Das Angebot der Woche
Längst schon gilt "Katzenliteratur" als eigene Literaturgattung, denn die Katze ist vermutlich das einzige Tier, das einen inneren Katzenmonolog führen kann. Und somit ist die Katze das ideale Wesen, um scheinbar normale Situationen in einer völlig neuen Form mit den Augen eines alternativen Gesichts zu beschreiben.
Michael Schulte stellt in seinen vierzehn Katzengeschichten sensationelle Absurditäten der Woche vor. Fazit: es gibt keine Situation, in der nicht eine Katze hinein passen würde, und damit etwas Unlogisches logisch erklärbar wird, muß als erzählender "Kater-lysator" generell eine Katze zur Höchstform auflaufen.
Viele dieser Geschichten erinnern an einen Sketch von Didi Hallervorden, der ständig bei der Führerschein-Prüfung durchfällt, weil er vor Inbetriebnahme des KFZs immer eine Katze aus dem Wagen wirft.
Die Helden in Michael Schultes Grotesken sind meist so schrullig, daß die Katze als das einzig normale Wesen weit und breit fungiert. Als Leser verläßt man sich besser auf die Weltsicht der Katzen, denn die Helden schweifen ab, verlieren sich oder haben den Faden schon verloren, ehe sie etwas denken.
So ist es verständlich, daß eine Katze nach dem berühmten Maler Baselitz genannt wird und die Welt auf den Kof gestellt betrachtet. Eine scheinbar biedere Bauernkatze vernichtet im entscheidenden Augenblick ihres Katzenlebens ihr Tagebuch, und ein experimentierfreudiger Tierarzt gibt zur Vorsicht immer ein anderes Tier seinem Besitzer zurück, man kann ja nie wissen. Das sind nur drei Plots aus dem Kosmos der unendlichen Katzengeschichten. Nicht nur, daß Katzen viele Katzenleben haben, jedes Gefühl braucht irgendwann Katzen, damit es im Vollbild zum Ausbruch kommen kann.
Der Leser ist höchst zufrieden mit diesen schnurrenden Schurren des Alltags.
Michael Schulte: Das Angebot der Woche. Katzengeschichten. Wien: Picus 2001. 121 Seiten. 218,- ATS. 15,88. ISBN 3-85452-449-8
Michael Schulte, geb. 1941 in München, lebt in Berlin.
[Helmuth Schönauer 01/03/01]