Tool 2001-12

"Nach dem Tod einer 94-Jährigen Rätsel um Ansteckungsweg

Das Milzbrand -Mysterium !

Ottilie Lundgren, 94, Bewohnerin der 9.800-Seelen-Gemeinde von Oxford, Connecticut, ging jeden Samstag zum Friseur, jeden Sonntag zur Kirche und jede Woche in die Bibliothek, um sich Kriminalromane zu holen. Ansonsten hat sie das Haus kaum verlassen, seit sie vor einem Jahr das Autofahren aufgegeben hat. Jetzt ist sie das fünfte Milzbrand-Todesopfer in den USA. Und die Ermittler stehen vor einem Rätsel. [...]"

Georg Friesenbichler, Wiener Zeitung, 23./24. November 2001

Wer in die Bibliothek geht, bringt es doch noch zu einem Schicksal, auch wenn er dazu 94 werden muß. Der Milzbrand veredelt durch intensiven Presseeinsatz beinahe jedes noch so schattige Dasein, könnte man sagen. Dazu sind diese Lebensläufe ja da, daß man sich an ihnen aufrichten kann. Wenn schon alles unauffällig ist, soll wenigstens der Tod nicht sinnlos sein. Das Milzbrand-Tool veredelt nicht nur die Presse, sondern die ganze Welt. Und endlich kommt die reine US-Seele unter dem Milzbrand zum Vorschein, die wir ja immer schon gefühlt haben. Wenn Presseartikel den Atem von romantischen Geschehnissen aushauchen, wird es rund herum schön. Ottilie Lundgren hat am Abend des Jahres 2001 kurz unser kollektives Leseherz berührt und ihm einen zusätzlichen Schlag eingefügt. Ein wunderbares Tool!

Helmuth Schönauer 27/11/01