Ein wortgewandtes Vorwort von einem Guido Westerwelle zur tollen Wirtschaftsstimmung in Deutschland, dieser Westerwelle ist momentan Vorsitzeender der FDP, also kein sympathischer Einstieg. Politisierende Wirtschaftstreibende und wirtschaftstreibende Politiker haben schon viel Unglück über das Land gebracht.

Peter Záboji erklärt dann ziemlich designed (um nicht zu sagen stoned), was New Economy und Now Economy sind. Hier erinnert das Wirtschaftssystem an einen Moderator von Charts, der von Woche zu Woche alle aktuellen Hits neu erklären muß und dem bald einmal die Superlative ausgehen.

Im zweiten Kapitel gibt es eine Firmengeschichte über die Transformation von Bosch Telecom zu Tenovis. Die Crux dabei: man kann nicht einerseits historisieren und andererseits dadurch den einzig richtigen Trend für die Zukunft ableiten. Diese Methode funktioniert nicht einmal bei Ahnengeschlechtern, weil die Geschichte einfach keine Begründung für die Zukunft ist, auch wenn es die Herrschenden natürlich so betreiben.

Halbwegs erträglich, wenn auch mit einer ziemlich aufgeblähten Kaltschnäuzigkeit werden unter dem Titel "Die Stellschrauben des Erfolgs" sieben Schrauben vorgestellt.

1. Das Leitmotiv: Die ständige Suche nach dem besseren Geschäftsmodell.

2. Führung: Wer seinen Mitarbeitern nicht vertraut, hat keine.

3. Unternehmenskultur: Motivationsschub für die Mannschaft

4. Kundenorientierung: Jeder Kunde ist ein Markt

5. Mitarbeiter: Leistung statt lebenslanger Beschäftigung

6. Kommunikation: offensiv von innen nach außen

7. Netzwerke: Entschieden wird am Ort der Kompetenz

Der Ausblick schließlich ist formidambel:

- Wecken Sie schlafende Schönheiten

- Nutzen Sie den Generationenwechsel

- Europäisierung schlägt Globalisierung

Die Zusammenfassung gibt in verständlicher Sprache Tipps, etwa, daß man sich von schlechten Mitarbeitern trennen soll, oder intern Hightech verwenden, aber nach außen mit Hightouch wirken soll.

Manchen Büchern sieht man es an, daß sie eine kurze Halbwertszeit haben. Selbst die Fallbeispiele aus der Börse halten ja nicht einmal die Drucklegung aus. Zudem gibt sich dieses Economy-Konvolut oft wie ein Lehrbuch für Pathologie, nur daß sich die Leiche während des Sezierens bereits wieder verabschiedet hat. Für Insider dürfte es ein ziemlicher Wörterknigge sein, an Klimax-Pages ist der Text gleich aus einem Ur-Amerikanisch in ein Kästchen übertragen nach dem Motto, die Fliegersprache ist amerikanisch und hier talken die Kapitäne der Wirtschaft.

Letztlich erinnert das alles an ein Tarockspiel mit kalten Schnörkseln, letztlich fehlt die philosophische Perspektive, ganz letztlich ist dieses Buch inhuman.

Aber als Sittenspielgl und als Dokument für ein bestimmtes Segment der Wirtschaft ist "Change!" unverzichtbar.

Peter B. Záboji: Change! Gestalten Sie heute Ihr Unternehmen von morgen.

München: verlag moderne industrie 2002.Redline Wirtschaft. 285 Seiten. 30,80 EUR. ISBN 3-478-30010-X

Helmuth Schönauer 16/05/02