Felix Mitterer - Stücke 3

Felix Mitterers Stücke haben nicht nur oft ein Stück Geschichte zum Thema, sie sind als Aufführungen und begleitende Diskussionen selbst oft ein Stück Geschichte geworden. Im dritten Band der gesammelten Stücke ergibt sich nun die schöne Möglichkeit, Theatererinnerungen aufzufrischen, sich den Stoff der Stücke erneut aufzutischen und den Abstand zur Aufführungsgeschichte zu messen, um so die momentane Gegenwart wieder neu auszuleuchten. Obwohl seit der Uraufführung der diversen Stück noch keine zehn Jahre vergangen sind, das früheste dieser Sammlung entstand 1992, das späteste 1998, hat jeder Text mittlerweile durch Aufführungspraxis und den Diskurs in der Öffentlichkeit ein mehr oder weniger auf- oder abgeklärtes Theaterleben hinter sich. Themen wie Homosexualität (Abraham), Überleben im Dritten Reich (In der Löwengrube), Kampf gegen Behördenschikanen (Die Frau im Auto) oder das unschuldige Tirolerbild in der bösen Welt (Das wunderbare Schicksal) sind in der Öffentlichkeit noch immer nicht so aufgearbeitet und aufgemischt, daß man nicht mit Hilfe der Stücke eine sogenannte Verbesserung der Zustände erreichen könnte. Andererseits sind die Stücke im Bergwerk oder in der Schlucht bereits Legende, so daß man sie als historische Dokumente lesen wird. Wie schon in den beiden ersten Bänden gibt es umfangreiches Fotomaterial, ein effizientes Werkverzeichnis und persönliche Statements des Autors zu den Aufführungen oder während der einsamen Zeit der Recherchen. Wer sich einmal informieren will, wie der Stoff ausschaut, aus dem in den letzten zehn Jahren in Tirol das Volkstheater gewebt worden ist, sollte sich durch diesen Band lesen. Die Zeit vergeht dabei ähnlich schnell wie die sogenannte Echtzeit.

Felix Mitterer: Stücke 3. Abraham. Die drei Teufel. Krach im Hause Gott. Das Fest der Krokodile. In der Löwengrube. Die Frau im Auto. Das wunderbare Schicksal. 48 Bildseiten. Innsbruck: Haymon 2001. 400 Seiten. 430,- ATS. € 32,00. ISBN 3-85218-354-5

Felix Mitterer, geb. 1948 in Achenkirch, lebt in Irland.

Helmuth Schönauer 10/09/01