Sommerholz ist ein utopischer Heimat-Kriminalroman. Er spielt 2013 hauptsächlich in Wien und am Irrsee und liefert jede Menge krimineller Handlungen. Der erste Teil, nach dem Hauptdarsteller Etsch genannt, beginnt relativ "gegenwärtig". Mit einem der größten Regenfälle der österreichischen Literaturgeschichte verabschiedet sich Etsch von einem Überlebensseminar im Gebirge, seine Tochter stirbt bei einem Verkehrsunfall und die Scheidung folgt auf den Fuß. Der ehemalige Koch fällt aus jeder Bahn, und als er sich noch als dilettantischer Privatdetektiv anheuern läßt, um seine ehemalige Jugendfreundin zu suchen, ist es aus. Nach einem Niederschlag der kriminell-trivialen Art fällt er in lange Ohnmacht. Im zweiten Teil übernimmt von Matsch das Kommando. Der Operetten-Müll-Millionär oder Müll-Operetten-King findet Etsch am Irrsee und stellt allerhand Experimente mit ihm an. Die Welt ist vollkommen aus den Fugen geraten, der Irrwitz des Kommerzes hat ein blutiges Gesellschaftssystem hervorgebracht, in dem Gewalt alltäglich ist. So kommt es auch zum sogenannten Sommerholz-Massaker, bei dem scheinbar ohne Grund alle umkommen, und nur Etsch wieder aus Zufall überlebt. Der dritte Teil "Destrudo" nimmt die Geschichte noch einmal protokollmäßig auf. Acht Jahre nach dem Massaker werden verschiedene Zeugen zum Hergang befragt und erzählen jeweils eine andere Geschichte. Sommerholz ist ein gelungener Roman über die Möglichkeit, die nähere Zukunft probeweise durchzuspielen. Obwohl immer wieder neue Erzählmethoden angewendet werden, wird der Leser durch den Sog des Plots ständig wach gehalten. Mit dem Roman Sommerholz kann der Leser freiwillig modernste Erzähltechniken lesen, ohne daß er auf die Idee käme, in der Lektüre aufzuhören.

Harald Kollegger: Sommerholz oder Die Versprengten. Roman. Innsbruck: Haymon 2001. 279 Seiten. 291,- ATS. € 21,14. ISBN 3-3-85218-349-9

Helmuth Schönauer 19/04/01