Himmel Polt und Hölle

Schon nach ein paar Zeilen ist die Welt des Kommissars Polt in Vollendung aufgebaut. Es gibt in den Kellergassen genügend Wein zu trinken, der Weinviertler Ort ist ein Refugium aus generellem Relax und Reflex auf die Behäbigkeit des Daseins, alle kennen einander schon seit ewigen Zeiten. Und einer geheimnisvollen Metamorphose eines antiken Dichters nachempfunden liegen das Schaf und der Wolf friedlich neben einander. Aber wie in den Kriminalidyllen Alfred Komareks üblich, gibt es zuerst eine kleine Erregung und dann eine große Aufregung. Das Vorbeben des Ungeheuerlichen besteht darin, daß jemand in der Nacht eine Notdurft wie ein Denkmal vor die Eingangstür des Gemeindeamtes setzt. Die Arbeiter rätseln über die Herkunft dieses Notkunstwerkes und räumen es gemeinsam weg, wie sie generell alles gemeinsam machen, zum Beispiel auch das Trinken. Gleich anschließend gibt es einen Brand, der im Zeughaus der Feuerwehr ausbricht, er wird aber so schnell gelöscht, daß darüber nicht einmal ein Gerücht entstehen kann. Doch dann ist plötzlich die Pfarrersköchin tot, vermutlich hat sie jemand mit ihren eigenen Heilkräutern umgebracht, wie Zyniker vermelden. In einem kleinen Ort wird nach einem Mord jeder noch eine Spur verdächtiger, als er es trotz der generellen Idylle vielleicht immer schon ist. Wenn dann noch jemand aus Wien auftaucht und noch dazu als Weinkritiker nicht gerade das Beste vom verkosteten Tropfen schreibt, dann ist den Gerüchten und Verdächtigungen Tür und Tor geöffnet. Der Landgendarm Polt mutiert notwendigerweise wieder zum Kommissar, der mit Gelassenheit und Menschenkenntnis den Fall aufklärt. Immer wieder vergißt man bei der Lektüre die Botschaft des Krimis, daß nämlich das Leben lebensgefährlich ist. Zu gut sind einfach die Gegenangebote wie Wein, Geselligkeit, Landschaft, Landleben und die Schreibkunst des Autors. So löst sich dieser Fall in sich selber auf, während der Leser in einem Stück Lebensweisheit aufgeht.

Alfred Komarek: Himmel Polt und Hölle. Kriminalroman. Innsbruck: Haymon 2001. 205 Seiten. 248,- ATS. € 17,90. ISBN 3-85218-359-6

Alfred Komarek, geb. 1945 in Bad Aussee, lebt in Wien.

Helmuth Schönauer 16/08/01