STICHPUNKT 151

Gelungene Gegenwart

Ob das eigene Leben in Ordnung ist, läßt sich auf ziemlich einfache Art und Weise feststellen. Wenn Sie von den drei Möglichkeiten Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft die Gegenwart als die beste Zeit empfinden, ist Ihr Leben in Ordnung. Denn wer an der Vergangenheit hängt, dem bleibt letztlich nur mehr eine Schachtel mit alten Jugend-Fotos, und wer sich in die Zukunft beamt, dem wird der Witz ziemlich abhanden kommen. (Lachen kann man bekanntlich nur in der Gegenwart.) Ein Jahreswechsel ist so gesehen eine gute Gelegenheit, die Gegenwart zu feiern. Die Zeit war noch nie so interessant wie die jetzige Zeit, die Tiroler waren noch nie so gut beisammen, wie die momentan lebenden Tiroler, und das Paradies ist ohnehin vom Tirol in seiner augenblicklichen Verfassung abgeklont. Tatsächlich ist noch kein Jahr so gut gewesen wie das soeben verstrichene. Ein paar Highlights vielleicht: Die Tiroler haben eingesehen, daß sie genug sind, und haben die Vermehrung eingebremst, was die Lebensqualität rasant hat ansteigen lassen. Der öffentliche Verkehr hat von selbst eingesehen, daß er immer das schlechtere Auto ist, und hat sich generell verabschiedet. Der Landtag hat eingesehen, daß er angesichts der EU so gut wie für die Katz ist, und hat nichts mehr beschlossen, außer sich selbst mit einem Bank-Fusionsspiel auf die Nerven zu gehen. Und das Volk hat begriffen, daß alles ein Theater ist, und spielt mittlerweile in jedem Talkessel ein Freilichttheater. Damit es erschwinglich ist, nimmt man von Felix Mitterer immer die Familienpackung, wo alle Stücke alle Stückeln spielen. Es ist eine gute Gegenwart allenthalben, und sie wird jetzt noch besser, was aber keine Drohung sein soll.

Helmuth Schönauer 17/12/01

 

STICHPUNKT 150

Krippen-Porno

"Gefühle können nicht irren!", heißt es beim guten Ex-Pfarrer Holl, dem darauf hin die Kirche das Lehramt abgedreht hat. Und wem Weihnachten ein gutes Gefühl vermittelt, der hat auf jeden Fall Recht. Dabei sind es lauter verlogene Sachen, die zu diesem Weihnachtsgefühl führen. So ist die Stimmung um das Bescherungs-Center herum meist bloß notdürftig zusammengeflickt, alle reißen sich zusammen, und erst der Punsch kann ein wenig Lockerheit ins zusammengesrissene Gefühl bringen. Die Geschenke sind reziprok zum Beschenkten ausgefallen, je mehr sich die Bescherten atmosphärisch ferne stehen, umso größere Sachen werden geschenkt. Sogar in der Happy-Peppy-Teppy-Sendung "Licht ins Dunkel" tauchen alle jene mit einem Scheck auf, die gerade per Gesetz die Betroffenen geschröpft haben. Das ist Zynik pur, was da so über den Bildschirm fließt und mit den Kerzen trieft. Und der Gesetzgeber ist auch nicht ohne, und verordnet am Heiligen Abend den Kinos eine dunkle Leinwand. "Das ist nicht leiwand", sagt da der Cineast, denn warum darf man am Heiligen Abend nicht Bilder der Phantasie anschauen? Wenn man amtlich Film-Aufführungen verbietet, dann müßte man ja auch die Krippelen an diesem Tag verhüllen und verbieten. Denn erstens sind die darin gezeigten Ereignisse alle erfunden und Fiktion wie in einem Film, und zweitens sind Ochs und Esel nackt, was jeder Krippe einen etwas pornographischen Touch gibt. Bei manchen Krippelen soll gar der Krippeninsasse ziemlich nackt sein! Also warum wird nicht das Krippeleschauen verboten, wenn schon etwas verboten sein muß? - Genau, weil Weihnachten eben ein Sammelsurium von verlogenen Gefühlen ist. Diese Gefühle aber sind echt!

Helmuth Schönauer 15/12/01

 

STICHPUNKT 149

Auspuff-Zeit

Wenn du wissen willst, was in einer Gesellschaft los ist, mußt du diese nur in der Adventszeit beobachten. Advent bedeutet wörtlich übersetzt "Ankunft des Kapitals", und tatsächlich geht es im sogenannten Advent wie irr zu. Alles, was eine Quantität oder Qualität hat, erhöht diese und jene Länge mal Breite, bis das System zum Platzen voll ist. Biologisch gesehen ist es nicht schlecht, in Zeiten, in denen der Sonnenstand sinkt und die Haut schlaff wird vom Herbstnebel, die Lebenslust-Hormone etwas anzukurbeln. Die Vorfahren haben sich zu diesem Zweck ein religiöses Programm verordnet und den Körper mit der Ankündigung von Frohbotschaften und der Aussicht auf Weihnachten am Leben erhalten. Und unsere aufgeklärte Epoche schüttet in ähnlicher Absicht die Glückshormone in Gestalt von Streß und Konsum aus. Daher arbeiten bei abgesenktem Sonnenstand alle Berufsgruppen wie wild. Die Banker schulen ihre Finger um, damit sie Euro-tauglich sind, die Bankräuber sputen sich mit den Überfällen, weil sie dem Euro mißtrauen, und die "Bullen" bewachen auf Staatskosten die Banken, denn wenn dem Geld etwas passiert, ist der ganze Advent beim Teufel, das ist fix. Selbst die abgestumpftesten Beamten von irgend einer Behörde stempeln die Akten schneller durch, weil es anschließend ums Eck einen stressig dünnen Glühwein amtlich hinunter zu kippen gilt. Das ganze Land gleicht einem großem Auspuffstopf, der volle Töne, Sprüche und Geräusche ausspuckt. Und auch die Zündkerzen werden immer mehr, erst eins dann zwei, dann drei dann vier! Die Erlösung besteht wirklich darin, daß dieser Spuk vorbei ist. Weihnachten ist cool formuliert das Abstellen des Adventsmotors! Eine Erlösung!

Helmuth Schönauer 07/12/01

 

STICHPUNKT 148

Minimundus

Die größte Frage der politischen Verwaltung ist immer, wo das Zentrum der sogenannten Provinz ist. Das ist insofern eine wichtige Frage, weil wichtige Politiker nur an definiert wichtigen Orten in Erscheinung treten können. Nicht ganz professionell ist daher die Ansicht, daß Minimundus in Klagenfurt die Hauptstadt der Provinz sei. Denn das Kennzeichen der Provinz ist der sogenannte "Provinzmeter", der nur achtzig Zentimeter hat. Deshalb sind Provinzpolitiker immer etwas kleiner in Gestalt und Denkweise, als sogenannte Vollblutpolitiker in der Großstadt. Da es in Tirol aber kein Minimundus gibt, hat man sich eine sogenannte politische Kleinigkeit einfallen lassen, damit die Provinz irgendwie sichtbar wird. Es handelt sich dabei um den mit politischen Kindern beschickten Jugendlandtag. Der Jugendlandtag ist von den Abgeordneten bis zum Präsidenten hinauf die Zwergenausgabe des echten Landtages. Dieser Tage ist er in die Öffentlichkeit gerückt, weil ein paar Abgeordnete des Zwergenlandtages ausgerückt sind und ohne Zwergenreden zu halten dem Landtag ferngeblieben sind. Daraufhin hat sofort eine Diskussion eingesetzt, ob es sich um eine politische Großaktion gehandelt hat oder bloß um einen kleinen Streich der Jugendlichen. Nun, es ist egal, denn der Jugendlandtag ist so etwas von putzig und überflüssig, daß man kein Wort mehr darüber zu verlieren braucht. Demokratie kann man nicht in der Verkleinerungsform lernen, so wie man ja den Führerschein auch nicht mit dem Playmobil üben kann. Daher sollte man mit dem Jugendlandtag aufhören, denn außer, daß der echte Präsident aufs Foto kommt, hat er keinen Sinn. Demokratie ist nämlich Ernst und kein Spiel.

Helmuth Schönauer 30/11/01

 

STICHPUNKT 147

Klagen, klagen, klagen

Andreas Hofer hat das Glück gehabt, daß er seine Probleme mit der Mistgabel hat lösen können. Dieses Glück ist so groß, daß sein Leben heute noch von Darstellern mit dunklen Haftschalen und Kunststoffbart mit heroischen Groß-Gesten vorgeführt wird. Müßte der Gastronom Hofer sein Problem des Umsatzrückganges heutzutage lösen, würde er naturgemäß klagen. Denn in Tirol wird zur Zeit geklagt, daß sich die Kruzifixe im Gerichtssaal biegen. Offensichtlich kennt der Tiroler nur zwei Arten des Krisenmanagements: Mistgabel mit dunklen Haftschalen oder Gerichtsklage mit dunklen Pressedrohungen. Neulich klagte an einem einzigen Tag erstens ein Transportfunktionär über die schikanösen Kontrollen bei der LKW-Kontrolle. Vielleicht sollte man zum Ausgleich einmal eine Streichelkontrolle machen, wo LKW hinausgewunken und von den Beamten gestreichelt werden, weil das Leben so hart ist. Es klagte zweitens ein Bank-Aufsichtsratsmitglied ein anderes Mitglied, daß es bei einem angestrebten Bankenverkauf Eigeninteressen habe. Vielleicht sollte man in den Aufsichtsrat der Banken einmal geschlossen die Caritas setzen, das würde die August-Sammlung ersparen. Es klagte drittens ein Gastronomie-Häuptling über das Ausbleiben von Kochlehrlingen. Diese Klage dürfte aber nur verbal erfolgt sein, aber es wäre durchaus klug, x-beliebige Lehrlinge vor Gericht zu klagen, daß sie keine Köche geworden sind. Ganz Tirol wird zu einem einzigen Klagenfurt, könnte man kunstvoll witzig sagen. Und jetzt versteht man auch, warum plötzlich alle gegen das Zusperren von Kleingerichten sind. Wenn man den Tirolern die Gerichte zusperrt, haben sie nämlich nichts mehr zum Klagen.

Helmuth Schönauer 23/11/01

 

STICHPUNKT 146

Sicherheitskunst

Sicherheit ist ein sehr schönes Gefühl, weil sich darunter jeder etwas anders vorstellen kann. Während sich der eine im freien Fall mit ungezückter Reißleine des Fallschirms am sichersten fühlt, bedeutet für einen anderen ein zweiter Kopfpolster im Bett die vollkommene Sicherheit. Lustig wird es immer, wenn beamtete Sicherheitsleute durch das Land ziehen und diesem und jenem vorschreiben, was zu tun ist. Geradezu berühmt sind jene Beamten, die zwischendurch in die Dörfer ausrücken, um lustige rote Lawinenzonen gegen die dortige Bevölkerung zu verordnen. Immerhin könnte ja einmal eine Lawine im Dorf vorbei schauen und guten Tag sagen. Die Pitztaler Gletscherbahnen haben begriffen, daß man mit der Sicherheit das Unmögliche möglich machen kann, und sie schauen nun ihrerseits bei den Beamten vorbei und verlangen Abfahrten und Aufstiegshilfen, daß die Sicherheit nur so kracht. Irgendwie geht es hier um Leib und Leben, könnte man sagen. Die Sicherheit ist aber auch eine elegante Lösung, um Leute bis zum Suicid zu verfolgen. Als dieser Tage das Innsbrucker Kulturzentrum Treibhaus wieder eröffnet werden sollte, verlangten die Sicherheitsbeamten Sprinkelanlagen im Klo, und als schließlich nichts mehr zu verhindern war, wurde wegen eines nicht vorhandenen Handlaufs das Eröffnungsfest baupolizeilich gesprengt. Daß die Baupolizei in Innsbruck als Kultur gilt, ist nur ein böses Gerücht, ihr Einschreiten und Verhalten ist aber kulturell sehr hochwertig. Immer wieder sieht man zuerst monatelang nichts von ihr, dann aber rückt sie mit Unterlegkeilen aus und blockiert alles, was sich nur einen Mucks bewegt. Die höchste Sicherheitsstufe wird dann Kunst genannt.

Helmuth Schönauer 16/11/01

 

STICHPUNKT 145

Abgefahren

Die Opfer im Straßenverkehr sind alle umsonst gestorben! - Selten hat ein nüchterner Satz so viel Wahrheit über Tirol gesagt, wie dieser lakonische Gedenksatz bei der Generalversammlung des Transitforums. Denn während Schützen und andere Stutzenträger sinnlos um Gedenksteine vergangener Weltkriege herumstehen, findet der Krieg längst in anderer Form statt, beispielsweise am Asfalt. Die Nachrichtenkette dieser Tage ist wieder verblüffend informativ. In Osttirol hat es beinahe jeden Tag jemanden aufgestellt, so daß sie mit den Begräbnissen gar nicht nachkommen und es so etwas wie Stau am Friedhof gibt. Zur gleichen Zeit hat der neue Tarif-Verbund den Verkehr teilweise so verteuert, daß man nur mehr einmal im Leben, etwa zur eigenen Hochzeit, mit dem Bus oder der Bahn anreisen kann. Und passend ist auch die Nachricht, daß man mit denkenden Schleifen im Asfalt der Brennerautobahn die Autofahrer künftig so steuern kann, daß der Stau nicht über das Land hinaus reicht. Der Zug ist also längst abgefahren, denn es wird nur mehr dem Auto gefrönt. Immer realistischer wird jener Witz, wonach man sich demnächst für jede Autofahrt ein "Track-Ticket" kaufen muß, wie man jetzt etwa eine Platzkarte für den Intercity bucht. Wer künftig also auf den heißgeliebten Gardasee hinunterstauen will (denn zu einem anderen Ziel ist der Tiroler ja schon gehirnmäßig nicht fähig), wird sich eine Woche vorher eine Platzkarte kaufen müssen, damit er dann seinen fixen Stauplatz auf Kilometer sowieso Spur zwei ergattert. Unter dem Titel Freiheit läßt sich dem Tiroler nämlich alles verkaufen. Auch der kollektive Stau besteht ja letztlich aus lauter Freiheitshelden, mal mit, mal ohne Hut.

Helmuth Schönauer 09/11/01

 

STICHPUNKT 144

Zwischensinn

Die wahren Nachrichten stecken immer zwischen den Nachrichten. So um den Nationalfeiertag herum gab es in Tirol Aufregungen, die manche Journalisten fast schon zum Bettnässer werden ließen. Der Buggiwuggi-spielende Bundeskanzler hatte nämlich eine sehr musikalische Rede zum Feiertag gehalten und Pferde, Schokolade und Neutralität verunglimpft, während vor der Tür irgendwelche noch nicht ganz modern denkende Deppen auf diese Neutralität vereidigt worden sind. Tags darauf kam der Neutralitätsverächter nach Tirol, um am Parteitag zu schauen, wer der nächste Landeshauptmann sein würde. Beides hat so nichts miteinander zu tun, außer daß der Bundeskanzler dabei war. Die Nachricht zwischen den Nachrichten heißt jetzt, daß man entweder über alles nachdenken darf und soll, oder über nichts. Wenn man über nichts nachdenken darf, so muß man die Neutralität als identitätsstiftendes Tabu betrachten, ungefähr von jener Heiligkeit, wie man ja auch über ein Gerichtsurteil nie sagen darf, daß der Richter eine schlechte Hormonlage hatte, sondern das Urteil als Sinn annehmen muß. Wenn man über alles nachdenken darf, dann muß man sagen, daß nicht nur die Neutralität vorbei ist sondern auch der Landtag und der Landeshauptmann von Tirol. In Wirklichkeit ist es egal, wer Landeshauptmann ist, denn die wichtigen Sachen werden längst nicht mehr in Tirol entschieden. Und wenn etwas entschieden werden sollte, dann von den Bankern und Industriellen im Hintergrund, die jeweils ihre Marionetten in die Saalschlacht schicken. Das Auflösen gegenwärtiger "Heiligkeiten" kann durchaus einen Sinn machen, aber die Frage ist, ob man dann nicht die ganze Welt auflösen muß.

Helmuth Schönauer 02/11/01

 

STICHPUNKT 143

Abzocken - umzocken

Politik taucht zuerst immer als Spruch in der Mundhöhle eines Politikers oder einer Politikerin auf und anschließend als Loch in der Münzhöhle der Geldtasche. Dieser Tage nun sind die Studiengebühren endgültig einkassiert worden, die Sätze sind vom Mund der Ministerin in das Loch in der Geldtasche gewandert. Viel ist schon über diese Studiengebühren gemutmaßt worden, allein, daß sie von einer Ministerin verkündet worden sind, die entweder vor oder nach der Wahl katholisch umfassend gelogen hat, machen diese Studiengebühren schon auf der emotionalen Ebene recht teuflisch und verlogen. Daß es sich insgesamt um eine Abzockerei handelt, wird auch logisch argumentierenden Menschen klar sein, denn wenn ein Produkt sich von einem Tag auf den anderen nur dadurch vom Vortag unterscheidet, daß es über Nacht einen Haufen kostet, dann ist das einmal eine Abzockerei. Gut, jetzt müssen die armen Studenten also zahlen oder aufhören, niemand bedenkt aber, daß nach gängiger Gesetzeslage die Eltern verpflichtet sind, für ihre Zeugungsprodukte ein Studium zu finanzieren, bis das sogenannte Kind das sechsundzwanzigste Lebensjahr erreicht hat. Wenn sich dieses Kind ein Studium einbildet, studiert es, ob die Eltern dabei drauf gehen oder nicht. Und da der vielgerühmte Jesus keine Studiengebühren bezahlt, fällt diese Gebühr auf die Eltern zurück. Hier handelt es sich um den Umzock-Effekt. Denn die Karnikelprämie, wie das Karenzgeld zur generellen Befruchtung der Zeugungsszene genannt wird, wird schlicht dadurch finanziert, daß man den jungen Eltern jenes Geld in Aussicht stellt, das man den älteren wegnimmt. Das ganze nennt sich dann christliches Familienprogramm.

Helmuth Schönauer 26/10/01

 

STICHPUNKT 142

Ersatz für den Erlebnis-Ersatz

Manchmal tauchen Probleme auf, die schaffen Probleme, wenn man darüber etwas liest. Dieser Tage beklagten ein paar Personen aus dem Sauberkeitswesen, daß es einige Ärzte gebe, die sehr locker mit dem Verschreiben von Ersatzdrogen umgingen. Also das ist unerhört! Nur gut, daß es überall Aufpasser gibt! Denn die sogenannten Ersatzdrogen sind ja dazu da, daß ein Süchtiger bestraft wird, indem man ihm die echten Drogen vorenthält. Eine gute Ersatzdroge sollte demnach immer unter Polizeiaufsicht konsumiert werden, am besten dadurch, daß man mit dem Knüppel nachhilft. Und eine gute Ersatzdroge soll so grausig schmecken, daß die Delinquenten freiwillig darauf verzichten und mit dem Saufen beginnen, wie es sich für dieses Land gehört. Wenn aber jetzt Ärzte großzügig Ersatzdrogen verschreiben, wird in erster Linie das Vertrauen in den Polizeistaat erschüttert. Man stelle sich vor, jemand nimmt eine Ersatzdroge und ist zufrieden. Das wäre schlimm. Denn die sogenannten Drogen sind in unserer Gesellschaft ja deshalb verboten, weil jemand mit kluger Drogenerfahrung aus dem ganzen "Gagga des Daseins" aussteigen könnte, nichts mehr arbeitet und nichts mehr konsumiert, auf das Geld und die Zinsen aftert, und kein Interesse mehr an jener Gesellschaft hat, in welcher ein paar das große Geschäft machen und die anderen beim Kleinen-Geschäft-Machen angezeigt werden. Aber einmal ganz dumm gefragt, warum dürfen eigentlich nicht Menschen aus diesem System aussteigen und sagen, machts euch ihr euren Dreck, wir nehmen den unseren? Warum dürfen Menschen nicht etwas Glück erleben, und sei es auch nur jenes, mit Ersatzdrogen aus dem Drogenersatz auszusteigen?

Helmuth Schönauer 19/10/01

 

STICHPUNKT 141

Mutiges Schauspiel

Wenn die ersten Herbstnebel einfallen und die Depressionen so richtig in die Täler kriechen, dann gibt es immer den Aufruf, mutige Tiroler zu nennen, damit man ihnen zum Nikolaus das Wallnöfer-Keks umhängen kann. Kein Mensch weiß, warum das so ist, aber man erklärt es sich mit der generellen Depression. Auch heuer gibt es wieder dieses Ritual. Es werden mutige Tiroler gesucht, ein paar arme Deppen werden vorgeschlagen werden, dann wird sich herausstellen, daß sie parteipolitisch ungünstig denken und man wird den Wallnöfer-Preis wieder nicht vergeben. Dabei sind die Tiroler alle mutig, daß sie nicht aufgeben und Jahr für Jahr noch ein Jahr dranhängen an ihr Leben. Mut in Tirol besteht nämlich nicht in einem einmaligen Ereignis, für das man zuerst gewatscht und anschließend mit einem Keks belohnt wird, sondern Mut in Tirol besteht aus Dauer. Jeden Tag aufzustehen in diesem Land und diese politischen Kartoffeln auszuhalten, die nichts im Kopf haben, aber alles verhindern, was kreativ ist, das verlangt Mut. Täglich ein Kulturprogramm zu machen, wie Norbert Pleiffer im Treibhaus oder Robert Renk im Bierstindl, das braucht schier unendlichen Mut. Dreiviertel der Lebenszeit nur gegen ein paar Beamte und ihre vorgesetzten politischen Waschtröge zu kämpfen, damit ein paar Stunden Kultur geschehen können, das braucht nicht nur Mut sondern Übermut. Also hochkomische Jury vom Wallnöfer-Preis, gebt Norbert Pleiffer und Robert Renk das Edi-Durchhalte-Keks und hört auf zu jammern, daß es keine mutigen Tiroler gibt. Oder zeichnet die größten Verhinderer des Jahres aus, dann biegen sich die Bühnen unter den Kandidaten. Denn wenigstens das Übergabe-Schauspiel soll mutig sein!

Helmuth Schönauer 12/10/01

 

STICHPUNKT 140

Flächenattacke

Während die Tiroler Patrioten Tag für Tag nach New York glotzen, wo Terroristen vor laufender Kamera ins Herz des Geldes gebombt sind, werden vor der eigenen Haustüre still und schweigsam die größten Attacken auf das Gemüt der Tiroler geritten. Einen besonders heimtückischen Anschlag auf die Tiroler Lebenskultur hat im Windschatten der Weltberichterstattung das ORF-Landesstudio Tirol hinter sich gebracht. Aus heiterem Himmel heraus wurden die beiden Kultursendungen "Libretto" und "Trommelfell" eingestellt. In der Sendung "Libretto" wurden angewandte Lebensphilosophien von lebenden Menschen vorgestellt, im "Trommelfell" ging es um Hörerlebnisse abseits der lauten Gehör-PS von Events. Der Satan heißt in diesem Fall nicht Taliban, sondern Fläche. Wie schon der Name sagt, kommt Fläche von flach, und was das Landesstudio mittlerweile sendet, ist eine einzige Fläche. Für dieses flache Sendeangebot braucht es wahrlich keinen öffentlich rechtlichen Rundfunk mehr, dieses monotone akkustische Agglomerat (Fachausdruck für undefinierbare Ausscheidungen) kann jederzeit in der Auspuffanlage eines Transit-LKWs produziert werden. Eine eingestellte Sendung hört man ja nicht, und zwei eingestellte hört man schon überhaupt nicht! - Nach einer Schrecksekunde des Schweigens hat sich jetzt ein Komitee gegründet, das den ORF an jener Stelle packt, wo er vielleicht noch eine Empfindung hat, bei den Gebühren. Da der ORF-Tirol nur mehr eine Mogelpackung ohne Kultur sendet, braucht dafür auch nicht mehr die Rundfunkgebühr eines Vollsenders gezahlt zu werden. Für einen flachen Sender genügt nämlich eine flache Null-Gebühr, Verweigerung der Gebühren ist angesagt!

Helmuth Schönauer 04/10/01

 

STICHPUNKT 139

Terrorbekämpfung als Terror

Wenn sich ein Kind die Hand an der sprichwörtlichen Herdplatte verbrennt, wird man ihm nicht gleich die Hand abhacken, und wenn Papa, voll-katholisch und tirol-fit, sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkung hält, wird man ihm nicht gleich den Gasfuß abnehmen. Eine gute Moral muß eben gut gebrochen werden und eine schlechte eben schlecht. Strafe ist gut, Verhütung ist besser, aber beides sollte mit Augenmaß geschehen. Was sich jetzt nach dem Terrorangriff auf das Herz des Kapitalismus überall abspielt, ist ein permanentes Abhacken aller Glieder, was naturgemäß die beste Art der Verhütung ist. Der Staat springt für Fluggesellschaften in die Bresche, die eigentlich schon längst in den Konkurs geschickt gehörten, ganze Stadtteile werden mit Video überwacht, alles, was irgendwie nach Geld ausschaut, wird mit einem Polizisten drapiert. Ja eine Superpartei geht sogar so weit, daß alle Fingerabdrücke des Kontinents in einer zentralen Datenbank gespeichert werden sollten. Dabei gibt es eine Faustregel: Die Geschichte wiederholt sich nicht, und wenn schon als Farce. Der nächste Terroranschlag wird in ganz anderer Form stattfinden, Daten von Sozialversicherungsjahren werden gelöscht werden, beim Klonen werden ganz häßliche Tiroler entstehen, Terroristen werden das Trinkwasser verseuchen, indem sie mit giftigen Belägen auf dem Gletscher Schi fahren, auf der Inntalautobahn werden zwei Tankwagen von Terroristen zusammengeführt werden, mit der Wirkung einer gigantischen Bombe. Diesen Terror sollte man im Auge haben, aber die Terrorbekämpfung ist schon längst wieder eine große Ausrede für allerhand politische Schweinereien geworden.

Helmuth Schönauer 28/09/01

 

STICHPUNKT 138

Trottel-Test

Können Trottel auf dieser Welt überhaupt seriös befragt werden? Wird ein normaler Mensch zum Trottel, wenn er Trottel-Fragen beantwortet? Ist jemand vielleicht ein Trottel, wenn er die Trottel-Fragen nicht als solche erkennt? Dieser Tage ist die Intelligenz der österreichischen Arbeitnehmer ziemlich gefordert. Der Österreichische Gewerkschaftsbund führt nämlich an seinen Mitgliedern den sogenannten Trottel-Test durch. Dabei werden so einfache Fragen gestellt, daß man sie eigentlich gar nicht beantworten kann. Soll die Erde rund bleiben? Soll man Kühe Paarhufer nennen dürfen? Sind Sie auch dafür, daß manchmal die Sonne mit angemessenen Mitteln aufgeht? Wer auf diese Fragen antwortet, hat wirklich ein sonniges Gemüt, und schon allein deshalb kann ihm im Leben nichts passieren, mit oder ohne Gewerkschaft.. Andererseits ist es vielleicht gar nicht blöd, daß der Österreichische Gewerkschaftsbund so sinnlose Fragen stellt. Wenn nämlich die Welt ohne Logik ist, warum sollte man dann logische Fragen stellen? Und hier könnte vielleicht der Mensch mit etwas Restintelligenz einhaken. Wenn eine Regierung ein so menschenverachtendes Regierungsprogramm fährt, daß darin weder Logik noch Humanität eine Rolle spielen, dann braucht man ihr eigentlich keine logischen Antworten entgegenzustellen, sondern es genügt ein Zettel, der beweist, daß man dagegen ist. Oft sind es einzelne Menschen, für die es sich lohnt, auch einmal einen unlogischen Zettel auszufüllen. Der gegenwärtige Tiroler Gewerkschafts-Chef ist beispielsweise einer, für den es sich lohnt, hinzugehen. Damit er nicht ganz allein ist, im Kampf gegen die eigenen Bonzen und die Regierung.

Helmuth Schönauer 21/09/01

 

STICHPUNKT 137

Sportgrinsen

Wissen Sie immer um Ihren Zustand der Zehennägel Bescheid? - Wenn nicht, sollten Sie wenigstens die Zehen einer Tennisspielerin unter Kontrolle haben. Wissen Sie, warum Ihnen heute ein Gurkenglas zu Boden gefallen ist? - Wenn nicht, sollten Sie sich das Gurkenmißgeschick in der Pause eins Fußballspiels von einem Gurkenkünstler erklären lassen. Top-Sportler erfüllen nicht nur ihre Aufgabe, daß sie einen Ball in den gegnerischen Sand dreschen oder einen Gurkenschuß ins Out, sie geben unseren tausend kleinen Tätigkeiten erst den letzten Sinn, indem sei diese Kleinigkeiten für uns öffentlich ausführen. Das moderne Sport-Marketing hat mit Sport nicht mehr viel zu tun, hier wird ein Mensch Tag und Nacht für uns beobachtet, aufgezeichnet, interviewt und massiert. Dementsprechend schauen auch die Verträge aus, die diese Sportler mit ihren Agenturen abgeschlossen haben. So muß eine Tiroler Tennisspielerin täglich in den Medien vorkommen, ob sie krank ist oder spielt, in ein Kraftwerk oder ans Netz geht. Zu ziemlich perversen Miniaturen werden solche Meldungen dann, wenn sie einer wirklichen Nachricht gegenübergestellt werden. So durften die Tiroler Patrioten drei Tage lang in großer Aufmachung lesen, wie eine Tiroler Tennisspielerin am Flughafen in den USA herumsitzen muß, weil leider in New York und Washington ein Malheur passiert ist. Tennis ist zum Ärgern da! Nur weil ein paar Gebäude niedergejettet worden sind, ist die Tennistournee unterbrochen und die arme Spielerin muß an einem düsteren Flughafen leiden. - Das ist wahrlich eine Sporttragödie im Marketing. Einmal in die Kamera grinsen bringt schon ein Monatsgehalt, da steht wirklich viel auf dem Spiel.

Helmuth Schönauer 14/09/01

 

STICHPUNKT 136

Zur Hetz - ein Gesetz

Die Jugend sauft zuviel! - Wenn es sogar den Experten im Landhaus zuviel wird, dann muß die Jugend wirklich ungeheuerlich saufen. Denn mit dem Alkohol wird in der Tiroler Öffentlichkeit sehr großzügig umgegangen, man denke nur an die Hochzeitsnacht eines Hyper-DJs, der nach der Hochzeitszeremonie kollabiert ist und zur Bettzeremonie nicht mehr antreten konnte. Oder an einen Politiker, der sich gerade noch unter einem Hagel alkoholisierter Teller ducken konnte und schließlich gar an den LH-Vize, der zur Vorsicht gleich die nichtalkoholische Daseinszeit angibt und die Fastenzeit lobt. Und wie soll jetzt die saufende Jugend in die Schranken gewiesen werden? - Genau. Durch ein verschärftes Jugendschutzgesetz. Jetzt soll also wirklich der Konsum von Alkohol unter einem gewissen Alter verboten werden und nicht wie bisher das Riechen daran. Es ist immer das gleiche, wenn das Brot hart ist, ruft man nach einem schärferen Messer, als ob ein schärferes Gesetz Probleme lösen könnte, die ihre Ursachen woanders haben. Selbstverständlich wird das verschärfte Jugendschutzgesetz nichts bringen außer verschärften Ärger. Denn ansetzen muß man bei den Vorbildern. Wenn die Jugend durch Vorbildwirkung lernen soll, wie man katholisch, konsumorientiert und keusch lebt (die drei großen Wünsche der Gesellschaft an die Jugend!), dann muß sie die gewünschte Abstinenz eben auch durch Vorbildwirkung lernen. Deshalb sollte Eltern das Saufen verboten werden, und beispielsweise auch jenen Sportlern bei der Meisterschaftsfeier, die bisher immer fetzvoll in die Kamera grölen. Überhaupt sollte man saubere Vorbilder per Gesetz verordnen, wenn es schon ein Gesetz braucht.

Helmuth Schönauer 07/09/01

 

STICHPUNKT 135 U

Edel-Brand

An guten Wochenenden werden die Tiroler Feuerwehrleute entlang der Autobahn zu halben Stubenhockern, keiner getraut sich mehr richtig außer Haus zu gehen, denn jeder erwartet instinktiv einen Alarm. Und tatsächlich wird Wochenende für Wochenende eine passable Großalarmierung notwendig, wenn es auf der Autobahn wieder ordentlich getuscht hat. Bei diesen bedauerlichen Unglücken, steht zwar am Beginn ein oft spektakulärer Rettungseinsatz, das große Elend aber kommt erst später, in den wochenlangen Rehabilitationsphasen. Was ein Unfall wirklich ist, wissen die Daumen haltenden Patrioten erst, seit das "Gesäß" der Nation (denn mehr bekommt man von ihm ja nie zu Gesicht) statt den Hang hinunter in eine Böschung gerast ist. Neben diesen bedauerlichen Unfällen haben die Feuerwehren aber wöchentlich die Chance, einen Edel-Brand zu löschen. Edel-Brände nennt man Verkehrsunfälle, bei denen letztlich niemand zu Schaden kommt, man aber durch das Löschen kurzfristig Einschau in die wahre Welt des Transits nehmen kann. Ein wunderbarer Brand fand am vergangenen Wochenende auf der Unterinntal-Autobahn statt, wo mit Ausnahmegenehmigung vom Wochenendfahrverbot ein dänischer Fischtransporter zerschmolzen ist. Ein Leckerbissen für jeden Feuerwehrmann und jeden Transitgegner! Denn dieser Fischtransporter war das Notwendigste auf der Welt. Ein Fisch wurde offensichtlich am Freitag in Kopenhagen gefangen, tiefgefroren, und mußte schnell noch durch Tirol, um am Sonntag schließlich wieder an der Adria als echter Adriafisch aufgetischt werden zu können. Die Tiroler Feuerwehren sind deshalb die besten der Welt, weil sie die absurdesten Brände löschen können.

Helmuth Schönauer 03/09/01

 

STICHPUNKT 135

Naturschutz ein Blondinenwitz?

"In einer guten Regierung sollen alle Bevölkerungsschichten vertreten sein, deshalb sollte auch möglichst ein Blondinenwitz in der Regierung sitzen!" heißt es im Volksmund. Nun, die Tiroler Landesregierung ist tatsächlich eine sehr gute und beherzigt immer die Sprüche aus dem Volksmund. Und weil man bei der Vergabe des Naturschutzreferates offenbar nicht wußte, wohin damit, hat man ihn eben jemand gegeben, bei der es nicht auffällt, wenn sie ihn hat. Anders als einen zu Fleisch gewordenen Witz kann man die Argumentation nämlich nicht bezeichnen, mit der dieser Tage die Erschließung einer Gletschers bis zum Talboden des Pitztales hinunter begründet worden ist. Das Schlüsselwort heißt Sicherheit. Die Argumentation geht ungefähr so: Ich muß sofort die Waffe auf jemanden abfeuern, damit sie hintennach sicher ist. Also das Schlimme muß aus Sicherheitsgründen mit etwas noch Schlimmerem bekämpft werden. Übungsbeispiele für die Regierung gibt es sonderzahl. Wir müssen Innsbruck evakuieren, damit das Flugzeug sicher abstürzen kann, wenn es die Landebahn verfehlt. Wir müssen das Trinkwasser am Patscherkofel mit einer zusätzlichen Schipiste verunreinigen, damit wir die Heiligwasserquelle sicher schließen können. Mit dem Argument Sicherheit lassen sich die tollsten Regierungsvorlagen erarbeiten. Aber das Original ist ohnehin blöd genug für einen Sonderpreis. Damit im Falle eines Tunnelbrandes im Pitzexpress die Leichen besser ins Tal befördert werden können, muß eine Piste bis ins Tal hinunter gebaut werden. Bravo! Wer so etwas in der Regierung durchgehen läßt, darf sich nicht wundern, wenn man Blondinenwitz zu ihr sagt.

Helmuth Schönauer 31/08/01

 

STICHPUNKT 134

Eurotkäppchen

Wenn eine dumme Sache einem noch nicht ganz verdummten Publikum verkauft werden soll, damit es dumm stirbt, schlüpfen Manager und Politiker gerne in verschiedene Verkleidungen und fressen zwischendurch auch ein Stück Euro-Kreide. Das Märchen, das und momentan jeden Tag vom ORF aufgetischt wird, ist das Märchen vom Eurotkäppchen. Das riecht ganz stark nach feindlicher Kampagne, was da jeden Abend in Sondersendungen und hirnlosen Interviews aufgetischt werden soll. Wir sehen fröhliche Panzerautos, die neues Geld durch die Gegend karren, wir sehen glückliche Kühe auf der Alm, die vier neue Geldscheine statt der Zitzen am Euro-Euter kleben haben, wir sehen eine Pralinenschachtel mit eßbaren Euromünzen. Dazu gibt es Interviews, wie man die Hosentaschen verstärken kann, wenn man zu viele Münzen auf der Afterbacke tragen muß. Wir erleben lebensnah, wie man sich ein Geldtäschchen in Miederform umschnallt. Wenn plötzlich das ganze Land mit einer vertrottelten Werbekampagne darauf hingewiesen werden muß, daß Geld Geld ist, dann tun sich interessante Fragen auf. Was ist, wenn der Euro nicht das ist, was man von ihm sagt? Was ist, wenn die Leute den Euro einfach nicht benützen? Was ist, wenn die Leute wirklich nachdenken, und draufkommen, daß der Euro bloß ein paar Spekulanten nützt und allen anderen, nämlich uns gewöhnlichen Geldzwergen, schadet. Langsam nähert sich die Stunde der Wahrheit, und deshalb soll eine Kampagne zur Einführung des Euro noch retten, was zu retten ist. Könnte man als kleiner Konsument nicht einfach sich wehren, indem man kein Geld mehr ausgibt? Was ist, wenn alle vergessen, was Geld ist? Wäre das nicht das lange erträumte Paradies?

Helmuth Schönauer 24/08/01

 

STICHPUNKT 133

Die Kunst-Ruhe im Sturm

Der Unterschied zwischen einem Kunstwerk und einer Show ist relativ einfach. Das Kunstwerk berührt uns, weil etwas Wahres und Entscheidendes für uns Teilnehmer dabei ist, und bei der Show befällt uns nur Hunger für die Zeit danach, wenn sie endlich vorbei ist. Nach dieser Definition möge nun jeder Patriot überprüfen, wieviel Kunst und wieviel Show er im Laufe eines Sommers in Tirol erlebt. Vermutlich hängt es nicht nur mit dem Grillwetter zusammen, daß ständig Hunger auf etwas Handfestes zwischen den Zähnen entsteht, wenn man eine Aufführung in Tirol zu Gesicht bekommt, wahrscheinlich wird den ganzen Sommer lang in Tirol nur Show aufgeführt. Eine tolle Sache, was das Einspeicheln auf Koteletts betrifft, ist das ehemalige Festival der Alten Musik, das jetzt das Wort "alt" aus dem Titel geworfen hat. Diese Opern und diese Musik, muß man wissen, wurde ursprünglich für ein versoffenes, dekadentes und sprichwörtlich "abgefacktes" Publikum geschrieben. Die Gönner und Mäzene ließen vor dem Fressen noch ordentlich Noten auftischen, manche standen mehr auf Hofnarren, manche bevorzugten Hofmusikanten. Und so ist es fast kein Wunder, wenn diese Musik beim heutigen Tiroler Publikum so gut ankommt, fast hat man den Eindruck, als wäre diese ehemals alte Musik für uns in dieser Gegenwart geschrieben worden. Wie verlogen es bei dieser Show zugeht, denn um Kunst dürfte es sich nach der Eingangsdefinition nicht handeln, zeigt auch die Tatsache, daß man plötzlich ganze Straßenzüge für den Autoverkehr sperrt, damit, pschschttt!!, ja kein Flötentönchen verloren geht. Daß wenigstens ab und zu ein Jet über das Gesäusel fliegt, ist das einzig Ehrliche an solchen alten Abenden.

Helmuth Schönauer 17/08/01

 

STICHPUNKT 132

Letzte Ehrung - letzte Ölung

Mitte August kommen die Tiroler Patrioten meist schon wieder aus ihren Urlaubsdomizilen zurück. Viele sind braun gebrannt und richtig fotogen und haben auf der Brust ein leeres Loch. Was gibt es also Schöneres, als um diese sonnige Jahreszeit eine passable Ehrung anzusetzen? Der Null-acht-fuffzehn-Tag ist vom Kalender her gesehen geradezu ideal, sämtliche Patrioten zu ehren, die gerade noch aufrecht stehen können. "Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf?" heißt die entscheidende Frage, die von der Ehrungsabteilung des Landes an die potentiellen Würdenträger gestellt wird. Und wer beim Golfen einlocht, ist reif für eine Ehrung. Heuer gibt es nun eine bemerkenswerte Ehrungssituation. Da der Landeshauptmann und Teile der Ehrenformation vermutlich am nächsten Parteitag abgelöst werden, ist es für diese quasi die letzte Ölung, die sie noch schnell in Gestalt von Wimpeln und Orden, im Volksmund "Keks" genannt, an die diversen Brüste hängen. Auch diese Brüste haben es in sich, kommen sie doch aus Nord- und Südtirol und haben für ihre Kekse keinen gemeinsamen Wechselkurs, weil die sogenannte Banken-Ehe nicht stattgefunden hat. Jetzt stehen also sogenannte "halbe Walsche", wie die Südtiroler im Zusammenhang mit einem möglichen Banken-Hauptsitz in Bozen genannt wurden, neben Nordtirolern in einer Reihe und singen Zu Mantua in Banden, daß sogar die Hunde vor dem Landhaus vor Rührung zu weinen beginnen. Diese heurige letzte Ölung ist so traurig, daß man sogar den Enkeln noch davon erzählen wird, sollten die Patrioten bis dahin überhaupt noch welche zeugen. Denn wenn es keine zünftige Regierung mehr gibt, hat das "Tiroler-sein" wenig Sinn.

Helmuth Schönauer 10/08/01

 

STICHPUNKT 131

Aufgeplatztes Grinsen

Der heurige Sommer ist für uns Zeitungsleser der schönste seit langer Zeit, Nessie vom üblichen Sommer-Loch ist nämlich in Tirol an Land gestiegen und hat sich mitten auf dem Planungstisch der Einheitspartei breit gemacht. Da Politiker nichts anderes sind als etwas plump gewachsene Kinder, reden sie auch immer in kindlichen Phantasien, die sie Programme nennen, und streiten zwischendurch, wenn es um einen schönen Platz in der Sandkiste geht, wo man seinen Kuchen oder sonst ein Häufchen aufstellen kann. Die Tiroler sind nur deshalb ein wenig überrascht, weil sie jahrelang der Werbung von den "Wir-Tirolern" auf den Leim gegangen sind. Im Prinzip passiert nämlich gar nichts anderes, als daß endlich einmal ausgesprochen wird, daß es in unserem Land Arme und Reiche gibt, solche, die einen Grund haben, und solche, die nur Hände haben. Die einen müssen arbeiten, wenn sie etwas zum Essen haben wollen, und die anderen gehen auf die Bank. Die einen verkaufen die Luft dem Flug- und Straßenverkehr und die anderen müssen darunter oder daneben wohnen. So, und alle diese sind katholisch und gegen den vorehelichen Geschlechtsverkehr und deshalb bei der Einheitspartei. Nur zeigt sich eben in diesem Sommer, daß man komplexe Probleme nicht mit einem WIR-Programm bewältigen kann. Die Gesichter auf den Wahlplakaten, auf die so viele Wähler hinein fallen, haben längst schon Blasen gezogen und sind entsorgt worden. Nun kommen eben die Models selber dran, denn recht viel mehr als ein Sonntags-Gesicht steckt ja nicht hinter einem affichierten Gesicht. Man kann gespannt sein, ob bei der nächsten Wahl die Tiroler wieder nur die schönsten Gesichter wählen und sonst nichts.

Helmuth Schönauer 03/08/01

 

STICHPUNKT 130

Schluchz- und Schluchtevente

Jetzt fehlt nur noch ein Stück über Felix Mitterer selbst, dann sind alle Tiroler Helden abendfüllend auf der Bühne gewesen, könnte man resignierend sagen. Seit über zwanzig Jahren hat angeblich Felix Mitterer den Tiroler Volksschauspielen ein Gaismair-Stück versprochen, und als es dann heuer zur Uraufführung kam, war überall Theater, nur nicht auf der Bühne. Denn am Nachmittag vor der Uraufführung des Stückes über den "Bauernführer" Gaismair gab es in der Tiroler Einheitspartei erstmals seit ihrem Bestehen einen Krieg um den Bauernflügel mit seinem Gaismairschen Protagonisten. Und die politisch interessierte Welt blickte ohnehin auf den "Kriegsschauplatz" Genua, wo anläßlich des Gipfeltreffens der großen "G" letztlich die Weltordnung im Sinne Gaismairs zwischen der Straße und den verbarrikadierten Palästen in blutige Weise verhandelt wurde. So wirkt das Ansinnen, Gaismair auf die Bühne zu stellen einfach "putzig", und das Premierenpublikum, ordentlich herausgeputzt, klatschte artig zum Stück über den sogenannten alpinen Revolutionär. - Aus etwas größerer Entfernung muß man das ganze Unterfangen eine ungewollte alpine Farce nennen. Als Gestalter bunter Abende, und hinzu zählen nun einmal die Telfer Volksschauspiele, oder Schluchz- und Schlucht-Events, das Stück wird auch in der Gaulschlucht in Lana aufgeführt, ist Felix Mitterer wie immer in Höchstform. Die Helden Tirols sind vorläufig aufgearbeitet, es sei denn, der Mitterer-Funke springt ins Schifahrerlager über, dann hätten wir über Toni Sailer, Karl Schranz und dem höchst theatralischen Hansi Hinterseer für die nächsten Jahre wieder allerhand zu erwarten.

Helmuth Schönauer 27/07/01

 

STICHPUNKT 129

Geheimer Wirtschaftsplan

Die Wirtschaft ist nicht nur wichtiger als der Mensch, wie der dafür zuständige Landesrat mit eisernem Gebiß einst hat verlauten lassen, die Wirtschaft ist auch allwissend. Daher wird sich kein normaler Mensch mit der Wirtschaft anlegen, denn er würde sofort vom Landesrat oder der Wirtschaft selbst "gefressen" werden und würde nie mehr froh sein in diesem heiligen Wirtschaftsland. "In Nord- und Südtirol fehlen der Wirtschaft 4000 PC-Menschen!", hieß es dieser Tage. Das ist interessant, denn in der Wirtschaft dürfte so etwas gar nicht vorkommen, weil sie immer alles richtig macht. Offensichtlich hat die Wirtschaft einen geheimen Plan, und nach diesem Plan fehlen 4000 PC-Menschen. Damit wäre die Wirtschaft ja fast so böse wie die von ihr verteufelte Planwirtschaft. Wenn die Wirtschaft klagt, muß sich die Öffentlichkeit sofort etwas einfallen lassen. Das soll heißen, die Öffentlichkeit soll sich gefälligst sputen, daß diese vermißten 4000 PC-Menschen bald auf dem Markt auftauchen. Und schon werden Institute umgebaut und Professoren umgeschichtet in Richtung Informatik. Diese Methode sollte man sich merken. Eine Bücherei sagt beispielsweise, es fehlen Leser, und schon werden Leser ausgebildet. Jetzt könnte jemand auch sagen, in Tirol fehlen 4000 Gebildete, oder Mutige, oder Wahrheitsliebende, was ohnehin sanft geschätzt ist, denn diese Sorte Tiroler schient an manchen Tagen zur Gänze zu fehlen. Sollte man daher nicht, statt "PC-Doofies" zu produzieren, die Wirtschaft auf ihren Rechenbeispielen sitzen lassen und 4000 im Lebensmut ausgebildete Menschen auf den "Tiroler Menschenmarkt" schicken, dann wäre das Land vielleicht besser dran.

Helmuth Schönauer 20/07/01

 

STICHPUNKT 128

Verafterung

Seit es Kinderschutzprogramme gibt, mit denen man grausige Wörter aus der Internet-Szene herauslöschen kann, werden zwar die Wörter schöner, nicht aber die Zustände. Verafterung ist daher ein schöneres Wort für das, was wir alle empfinden, wenn wir es werden. Ein klassischer Fall für das Pflanzen der Leute unter einem schönen Titel, sind immer die sogenannten Fahrplankorrekturen. In der Landeshauptstadt Innsbruck hat man es schon längst aufgegeben, Pendler oder Tagesausflügler in ein Amt zum Umsteigen in die öffentlichen Verkehrsbetriebe zu bewegen. Im Gegenteil, jedes Jahr rücken die Tiefgaragen noch näher ans Goldene Dachl heran, das man eines Tages mit mindestens 140 Stockwerken untergaragieren wird müssen. Die Verkehrsbetriebe fahren also nur mehr Innsbrucker spazieren, und denen kann man alles zumuten. Die letzte Fahrplankorrektur hat man beispielsweise knapp vor Beginn der Ferien gemacht, so daß es die meisten noch gar nicht mitbekommen haben. Der Kahlschlag betrifft alles, was früher vor sieben Uhr in der Früh gefahren ist, diese Frühaufsteher können sich schon jetzt brausen gehen, was sie im Winter dann auch tun werden müssen. Der sogenannte neue Takt ist so intelligent, daß immer zwei Busse hintereinander fahren und dafür seltener. Wer im Umland wohnt und sich nicht bei Tageslicht heimschleicht, kann sich gleich ein Hotelzimmer suchen. Wenn die Verkehrsbetriebe nun hergingen und sagten, "leckts uns, fahrts mit dem Auto!", so würde man das zur Kenntnis nehmen und beherzigen. Dieses systematische Vertreiben der Fahrgäste aber als Takt, Transversale, GPS-Auskunft und was sonst noch alles zu verkaufen, ist schlichte Verafterung!

Helmuth Schönauer 13/07/01

 

STICHPUNKT 128U (Unterland)

Die Tante Pille wird fünfzig!

Mittlerweile ist jeder Mensch auf dieser Erde von der Pille betroffen, entweder weil er sein Dasein ihrem Versagen verdankt, oder weil er im Umgang mit den Geschlechtsorganen und ihren Austrieben dankenswerterweise auf sie zurückgreifen kann. Wobei Mensch hauptsächlich Frau bedeutet, was die Anwendung betrifft, und eingefleischte Männer-Clans wie die der Vatikanischen Moral-Gilde, wenn es um die Erlaubnis zur Benützung geht. Für den Herbst werden weltweit allerhand Zeremonien vorbereitet, mit denen man den fünfzigsten Geburtstag der Pille feiert, die ziemlich radikal die Welt verändert hat. Und was ist der Beitrag Tirols zu diesem Akt der Weltgeschichte? Nun, das Erinnerungsbuch des Pillen-Erfinders Carl Djerassi ist dieser Tage im Tiroler Haymon Verlag erschienen. Der Autor zitiert beeindruckend leise Statistiken, die es in sich haben. Allein, wenn man bedenkt, wieviele Geschlechtsverkehre auf der Welt während jener Zeit, die man für die Lektüre dieses Buches braucht, stattfinden, ergibt das eine so unvorstellbare Zahl, daß man sich fragt, wie eine geordnete Reproduktion überhaupt bewältigt werden kann. Eine sehr sarkastische These des Erfinders sagt, daß die Pille heute nicht mehr zugelassen würde, hätte man sie erst heute erfunden. Die Zeiten sind schlecht für die Pille und das ist auch einer der Gründe, warum mit der Pille für den Mann nichts weitergeht. Nicht nur, weil er sie erfunden hat, schwört Carl Djerassi auf die Pille, Beziehungen mit gutem Sex sind einfach stabiler, meint er, und gewollte Kinder sind glücklicher. Das sind zwei starke Argumente, die man sich merken sollte, wenn wieder einmal die großen Moralisten den Degen ziehen.

Helmuth Schönauer 13/06/01

 

STICHPUNKT 127

Braucht es einen Professor?

Warum soll sich der sprichwörtliche Schütze aus Hintertux um das Brennerarchiv an der Uni Innsbruck sorgen? - Auf den ersten Blick hat der Patriot in der Talschaft sicher andere Sorgen, als an ein Forschungsinstitut an der Uni Innsbruck Gedanken zu verschwenden. Dieses Brennerarchiv verbrennt aber nicht alte Sachen, wie der Name vermuten läßt, sondern forscht in vergangenen und gegenwärtigen Literaturdokumenten. Daß wir etwa wissen, wie im Mythos Andreas Hofer gerufen hat: "ach wie schießt ihr schlecht!", verdanken wir literarischen Zeugnisssen. Damit der Schütze bei seinen sinnlosen Märschen auch eine Moral hat, dazu braucht es ein Vaterlandsbild und einen Heimat-Mythos. Im Brenner-Archiv werden solche Bilder erforscht und analysiert. Damit der Schütze auch etwas im Kopf und nicht nur Löcher in den Stutzen seiner Beine hat, dafür braucht es das Brenner-Archiv. Dieser Tage wurde nun beschlossen, die dafür zuständige Professoren-Stelle vom Brenner-Archiv an die Informatik zu transformieren. Das ist auf den ersten Blick sicher ein böses Omen. Denn die Informatik hat internationale Ziele, während das Brenner-Archiv eher dazu da ist, die Entfernung zum internationalen Standard zu messen. Natürlich ist es eine Schmach für die Patrioten, wenn ein Professorenstuhl futsch ist und quasi zum Feind gewandert ist. Aber vielleicht ist dieser verlorene Professorensessel sogar eine zusätzliche Motivation für die Mitarbeiter. Üblicherweise läßt die Kreativität eines Professors in jenem Augenblick nach, wo er den Sessel besteigt. Wenn jetzt alle auf einen Professorensessel warten, müßte somit die Kreativität am Brenner-Instituit steigen.

Helmuth Schönauer 05/07/01

 

STICHPUNKT 126

Gebets-Arge-Alp

Obwohl dieser Tage die höchsten Herren der geistlichen Welt in Tirol getagt haben, hat man für dieses Gipfeltreffen von Mitra-Trägern nicht einmal einen zweiten Gendarmen als Sicherheitstruppe gebraucht. Und der einzige Gendarm diente an der Matreier Uhr lediglich dazu, die Delegation ins Bildungshaus an der Waldgrenze hinaufzulotsen. Jetzt könnte man vermuten, die Bischöfe haben offensichtlich nichts Relevantes zu sagen auf dieser Welt, deshalb gibt es gegen sie auch keine Demonstrationen. Man vergleiche nur, was aufgeboten wird, wenn ein Halbprinz von Giggi-Gothringen mit seiner Halbfreundin auf einer Tiroler Beautyfarm ein Sonnenbad nimmt. Oder man denke gar an Wirtschaftsmacher, die ihre meist unmenschlichen Entscheidungen prinzipiell nur mehr hinter Wasserwerfern und Schlagstockbatterien treffen, wie man sich an jedem Ort ihrer unsäglichen Konferenzen vergewissern kann. Nein, die Bischöfe beschlossen eigentlich gar nichts, außer daß sie gegen die Euthanasie in den Niederlanden sind. Das ist nicht sehr mutig und weit weg. Warum beschließen die Bischöfe nicht den Schutz des Lebens auf der Straße? Wer am richtigen Zeitpunkt auf der falschen Gehsteigkante steht, kann in unserer Gesellschaft durch den Verkehr hingerichtet werden, ohne daß sich jemand rührt. Ja warum schützen die Bischöfe nicht das geborene Leben, satt immer nur auf das ungeborene hinzuhauen? Dann gäbs wahrscheinlich Demonstrationen, dafür und dagegen. So ist es halt ein nettes Beisammenhocken. Ach ja, und nächstes Jahr soll es so etwas wie eine Gebets-Arge-Alp geben. Die Lauen spuckt der Herr aus, heißt es irgendwo ganz sinnig. Man kann gespannt sein, mit wem er anfängt.

Helmuth Schönauer 29/06/01

 

STICHPUNKT 125

Mister Flop

Der heurige Mann des Jahres wird in drei Jahren der Flop des Jahres sein. Diese Faustregel verschiedener Wirtschaftsmagazine und Preisgremien erfüllt sich offensichtlich mit der süffisanten Regelmäßigkeit eines wirtschaftlichen Uhrwerks. Gerade jetzt steht eine Papierhandelskette, die seinerzeit viele Kleinhandlungen verdrängt hat und mittlerweile auch in Tirol bis ins letzte Eck präsent ist, vor einem wirtschaftlichen Desaster. Und der jetzt in Turbulenzen schwebende Manager dieser tollkühnen Kette war, - ganz richtig -, Mann des Jahres. Wahrscheinlich gibt es keinen einzigen Menschen, der zufleiß eine Firma kaputt reiten will. Aber es gibt kühnere und tollkühne Wirtschaftstreibende. Im Kult-Film "Denn sie wissen nicht, was sie tun" rasen Jugendliche mit dem Auto auf einen Abgrund zu, wer zuletzt herausspringt, hat gewonnen. Im Film springt der Sieger in die Tiefe und ist tot. Ähnliches scheint in der sogenannten nüchternen Wirtschaft zu gelten. Damit etwas weiter geht, muß sich der Unternehmer weit hinaus lehnen, dann wird er Mann des Jahres und später tot. An dieser Stelle sollte man auch vor dem Unfug diverser Betriebe warnen, den Lehrling des Monats oder den Kellner der Saison auszuzeichnen. Nach obiger Faustregel ist der Lehrling drei Monate später schon ein Wrack und der Kellner nach der Saison aus allen Socken. Lobenswerterweise gibt es kaum Frauen des Jahres. Diese sind einfach zu klug und führen daher lieber den Betrieb in den Glanz, statt selbst auf Hochglanzpapier gedruckt zu sein. Berühmte Flops des Jahres liefert immer auch die Literatur. Wenn man einen Dichter stumm machen will, gibt man ihm ungefragt einen Preis. Dann ist Ruhe in Flop-Tirol!

Helmuth Schönauer 22/06/01

 

STICHPUNKT 124

Heilige Null

Schade, daß die Regierung niemanden heilig sprechen darf, denn zur "Null" wird bereits wie zu einer echten Heiligen gebetet. Diese Verehrung der heiligen Null hat den Nachteil, daß alles so lange zerlegt und zerrechnet wird, bis eine wirkliche Null herauskommt. Die Bundesbahnen etwa haben den Personenverkehr mittlerweile so kompliziert, teuer und unmenschlich gemacht, daß man bereits als "Cargo" auf die Bahn gehen muß, wenn man befördert werden will. Dafür liest man im ÖBB-Internet, daß Cargo boomt, während man den ausgedünnten Fahrplan abruft. Im Gesundheitswesen, in der Verwaltung, bei den Gendarmen oder Gerichten gibt es täglich den Zeigefinger, daß keine Null herauskommt und deshalb höchste Einstellungsgefahr besteht. Zynisch könnte man sagen, daß die schönste Null dann heraus kommt, wenn es keine Menschen mehr gibt. Denn jeder Mensch macht nur Defizit und bringt diese Regierung von der Null ab. Die Menschen haben das mittlerweile kapiert und stellen allmählich das Produzieren von Nachwuchs ein, denn die Menschen sind manchmal intelligenter als die Regierung, die ihnen zuweilen passiert. Man könnte diesen allgemeinen Rechenwahn aber aufgreifen und umgekehrt zu rechnen beginnen. Ein Vogelgezwitscher kostet 40.000,- ATS!, hat Frederic Vester einmal ausgerechnet, wenn man intakte Umwelt, Freude und Ästhetik eines Vogels in Cash umrechnet. Eine gute Nachricht auch für Bürgermeister: Die Entwöhnung eines Süchtigen kostet 800.000,- ATS. Wenn man diesen Betrag etwa in eine Öffentliche Bücherei steckt, kann man damit locker die gesamte Ortsbevölkerung von schädlichen Drogen entwöhnen. Die Null schaut eben vorne und hinten gleich locker aus!

Helmuth Schönauer 15/06/01

 

STICHPUNKT 123

Landesrat für Eigenkult

Wer in Wien einmal zu Fuß unterwegs gewesen ist und während des konzentrierten Tempelhüpfens zwischen Hundswürsten noch einen Blick auf die Häuser hat werfen können, dem sind sicher die tonnenschweren Schilder aufgefallen, auf denen immer der Bürgermeister prangt, der angeblich das Haus gebaut hat. Das hat er natürlich nicht, denn kein Bürgermeister macht sich mit Ziegelschupfen dreckig, aber er hat vielleicht den Spatenstich durchgeführt, was ja das Wichtigste vom Haus ist. An solche schweren Gedenktafeln ist man erinnert, wenn man den Bildband zur aktuellen Ausstellung der Fresken Max Weilers für die Theresienkirche auf der Hungerburg aufschlägt. Da beginnt also die Geschichte um das verklemmte Kunstverständnis der Tiroler, um das Auf- und Abhängen von Bildern und Vorhängen damit, daß der mittlerweile auch schon alte Landesrat für Kultur seinen Senf dem Buch voranstellt. Auch hier ist der Text nicht von ihm, sondern ein kundiger Kunstexperte hat den Text in demütiger Opferhaltung für den Volksvertreter geschrieben. Das wirkt umso lustiger, als im Vorwort Fügungen stehen, die der Landesrat höchstens im passiven, nie aber im aktiven Wortschatz hat. Fast ein Jahr lang hat es gedauert, bis der neue Landesrat in allen Vereinen Platz genommen hat. Jeden Tag eine kulturelle Tat mit Foto und Vorwort. Wenn er nicht ein umfangreiches Pressebüro hätte, wüßte er längst nicht mehr, wo er überall im Vorstand ist. Langsam hat man den Eindruck, daß der Landesrat die Kultur mit Kult verwechselt. Vielleicht wollen das die Leute wirklich so, und er kann gar nichts dafür. Aber dann sollte er sich "Landesrat für Tamtam" nennen, denn mit Kultur hat dieser Kult wenig zu tun.

Helmuth Schönauer 08/06/01

 

STICHPUNKT 122

Hirnstaubsauger

Dieser Tage wurde den staunenden Tirolern ein Staubsauger vorgestellt, mit dem man die Schweinereien von Internet-Benützern ausfindig machen kann. Ist dieser Daten-Staubsauger einmal zu Hause aufgestellt, forscht die Kriminalabteilung alle Kontakte aus, die irgendwann einmal getätigt worden sind. Mit dieser Methode hofft man, Pornosünder, die abartige Kinderpornos betrachten, vor Gericht stellen zu können. Irgendwie erinnert es an die "Geisterjäger", wo ein gewisser Schleimi ständig die Polizei mit Klebstoff in Atem hält. Natürlich soll das Herstellen und Handeln von Kinderpornos unter Strafe gestellt sein, aber mit Verlaub, wenn sich ein Erwachsener zu Hause "einen herunterlädt", dann sollte nicht unbedingt von einer ohnehin schwach besetzten Wachstube aus der genitale Lauschangriff erfolgen. Das Ausforschen sexueller Internetpraktiken von Bürgern hat nur nebenher den Sinn, die Produktion von Kinderpornos einzudämmen, in Wirklichkeit ist das Herumstochern in fremden Sexualdateien ein perfektes Training, um das Internet in den Griff zu kriegen. Seit Einführung des Internets jaulen weltweit die offiziellen Datenschützer und Wahrheitsbesitzer auf, daß sie nicht mehr Herr der Daten sind. Und tatsächlich steht im Internet oft jene Wahrheit drin, die in den öffentlichen Medien mit allen Tricks niedergehalten wird. Wenn also die Datenschnüffler vorgeblich hinter Sexualdelikten her sind, so ist das nur das Training für das Aufspüren anderer Nachrichten, die der "arme Wichser" vielleicht auch noch auf dem Bildschirm gesehen hat. Mit dem Ruf nach Keuschheit haben sich schon immer die besten Schweinereien abführen lassen!

Helmuth Schönauer 01/06/01

 

STICHPUNKT 121

Olympische Kriegsspiele

Wenn du innen Schwierigkeiten hast, mußt du nach außen hin Krawall machen! - Dies ist einer der wichtigsten Leitsätze für erfolgreiche Karrieren. Fast alle Kaiser haben sich an dieses Motto gehalten. Wenn es im Inneren des Landes nichts zum Essen oder sonstigen Zoff gab, wurde stracks ein Manöver organisiert und an meine Völker der Krieg erklärt. Aber auch Häuslbesitzer lassen ihr Haus dann herunterweißeln, wenn sie im Innern des Hauses eine formidable Beziehungskrise haben. Je geweißelter ein Haus außen ist, um so hitziger schaut es in der Seele der Bewohner aus, könnte man etwas vereinfachend sagen. Wenn sich Bürgermeister aufmachen, um den Einwohnern den Krieg zu erklären, dann stehen wieder einmal Bewerbungen für olympische Spiele an. Denn diese Aufmärsche für Millionäre sind nur als Krieg gegen die Umwelt, die Bewohner und die soziale Gerechtigkeit zu verstehen. Allein die Stadt Innsbruck ist nach zwei solchen Kriegsspielen der geistigen Verödung immer noch am Boden, und wird sich auch in diesem Jahrhu ndert nicht mehr davon erholen. Jetzt versucht es Kitzbühel, wobei sich Innsbruck durch die Hintertür wieder beteiligt. Kein Wunder, zuerst nimmt man den Leuten alles weg, rasiert den Bedürftigen eine finanzielle Glatze anstatt sie zu unterstützen, und am Schluß müssen wieder einmal Spiele her, um vom inneren Desaster abzulenken. Wie kommen normale Tiroler dazu, daß sie über den Sportlandesrat die Bewerbungsunterlagen der Stadt Kitzbühel mitfinanzieren, damit dort einmal Millionäre die Streif hinunterfahren können, während sie uns den Hintern zeigen und abkassieren. Diese olympischen Kriegsspiele sollten gefälligst unterlassen werden!

Helmuth Schönauer 24/05/01

 

STICHPUNKT 120

Zebra-Lehre

Nach einem flotten Witz verhalten sich in der Wahlzelle Tiroler und Zebras gleich, sie wählen immer schwarz auf weiß. Und tatsächlich schauen Zebras und Wähler nach dem Urnengang gleich drein, der Blick strotzt vor Zufriedenheit. Eigentlich könnte es dem Durchschnittsmenschen in Tirol egal sein, wer gerade regiert, da die großen Dinge wie Transit und Tod ohnehin auf dieser Welt nicht besiegt werden können. Aber ab und zu wurmt es einen doch, wie präpotent die Mächtigen mit ihrer Macht umgehen. Sicher ist es eine Kleinigkeit, wenn alle Gemeinden das Porträt des Landeshauptmannes ungefragt ins Gemeindehaus geliefert bekommen. Mit welcher Präpotenz aber wird dieses Buch angekauft, während Schriftsteller üblicherweise von der Kulturabteilung eine Belehrung ausfassen, wenn sie um einen Druckkostenzuschuß ansuchen. Oder mit welcher Penetranz ein Nachfolger des Landeshauptmannes unbedingt lieber heute als morgen Landeshauptmann sein will, weil er weiß, daß er bei einer freien Wahl keine Chance hat. Denn wer wählt schon jemanden freiwillig, der im Zweifelsfalle Cash vor Humanität (Wirtschaft vor Mensch) regiert. Geradezu typisch war kurz nach Verlust der absoluten Mehrheit der größten Partei das Verhalten des Landtagspräsidenten beim Auszählen der Stimmen. Er ist gar nicht auf die Idee gekommen, daß es zur Mehrheit eine Mehrheit braucht und hat das Musikschulengesetz in gewohnter Manier "ene-mene-muh" durchgezählt, bis ein Gericht diese Zählung aufgehoben hat. Wer im Zebra-Reich weidet, den werden solche Kleinigkeiten nicht stören. Wer aber eine andere Meinung hat als die ausgegebene Tageslosung, der muß sich entweder gallig ärgern oder Gras fressen.

Helmuth Schönauer 17/05/01

 

STICHPUNKT 119

Goldene Sense

Wahrscheinlich ist es genetisch bedingt, daß der Mensch ein Wettbewerbstier ist. Bei allem Tun schaut er immer wieder auf seine Rivalen und Konkurrenten. Und da der Tiroler Mensch besonders starke Gene hat, ist er der ideale Wettbewerbsmensch. Nicht nur, daß viele im sogenannten Akkord arbeiten, damit die Arbeit noch mehr nach Arbeit ausschaut, auch in der Freizeit wird ständig etwas mit der Geschwindigkeit aufgeführt, ob es sich nun um ein sportliches Rennen oder um einen Feuerwehrwettbewerb mit gespieltem Löschangriff handelt. Besonders bei Jungbäuerinnen stark gefragt sind die sogenannten Mäh-Wettbewerbe um die goldene Sense, wo die Burschen mit Höchstgeschwindigkeit alles niedersensen, was sich ihnen in den Weg stellt. Aber auch die Künstler sind starke Wettbewerbsteilnehmer und unter ihnen vor allem die Schriftsteller. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht immer die selben einen Preis überreicht bekämen, auch wenn es dafür gar keinen Wettbewerb gegeben hat. Manche Dichter kommen gar nicht mehr zum Schreiben, weil sie ständig Pokale und Urkunden von unbelesenen Politikern übernehmen müssen. Der stärkste Wettbewerb der Welt findet aber wieder einmal in Innsbruck statt. In dieser Weltstadt der Provinz wird demnächst wieder der Literaturpreis der Stadt Innsbruck ausgeschrieben, an dem sich alle Tiroler Schreiberinnen und Schreiber beteiligen können. Die Jury wird wie stets geheim gehalten, was auch notwendig ist. Beim letzten Mal nämlich hat die Jury das ganze Preisgeld verjausnet, so daß für die Dichter nichts mehr übrig geblieben ist: - es gab einfach keine ersten Preise! Dieses Mal sollte wenigstens die goldene Schreib-Sense überreicht werden.

Helmuth Schönauer 11/05/01

 

STICHPUNKT 118

Tschentl-tschentl!

Wenn der große Welt-Trend zwischendurch das Tirolerland streift, erlebt er oft die seltsamsten Veränderungen. Momentan ist das Laufen groß im Rennen, aber es heißt "running", damit man die schöne einheimische Frage stellen kann: "Was rennt denn so?" - Die Antwort lautet: alles! Damit man nicht mit einem Tier verwechselt wird, wenn man rennt, deshalb wird es "gentle running ". Und das Tiroler Verkaufspersonal des Laufbuches sagt immer "tschentl-tschentl", während es das Laufbuch einpackt. Die wahre Botschaft dieses Renners in hautengen Glitzerhosen liegt aber ganz woanders. Geschrieben hat diesen Renn-Seller nämlich niemand Geringerer als der ehemalige Intendant des ORF-Landesstudios Tirol. Dieser Top-Journalist war seinerzeit der schärfste und gefürchtetste Wahrheitssucher auf dem Mediensektor. Ganze Generationen von Journalisten haben bei ihm gelernt, wie man richtige Fragen stellt, ohne den Interview-Partner deshalb sprichwörtlich an die Wand zu stellen. Und nun, knapp zwanzig Jahre später, schreibt dieser ehemalige Meister der Klarheit ein Buch, wie man gentle aus dem Leben davon rennt. Vielleicht ist das wirklich die letzte Weisheit auf dieser Welt: Alle, die einmal laut gekläfft haben und im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden sind, müssen still und "gentle" ihren Ruhestand herunterhocken. Rennen ist sicher keine Lösung, aber die Erkenntnis, daß letztlich alles zum Davonrennen ist, ist ganz passabel. Wenn man also demnächst wieder einen Politiker in der Öffentlichkeit toben und analysieren hört, sollte man als gentle Wähler denken, daß auch dieser Krawall eines Tages ganz gentle im Wald des Daseins verhallen wird.

Helmuth Schönauer 05/05/01

 

STICHPUNKT 117

Kunstfliegerei

Wenn man ungeniert über einen Absturz einer Fluglinie lachen darf, dann tut das zwischendurch dem ganzen Land gut. Was ist geschehen? Eine kleine Fluglinie wollte in Tirol der Einheitsfluglinie Konkurrenz machen und ist jetzt offensichtlich abgestürzt. Je nach Deutungen kreisen diverse Pleitegeier über den Maschinen, die aus dem Dienst genommen werden mußten, wie das im Konkursdeutsch heißt. Jetzt könnte man sagen, endlich spürt einmal die Wirtschaft selbst, wie blöd ein Leben ist, in dem nur die Null zählt. Jeder Arbeitnehmer muß sich nämlich mittlerweile täglich zweimal untersuchen lassen, ob er wohl profitabel ist, sonst schickt man ihn in die Wüste. Endlich spürt einmal ein Unternehmen samt Firmenwappen, wie lustig so ein Gang in die Wüste ist. Wer keine Null schafft, wird zu einer. Aber in der Fliegerei herrschen offensichtlich andere Gesetze. Nicht nur, daß der Treibstoff nicht versteuert ist und jeder Passagier automatisch von der Öffentlichkeit in die Lüfte getragen wird, jetzt kommen aus der Wirtschaft selbst plötzlich Argumente wie Abwechslung, Ansehen, Tourismus, Anschluß an die Welt. Kurzum, die öffentliche Hand soll die Fliegerei plötzlich als wertvolle Kunstfliegerei sehen und der Gesellschaft auf die Beine helfen, weil es eben so nett ausschaut, wenn am Innsbrucker Flughafen neben der roten auch eine blaue Maschine steht. Nichts soll man! Der Regionalflugverkehr wird bestens bedient, wer zu Dumpingpreisen fliegt, soll (im übertragenen Sinn) abstürzen! Eine zusätzliche Förderung des Flugverkehrs wäre angesichts der Eisenbahnlinien, die im Außerfern und nach Osttirol eingestellt werden, wirklich ein starkes Stück Kunst!

Helmuth Schönauer 27/04/01

 

STICHPUNKT 116

Maria bitte für uns FREIRAD!

Wir alle haben uns schon damals bei der WM in St. Anton gewundert, warum der russische Präsident Putin so konzentriert in die Tiroler Gegend geschaut hat. Jetzt wissen wir es! Er wollte Vieles in Rußland so machen, wie wir es in Tirol haben. Zum Beispiel wollte er keine freien Rundfunkstationen und hat deshalb dieser Tage die letzten freien Sender in Moskau geschlossen. Damit sind jetzt in Moskau endlich jene traumhaften Tiroler Zustände erreicht, denn auch bei uns sind die freien Rundfunkanstalten geschlossen, bzw. noch gar nicht aufgemacht. Der öffentliche-rechtliche Sender ist zwischendurch sogar ein Reisebüro geworden, wo man mit den Moderatoren lustige Fahrten in die Toskana oder in andere Weinberge machen kann. Putin plant gerüchtehalber öffentlich-rechtliche Hörer-Reisen auf die Krim und für Hardcore-Hörer nach Tschetschenien. Und sonst ist ziemlich tote Sendehose sowohl in Rußland als auch in Tirol. In unserem Land tobt beispielsweise schon seit Jahren im Großraum zwischen Schwaz und Telfs ein Kampf um die einzig freie Radio-Frequenz. Das Rennen ist komplett offen. Letztlich geht es darum, ob die Tiroler in Zukunft das ultra-vatikanische "Radio Maria" oder das freie Radio FREIRAD zu hören bekommen sollen. Vielleicht gibt es einen Kompromiß. Zuerst unterstützen alle "Radio Maria", damit dort professionell darum gebetet werden kann, daß endlich FREIRAD kommt. So könnten auch die scheinheiligen politischen Entscheidungsträger ihren Heiligenschein wahren und zugleich sehr katholisch und aufklärend wirken. Das pure FREIRAD kann man den Tirolern offensichtlich wegen zu großer Aufklärungs-Gefahr noch nicht zuzumuten.

Helmuth Schönauer 20/04/01

 

STICHPUNKT 115

Falscher Zug

Offensichtlich aus patriotischen Gründen hat man vor knapp achtzig Jahren das Tiroler Hoamatl in drei Teile aufgeteilt, damit alle etwas davon haben. Seither wird von den N-, O- und S-Tirolern gesprochen. Diese Abkürzung bezeichnet aber nicht nur die Windrichtung, sondern auch den Charakter der Bewohner. "N" sind die Norm-Tiroler, "O" die Original-Tiroler und "S" die Super-Tiroler. Ein wenig leiden die Osttiroler freilich, daß sie keinen eigenen Landeshauptmann haben, und wie zurückgesetzte Kinder stürmen sie bei jeder Gelegenheit nach Innsbruck, um zu sagen, wir sind auch noch da! So gibt es zu Ostern immer eine kleine Aufmerksamkeit für den Landeshauptmann. Heuer gab es eine Petition, die halb Osttirol unterschrieben haben soll, in der es flennend heißt, wir wollen einen Korridor-Zug nach Innsbruck. Als nette Geste ist diese Petition durchaus zu begrüßen, man kann damit ins Fernsehen gehen, und das ist ja der Sinn des politischen Lebens. Rein politisch gesehen müßte die Antwort anders ausschauen. Die Wahlzelle ist ja dazu da, daß man jenen Mandatar(in) wählt, der einen am besten vertritt. Wenn also jemand die Zugverbindung zur Hauptstadt kappt und kundtut, daß ihm die entlegenen "O"s rund um die Schobergruppe egal sind, dann muß man ihn abwählen, aber nicht ihm eine Petition schicken. Und was soll das Geplärre um den Zug! Kein sprichwörtliches "Schwein" fährt heute mehr damit, wenn er sich ein Auto leisten kann, und gottseidank können sich auch die Osttiroler mittlerweile Autos leisten. "Und was tu ich in Innsbruck draußen", hat ein bekannter Osttiroler Schriftsteller gesagt, "wenn ich abhauen kann, fahr ich nach Venedig, aber niemals nach Innsbruck!"

Helmuth Schönauer 13/04/01

 

STICHPUNKT 114

Evaluierte Ostern!

Genießen Sie diese Ostern noch in dieser antiquierten heurigen Form, es könnten die letzten sein. In den nächsten Jahren werden wir vermutlich alle in Gen-Eier beißen, die gen-technisch so manipuliert sind, daß sie bereits gekocht gelegt werden. Denn Ethik-Kommission hin, Moraldiskussion her, der Mensch macht sich letztlich immer das, was er gerade erfunden hat, kurzfristig zum Nutzen. Aber Ostern sind nicht nur durch die Eier bedroht sondern auch durch den Zeitaufwand, den sie verschlingen. Momentan wird in diesem Land alles überprüft ("evaluiert"), ob es genug Geld für das bißchen Sinn macht. Längst werden die Kranken nach Tagessätzen abgerechnet, die Schüler nach der Klassenzahl begutachtet, und jeder Beruf, der nicht sofort Geld abwirft, kommt auf die rote Liste der gefährdeten Arten. Da kann man sich ausrechnen, wie schlecht Ostern mit dem großen Freizeit-Ozean in der Begutachtung liegen. Denn in ihrer Überprüfungs-Wut ist die Gesellschaft pervers unterwegs. Alles wird von Wirtschaftlern nach Wirtschaftlichkeit beurteilt, andere Werte zählen nicht. Genausogut könnte die Bildung behaupten, daß etwas nur dann am Leben bleiben darf, wenn es genug Bildung hat. Da ginge also der Erwachsenenbildner hinaus, begutachtete die Schilifte und Half-Pipes, und wenn etwas nicht genug Bildung hätte, müßte es abgerissen werden. Vermutlich würde großes Fluchen einsetzen und jeder würde fragen, wie kommen die dazu, das ganze Leben nach der Bildung zu beurteilen. Aber wie kommen die Menschen dieses Landes dazu, daß jeder Atemzug nach der Wirtschaftlichkeit gemessen wird. Besteht nicht das Schöne an der Osterei darin, daß außer Verkehrsstaus nichts produziert wird?

Helmuth Schönauer 06/04/01

 

STICHPUNKT 113

Verteuern statt verhindern

Gottseidank sind die Tiroler Schützen auf das Tiroler Gebiet beschränkt. Es wäre nämlich furchtbar, wenn die Tiroler Schützen überall in der EU ihre Schutzaufgaben wahrnehmen müßten. Wie ein wirklicher Schutz ausschaut, konnte man dieser Tage anläßlich eines Castor-Transports von Frankreich nach Deutschland sehen. Ein paar echte Schützer betonierten sich selbst auf die Schienen, und der hochgesicherte radioaktive Mull-Transport blieb fassungslos stecken. Angenommen, die Tiroler Schützen hätten den atomaren Transport blockieren sollen, so wäre das schon an den fehlenden Parkplätzen gescheitert. Ein Tiroler Schütze kann nämlich nur ausrücken, wenn er auch einen Parkplatz am Einsatzort hat. Außerdem kann ein Tiroler Schütze nur am Sonntag ausrücken, den Verdienstentgang bei einem Werktagseinsatz kann nicht einmal der liebe Gott den Schützen refundieren. Und letztlich hätten die Schützen vermutlich Salutschüsse für den Atomtransport abgelassen, weil sie nichts anderes gelernt haben. Umgekehrt müßte man jetzt als Tiroler Patriot flehen, daß jene tapferen Blockier-Profis, die den Sondertransport so perfekt behindert haben, endlich einmal bei uns in Tirol vorbei schauen und die Autobahn blockieren. Mit den Schützen wird kein Leiberl zu reißen sein, aber mit echten Greenpeaclern vielleicht schon. Wie beim Castor-Transport geht es nämlich vorerst nicht darum, den Transit zu verunmöglichen, sondern ihn so teuer zu machen, daß die Transiteure freiwillig das Land meiden. Warum bringt man beim Sanieren der Autobahnbrücken nicht gleich Drahtschleifen an, an denen sich die Profis festbetonieren können? Das wäre echter Service!

Helmuth Schönauer 30/03/01

 

STICHPUNKT 112

Löst den FC Tirol auf!

Das Friedlichste, was es auf der Welt gibt, ist der sprichwörtliche Imker-Verein. Hier tauschen Imker ihre Königinnen aus: Manche Vereinsmitglieder sind aufgeregt wegen ein paar Milben und am Ende der Vereinssitzung trinkt man einen Honigsaft und geht nach Hause. Die Vereinspolizei schätzt diese Imker-Vereine, weil sie kaum Arbeit machen, die Stempelmarken mit Honig auf das Ansuchen schlecken und das Vereinsleben generell bereichern. Das genaue Gegenteil dieser Vereins-Idylle ist der regierende österreichische Fußballmeister, der leider in Tirol daheim ist und ununterbrochen Krawall macht. Die öffentliche Hand schüttet diesem Verein oben und unten, hinten und vorne alles hinein, was die Öffentlichkeit hat. Ein Stadion, - nach dem regierenden Innsbrucker Bürgermeister übrigens van Staa-dion genannt! -, Gratis-Shuttle, jede Menge Polizeischutz und Ambulanzen, um die Schlägeriche frisch versorgen zu können. Man stelle sich vor, die Imker würden sich nur eine Sekunde so aufführen wie dieser Fußball-Club und seine krawuttischen Fans. Die Vereinsbehörde würde sofort die Polizei schicken und den Verein auflösen. Warum schaut man wirklich dem Treiben eines Vereins zu, der sich nach allgemein gültigem Gesetz ununterbrochen gewaltätig benimmt und nichts als Ärger und Störung der Öffentlichen Ordnung betreibt. Warum wird dieser Verein nicht aufgelöst? In jedem anderenVerein haftet der Vorstand für seine Mitglieder und Fans. Warum genügt in diesem Fall das Lächeln eines Trainers, um wöchentlich alle wieder zu Tränen zu rühren und jeweils die Aktion "Schwamm drüber" auszurufen? Darf man wirklich Gesetze brechen, wenn man es Sport nennt?

Helmuth Schönauer 23/03/01

 

STICHPUNKT 111

Wie hoch ist die Dichter-Dichte?

Für alles auf der Welt gibt es Maßzahlen. Der Reichtum eines Landes wird nach Durchnittsdollars berechnet, die einem Einwohner im Jahr zur Verfügung stehen, die Verteidigung eines Landes gibt man in BIP-Prozent an, wobei man hier aber die geistige Verteidigung nicht mitrechnet. Und die sogenannte Vergreisung eines Landes wird mit der Quote der Lebend-Gebärenden in Zusammenhang gebracht. Alle diese Zahlen sagen nichts aus, geben aber Anleitungen für verschiedene Maßnahmen. Zum Beispiel hat man ausgerechnet, daß man mit Gurt, Helm und Kindersitz in Österreich die Zahl von 1000 Verkehrstoten im Jahr erreichen kann. Diese Zahl ist ideal und sie wurde im letzten Jahr erreicht, weshalb man als Autofahrer wieder ungeniert Geschwindigkeits-Beschränkungen übertreten und im Ortsgebiet Fußgänger niedermähen darf, so lange man die Maßzahl 1000 nicht überschreitet. Eine magische Zahl müssen auch die geschlechtsreifen Österreicher unterschritten haben, denn die Regierung hat aufgeregt beschlossen, die Geburtszahl in die Höhe zu treiben. Sie macht das mit einer Fruchtbarkeitsprämie, geheimnisvoll Karenzgeld genannt, also Geld für Enthaltsamkeit von der Arbeit. Diese ergreifende Prämie wird sicher nach der Gründerwelle eine Zeugungswelle auslösen. Niemand fragt eigentlich, warum man so viele Bewohner braucht. Wäre das Leben nicht schöner und sinnvoller, wenn es weniger Menschen auf der Welt gäbe? Und leider gar niemand fragt, wie hoch die Dichter-Dichte im Land sein soll. Dabei gibt es hier konkrete Angaben: Pro Tausend Einwohner soll es einen Dichter geben. In Tirol wird diese Maßzahl durch die herzliche Kulturpflege exakt erreicht!

Helmuth Schönauer 16/03/01

 

STICHPUNKT 110

Die Fettler

In einem ziemlich grotesken Tiroler Theaterstück, das aber deshalb nicht aufgeführt werden kann, weil es nicht von Felix Mitterer stammt, in diesem lustig-makaberen Stück winken Ex-Zöllner ständig Fahrzeuge in die sogenannten Begutachtungs-Buchten und kontrollieren Vignette und Gewicht. Der Witz besteht darin, daß nicht die Ladung gewogen wird, sondern die Insassen. Wer zu dick ist, wird so lange eingesperrt, bis er wieder normal ist. Dieses Theaterstück wird anscheinend jetzt im ganzen Land aufgeführt. Zwar sind es nicht Ex-Zöllner, die die Bauch-Fracht verwiegen, dafür sind aber die Apotheker pervers genug, und stellen jedem einen Frachtbrief aus, in den er sein Futter abstempeln lassen kann. Wie bei allen fern gesteuerten Trends ist es interessant zu beobachten, wer wieder einmal für eine Massen-Aktion zu haben ist. Einer Bevölkerung, der die Regierung einreden kann, daß die Null die gesündeste aller Zahlen ist, kann man offensichtlich alles einreden. Betrüblich ist, wie scheinbar charakterstarke Menschen plötzlich im Sog einer verordneten "Bewegung" hüpfen, singen und Säfte trinken, bis der tägliche Stuhl vor Gram schneeweiß wird. Wenn Übergewicht wirklich gefährlich ist, brauchte man nur die Versicherungsbeiträge nach Kilo zu staffeln. Wer hat, kann Kilo haben, wer es sich nicht leisten kann, muß abnehmen! Mit Massenbewegungen sollte man vorsichtig sein, das ist schon einmal nicht gut gegangen, und keiner hats gewußt. Vielleicht gibt es angesichts des Kindergeldes demnächst Massenzeugungen, vielleicht gibt es auch Massen-Selbstkremierungen, wenn es die Medien verlangen. Die Tiroler würden überall mittun, das steht fest.

Helmuth Schönauer 09/03/01

 

STICHPUNKT 109

Weltleistung am Gang

Sterben kann schön sein, wenn man sich Zeit dafür nimmt! - In der Werbe-Branche können auch die schlimmsten Sachen noch so aufbereitet werden, daß man jeglichen Schrecken vergißt. Dieser Tage ging wieder einmal eine schöne Botschaft von der Innsbrucker "Weltklinik" aus rund um die ganze Welt. Irgendein Institut hat nämlich eine medizinische Software erfunden, mit der man verloren gegangene Organe suchen und wieder finden kann. Und ein ähnliches Programm macht es in Zukunft Ärzten und Patienten möglich, Tumore im 3-D-verfahren wie goldene Nuggets auf den Bildschirm zu zaubern. Ein Großteil der Medizin läuft richtigerweise darauf hinaus, das Unvermeidliche schön zu machen. Wenn schon eine Operation notwendig ist, dann soll sie wenigstens in Cinemascope und echten Farben für die Nachwelt dokumentiert werden, damit die Krankheit wie eine Sportleistung richtig eingeschätzt werden kann. Die Tiroler Bevölkerung staunt und nickt. Bravo, was die in Innsbruck alles zum Wohle der Patienten erfinden! In der Realität schaut das Sterben aber nicht so farbig und 3-D-mäßig aus. Immer wieder gibt es Situationen, wo Menschen am Gang unter jeder Würde ihr Leben beenden müssen. Der Spitzenmedizin steht phasenweise eine "Sterbemedizin" gegenüber, die einem wirklich Angst machen kann. Vielleicht sollte man in Zukunft für jede Spitzenleistung, die das Management der Klinik in die Welt hinausposaunt, einen zusätzlichen Blick auf die Gänge der Abteilungen werfen, ob dort nicht gerade jemand erbärmlich, verlassen und unter desolaten Umständen seine Krankheit besiegen oder gar ohne Schönheit sterben muß. Menschliche Zustände sind halt selten Weltsensationen!

Helmuth Schönauer 02/03/01

 

STICHPUNKT 108

Saubermann vom Dienst

Unsere schöne Tiroler Welt funktioniert ja nur deshalb, weil wir uns alle das gleiche Bild von diesem schönen Land machen. Wenn in allen Dörfern des Bezirkes das gleiche gedacht und danach gehandelt wird, so halten wir das für die einzig normale Form. Dabei könnten viele Dinge auch anders sein, es ist nur oft anstrengend, etwas anderes zu denken, weil es dafür ja keine Vorbilder gibt. Ein großes Bügeleisen, mit dem die Welt schön glatt gebügelt wird, ist der ORF. Als öffentlich-rechtliche Einrichtung muß er bestimmte Spielregeln einhalten, und wir würden uns ganz schön wundern, wenn plötzlich jeder Aff alles mögliche im Radio sagen dürfte. Nun ist aber die Zeit nicht vor dem ORF stehen geblieben, das Internet hat auch eine Schaltung in das Landesstudio gelegt. Seither kann man "online" zu Themen des Studios und der Welt seine Meinung sagen, etwas ergänzen oder gar eine neue Meinung kundtun. Aber der ORF kann nicht aus seiner Haut heraus, deshalb hat er auch ins Internet ein Bügeleisen gestellt. Ein Redakteur ist Tag und Nacht aufgeboten, um die einlaufenden Meinungen zu korrigieren oder zu löschen. Wenn etwas nicht ganz nach Plan ist, drückt dieser Redakteur die Räuspertaste, und der Internet-Beitrag ist gelöscht. Metternich hätte eine große Freude mit dieser Säuberungstaste gehabt, schade, daß es damals kein Internet gab. Mittlerweile gibt es ein eigenes Internet-Spiel, es heißt "Mensch-Metternich!" Die Aufgabe besteht darin, einen Beitrag so zu verfassen, daß er möglichst schnell aus dem Netz geschmissen wird. Gute Meister einer eigenen Meinung bringen es auf zwei Sekunden, dann schlägt der professionelle Saubermann vom ORF schon mit der Löschtaste zu!

Helmuth Schönauer 23/02/01

 

STICHPUNKT 107

Referats-Koller im Landesschulrat

Ein ziemlich blöder Witz geht so. "Der Landesschulrat ist völlig überflüssig, aber man hat vergessen, ihn abzuschaffen. So hat er wie einst im Ständestaat nur mehr die Aufgabe, darauf zu schauen, daß alles katholisch ist." An diesen Witz wurde man dieser Tage erinnert, als überall die Nachricht erschien, der Landesschulrat setze sich für einen Golfplatz am Rechenhof bei Innsbruck ein. Diese Nachricht war deshalb sehr glaubwürdig, weil immerhin von einer "Schul-Golfreferentin" die Rede war, und wo ein Referat und eine Referentin sind, ist der Wahnsinn nicht mehr weit. Vermutlich gibt es dieses Golfreferat wirklich, es ist vielleicht vom Golfkrieg übrig geblieben, und man wagt gar nicht daran zu denken, welche Referate es noch gibt. Da die Gesellschaft alles, was sie nicht bewältigen kann, auf die Schule schiebt, reagiert der Schulrat offensichtlich mit Referaten darauf. Altpapier-Referat, Tauch-Referat, Leder-Referat und Fahnen-Referat sind das mindeste, was man sich in einem gut geführten Landesschulrat erwarten darf. Aufgabe all dieser möglichen und unmöglichen Referate scheint es zu sein, im Notfall unter dem Druck schulischer Argumente ein Projekt zu befördern oder zu verhindern. Allein die Kühnheit, das Einlochen von Noppenkugeln im Gelände als Sport zu verkaufen ist so steil, wie wenn man Eier-Verstecken auf den Lehrplan setzte. Wenn es Schule macht, daß der Landesschulrat alles begutachtet, dann Gnade Gott: Dann wird bald jeder Kreisverkehr und jedes Einkaufswagerl schulisch benotet. Nach einem Tag hat der Präsident des Landesschulrates sein Golf-Girl zurückgepfiffen und den Scherz beendet. Er blieb damit knapp unter Par.

Helmuth Schönauer 16/02/01