimmung. Das Ju-Museum geht auf ein Gottesgeschenk zurück. Eine Ju-52 ist irgendwann im letzten Krieg auf den Prägratner Gletscher gestürzt und hat selbst noch als geknautschtes Gebilde sich als Dauerleihgabe für das Museum empfohlen. Eine echte Pilotenkanzel soll gebaut werden, damit die Leute auch in das ausgeaperte Graffel gehen können und ein Gefühl haben, wie es sich im Innern einer abgestürzten Maschine mit Toten anfühlt. Das wird wirklich ein tolles Museum, auf das die Welt gewartet hat! Die Frage ist nur, warum man nicht Autowracks ins Museum stellt. Gerade die Prägratner sind berühmt-berüchtigt für ihre Fahrweise und stellen tapfer immer wieder Verkehrstote für die Verkehrsstatistik zur Verfügung. Da könnte man doch relativ günstig ein paar authentische Wracks ausstellen, um welche die gaffenden Museumsbesucher mit Lust wandern könnten. Das Feeling des Todes wäre auch gegeben und viel näher und echter als bei der zeit-fernen Ju. Bei einem Wrackmuseum bliebe außerdem das Perverse pervers und Prägraten bliebe Prägraten.

Helmuth Schönauer 24/02/03

STICHPUNKT 307

Pater-Digmenwechsel

Die Provinz erkennt man daran, daß in ihr immer alles gleich bleibt. Daher sind Erinnerungen in dieser Gegend so schwer, weil sie sich ständig mit der Gegenwart überschneiden. Man schaut aus dem Fenster und sieht ein Foto, man schaut ins Fotoalbum und sieht das ewig gleiche Tirol vor dem Fenster. Ab und zu ändern sich aber Kleinigkeiten, und die werden dann euphorisch "Paradigmenwechsel" genannt. Diesen Ausdruck hat irgend jemand einmal in einer Großstadt gehört und dann erfolgreich nach Tirol mitgebracht. Wenn Pater einen Paradigmenwechsel durchführen, nennt man es logischerweise Pater-Digmenwechsel. Einen solchen führen immer wieder die gekutteten Jesuiten-Boys in Innsbruck durch. In ganz Europa berühmt wurden sie seinerzeit, als sie sogenannte offene Jugendarbeit im damaligen Kennedy-Haus machten. Von der jesuitischen Fakultät, wo eine Standleitung zu einem theologischen Browser im Jenseits installiert war, gingen die News direkt vom Himmel in die Jugendarbeit des Pater Sigmund Kripp über. Und alle hatten Wohlgefallen an sich und aneinander. Mittlerweile machen die Patres ständig Paradigmenwechsel. Das Haus soll abgerissen werden, damit nichts mehr an den Höhepunkt von einst erinnert. Und der Schwerpunkt der theologischen Arbeit liegt in Events wie Herbergssuche, Rechtsberatung für Moldawische Asylanten, die gerade ein Flüchtlingsheim terrorisiert haben, und dem ständigen Aufblasen von Luftmatratzen für die Ausgebombten dieser Welt. Das ist sehr löblich, aber auch easy. Warum machen die Patres keine Jugendarbeit mehr sondern schicken diese zuerst in den Sillpark, damit sie dort obdachlos werden und anschließend ins Matratzenlager kommen? Warum nehmen sie nicht die theologische Herausforderung einer realistischen Jugendarbeit an? Eben, weil sie einen Pater-Digmenwechsel durchmachen und an manchen Tagen selbst nicht mehr an das Reich Gottes glauben!

Helmuth Schönauer 23/02/03

STICHPUNKT 306

STAPO pfiati

Au, das tut weh! Eine der wichtigsten Einrichtungen der hoch geschätzten Heimat hat sich dieser Tage zumindest dem Namen nach vertschüßt. Die gute Tante STAPO, immerhin locker aus der unsäglichen GESTAPO hervorgegangen, ist nicht mehr. Nun gut, die erfahrenen Verhör- und Observationsbeamten gibt es noch, und auch das phantastisch blumige Archiv, voll mit ungeheuren Barockgeschichten, die mit der Hand zu Lebensläufen ausgemalt worden sind. Mei, was waren das noch Zeiten, als man an einem Dienstag-Nachmittag bei vollem Sonnenschein zur STAPO vorgeladen wurde! Nur die Besten des Landes kriegten diesen Exclusivtermin, die Beamten waren total nett, in der Hauptsache sicher total und nett etwas später. Eine nette Schreibtischlampe war in Griffweite und konnte die Erinnerung gut ausleuchten, wenn man in sie hinein schaute wie in einen Film. Ob es Wärmflaschen mit kaltem Wasser, Gummiwürste ohne Gummi, Plastiksackerln ohne Atmungsloch und Aschenbecher, die man auf der Haut tragen konnte, ob es das alles gegeben hat, ist nicht öffentlich bekannt, immerhin hatte auch die STAPO etwas Geheimnisvolles. Ab jetzt heißt das ganze Spassettl "BVT". Was harmlos wie eine Bank klingt, ist noch viel harmloser, es heißt Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Englisch ausgesprochen klingt es wie ein guter Fernsehkanal, Bi-Vi-Ti macht schon was her. Da geht man in Zukunft freudig hin, auch wenn die Schreibtischlampe vermutlich noch die alte ist, aber vielleicht hat man schon auf Hallogen umgestellt. Manchmal kommt die Ergriffenheit in schweren Schüben, denn die Melancholie macht vor niemandem Halt, nicht einmal vor so einer heftigen Einrichtung. STAPO pfiati! Und ad multos annos - Bi-Vi-Ti!

Helmuth Schönauer 22/02/03

STICHPUNKT 305

Wüstenprofessur

Eine Innsbrucker Professorin gräbt nun schon seit Jahrzenten in der Wüste des Irak Fragmente eines Nebenturms von Babylon aus und hat zugleich einen Lehrstuhl in den Alpen inne. In der Wüste ist sie ziemlich wortkarg geworden, aber anläßlich des bevorstehenden Irakkrieges der Western-Dummies aus den USA ist sie für eine kurze Wortspende dran in der patriotischen Sendung "Tirol heute". Also der Krieg ist ein Wahnsinn, und die Leute im Irak sind die nettesten der Welt. Ich bin als Frau völlig unbehelligt allein mit dem Auto darin herumgefahren und habe eine tolle Gastfreundschaft erlebt. Es geht nur ums Öl und es muß in dieser Welt noch etwas anderes geben als Öl. Dann fällt der ausgrabenden Professorin aber kein Wort dafür ein, offensichtlich ist die Grabung noch nicht trief genug ausgefallen. Es sollte etwas mit Bildung sein, denn die Frau Professor stammelt dann doch eine Zeitlang das Wort Bi-Bi-Bildung und läßt es nach dem kühnen Versuch "Herzens-Bibi" sein. Also anläßlich eines bevorstehenden Krieges darf man alles sagen im Fernsehen, und jeder soll auch etewas sagen, das kommt gut an. Und wenn man auf einem Lehrstuhl sitzend die Anknüpfung zur Welt der Begriffe verloren hat, macht das auch nichts, aber es wäre halt insgesamt ganz gut, wenn eine ausgrabende Professorin uns Alpenbewohnern sagen könnte, warum es eigentlich geht, und warum ausgerechnet ein Lehrstuhl in Innsbruck den Iraqis zeigen muß, wie man den Turm von Babylon ausgräbt. Wahrscheinlich ein Kompensationsgeschäft zum Sprungturm der Frau Habib am Bergisl. Wozu Kriege letztendlich nicht alles gut sind, und wofür sie herhalten müssen, wenn man einmal von Öl absieht!

Helmuth Schönauer 20/02/03

STICHPUNKT 304

Schlachtroß der Gefühle

Auf dem Gefühlsschlachtroß der KP sitzend siegt in der Kulturhauptstadt Graz ein Einzelkämpfer gegen alle digitalisierten Bedürfnisse, die üblicherweise den Menschen zugewiesen werden. Während die Intendanz der Grazer Monsterspiele glänzt mit sinnlos aufpolierten Aktionen wie einem zweiten Uhrturm, einer LOVE-Buchstabenorgie an der Lärmschutzwand der Einflugschneise oder einer Kulturinsel, die sehr sinnig in den braunen Bach des Murbettes gelegt worden ist, punktet der Einzelkämpfer mit der Parole: "Duschzellen in den Gemeindebau!" Also der Spalt zwischen Brot und Spiele, Fressen und Moral, Hemd und Jacke ist deutlicher nicht festzumachen. Die Menschen wollen das Herz spüren in den Ausmaßen der Realität, sie wollen die Duschzelle in der Privatsphäre und einen liebenswerten Herrn, der ihnen die Fallstricke der Mietverträge aufdröselt, wenn er schon die Verträge nicht auflösen kann. Die Menschen wollen ihr Herz blindlings verschenken, aber hintennach wenigstens realistisch begründet wissen, warum sie es getan haben. Wenn schon die Welt bitter und kalt geworden ist, weil niemand mehr mit ihr reden kann, so lohnt es sich, einem Menschen das Mandat zu geben, damit er wenigstens mit der bösen Welt spricht und die Ungeheuerlichkeiten zu erklären versucht, wenn auch mit ungenügenden Worten. Der Tiroler Landeshauptmann ist ja von seinen an die Lärmschutzwände gepreßten Bürgern noch nie direkt gewählt worden, aber er hat das analoge Herzensmaß, das die Tiroler so lieben. Er sitzt auf dem Schlachtroß des Bauernbundes, das mindestens so anachronistisch wiehert wie das der KP, aber er sagt den Gefühlen, daß sie richtig sind, wenn man sie für den Landeshauptmann hegt. Und das ist logisch und herzlich genug. Er wird einen grandiosen Wahlsieg einfahren, und selbst die Wahlverlierer werden mit einem Auge trocken weinen, denn es tut den Tirolern einfach gut, zwischendurch ein großes Gefühl zu haben.

Helmuth Schönauer 02/02/03

STICHPUNKT 303

Busse für Tiere!

Seit im Tierschutzgesetz das Tier als Wesen definiert ist, das dem Menschen näher steht als der Sache, haben die Tierschützer ein Auftreten, das durchaus dem Vatikan entspricht, wenn es um die Definition des Heiligen Geistes geht. Vermutlich ist die Taube des Heiligen Geistes ja ein Vorläufer des aktuellen Tierschutzes. Wo immer im Land etwas Tierschutzartiges passiert, wird die Präsidentin vor das Mikrophon des regionalen Rundfunks gestellt und darf ein paar Schimpfereien gegen irgendwen vortragen. Dieser Tage wurde nun ein mitten im Nachtfahrverbot des Wegs kommender Tiertransport mit sechshundert Stück Kälbern angehalten und an der Weiterfahrt gehindert. Die angereiste Tierschützerin klagte aber nun nicht etwa die Frächter und Viehhändler an, die diesen Massentransport mitten in der Nacht veranlaßt haben, sondern ganz auf Messias getrimmt forderte sie, daß das lebende Tier dem Fleisch gleichgestellt werde. Also wenn die Milch fährt, muß auch das Milchtier fahren, so die seltsame Logik. Wo ist denn jetzt der Tierschutz? fragt man sich, wenn diese Geschöpfe Tag und Nacht transportiert werden sollen. Geht also der Viehtransport über den Menschenschutz? Müßte man nicht, wenn die Tiere ja Wesen sind, Busse für den Transport anschaffen, statt auf offenen Pritschenfahrzeugen das arme Vieh durch die Kälte zu transportieren? Also die Tiroler Obertierschützerin schützt die Tiere in einem Ausmaß, daß es diesen schon wieder schlecht geht, könnte man sagen. Und kein Politiker getraut sich, etwas gegen diese seltsame Tierlobby zu unternehmen. Tier- und Frachtlobby zusammen sind überhaupt der Hammer, vor dem jeder normale Mensch stracks zusammengeschlagen zu Boden geht!

Helmuth Schönauer 12/01/03

STICHPUNKT 302

Feng shui - shui feng

Gute Trends kennen keine Jahreszeit. So ist also mitten im Winter die Frage durchaus erlaubt, ob jemand den Garten nach Feng shui oder Shui feng eingerichtet hat. Die Tiroler glauben, daß beides richtig ist, je nachdem, ob man mit der Gartenarbeit von vorne oder von hinten anfängt. Und Feng shui, die östliche Lehre vom richtigen Garteln, Bauen und Einrichten, läßt vermutlich ohnehin alle Deutungen zu.Da werden also die diversen Vegetationszonen nach guten und schlechten Richtlinien eingeteilt und man sollte in einem hellen logischen Augenblick nur einmal die Überlegung anstellen:Wenn eine Parzelle frisch für den Siedlungsbau der Kleinhäusler geteilt worden ist, woher weiß dann der Garten, wie er sich nach Feng shui frisch sortieren soll?Eine gute tirolerische Wasserader bleibt immerhin permanent aktiv, aber wenn eine Hecke plötzlich die neue Grenze ist, woher entsteht dann die neue Ordnung nach Feng shui? Den größten Boom löst Feng shui mittlerweile also in den Gertencentern und den angeschlossenen kleinen Privatgärten aus. Aber auch beim Aufräumen, dem Sortieren von Dateien und in der sogenannten Eingangszone des Refugiums ist Feng shui nicht mehr von der Hand zu kriegen. Da wird mit kalligraphischen Zeichnungen untersucht, wie sich der erste Eindruck der Eingangszone auf das gesamte Firmen- oder Haushalts-Ensemble auswirkt. Vielleicht sollte man im neuen Jahr alles nach Feng shui machen, aber das Feng shui weglassen. Das wäre wohl eine gute tirolerische Lösung. Also aufräumen, den Garten gestalten, das Glockenbord an der Eingangstür klar und sauber gestalten, aber eben ohne diese östlichen Schriftzeichen und den verschmitzten Gesichtsausdruck jener Gurus, die diese Theorien mit zusammengekniffenen Augen und offenen Handtellern für den Cash bis in die letzte Volkshochschule hinein vortragen.

Helmuth Schönauer 01/01/03

STICHPUNKT 301

Sehr mutig

Wenn der Streß am größten ist, ist das Arschloch am nächsten! - Diese etwas komische Lebensanleitung aus dem Tiroler Untergrund wird am Höhepunkt des Adventsstresses immer genußvoll ausgepackt und den Tirolern in einem Aufwaschen für Weihnachten und Neujahr um den Hals geschmiert. Die Botschaft mitten im Streß lautet: "Ihr Tiroler seid eigentlich gar nicht mutig, weshalb wir den Preis für einen mutigen Tiroler schon wieder nicht vergeben können, ätsch und einigefallen!" Diese Belehrung stößt die Jury von und zum Eduard-Wallnöfer-Preis jedes Jahr pünktlich zum neuen Jahr in die Medien. Nun gut, sind die Tiroler halt wieder einmal feige Hund, das sind sie vielleicht eh, wenn sie sich eine solche Jury und einen solchen Preis gefallen lassen. Aber instinktiv suchen natürlich alle nach einem wirklich mutigen Tiroler, den die Preismänner (Frauen sind beim Eduard-Wallnöfer-Preis belanglos!) vielleicht übersehen haben könnten. Und jedes Jahr läuft eine wahnsinnig mutige Aktion im echten Leben ab, während die vom Leben abgehobene Jury Jahr um Jahr niemanden für die Auspreisung findet. Gerade als heuer ein leerer Sack vorgestellt wurde, der symbolisch den mutigen Tiroler darstellte, riß sich der Bischof zu einer ultra-mutigen Aktion hin. Er übergab ein Pamphlet eines Osttiroler Wildererspezialisten und Global-Rächers der Sicherheitsbehörde. Das finden alle als mutig, daß hier ein Bischof den Instanzenweg aufsucht, um niemanden in seiner Zuwendung zu übergehen. Der Osttiroler Wildererspezialist droht seither mit Kirchenaustritt und allerhand Auftritten. Das wäre auch mutig, aber ist wieder einmal der berühmte Lercherlschas gegen die mutige Tat von "Kothi", wie der allseits beliebte und mutige Bischof genannt wird.

Helmuth Schönauer 20/12/02