Sag ja zum Erfolg!

Der Schlüsselsatz des Erfolgsbuches über den Erfolg dürfte jener sein, wo der Autor von seiner Selbstsuggestion erzählt, in Düsseldorf vor fünfzehntausend People eine Bildungsveranstaltung abzuhalten und diese dann auch abhielt. In diesem Bild sind Größenwahn und Machbarkeit recht gut aufgezeichnet.

Besucher berichten süffisant, daß bei solchen Bildungsveranstaltungen die Einklatscher nach einem genauen Plan installiert werden, daß der Ablauf religiösen Charakter kriegt und daß die Zeremonie bei weitem den sogenannten Inhalt überstrahlt.

Und auch das Buch hat sehr viel mit Design und Suggestion zu tun. Einmal wird im fast messianischen Stil berichtet, wie der Held auf die Schnauze gefallen war und sich in immer größeren Schüben derrappelt habe. (Momentan soll wieder einmal ein Konkurs des Bildungsimperiums im Raume stehen, vielleicht ist das aber nur Teil der Performance.) Dann geht es lange darum, dem Leser das Du anzubieten, weil das Vertrauen schafft. (Im Zillertal werden nur sogenannte "Oasch" gesiezt, sagt gerade jemand.) Und schließlich kommt nach jedem Absatz ein Hinweis auf die Übung im Arbeitsheft, da werden bei so manchem seltsam ungustiöse Erinnerungen an das Aufgaben- und Lösungsheft der Mathematik wach.

Andererseits besticht das Buch durch den nahezu durchgepeitschten Optimismus, die letzte Kompetenz ist das Individuum, Ziele lassen sich erreichen, wenn man an sie glaubt.

Die Kraft steckt im durchgehenden Imperativ. Genaugenommen genügt es, den inneren Monolog mit Rufzeichen auszustatten und es geht tatsächlich ein Ruck durch die Seele.

Viele Tipps sind verblüffend einfach und dadurch überzeugend. Wenn man etwa regelmäßig liest, kommt nach ein paar Jahren eine ausgelesene Bibliothek zusammen. Manche Bücher sollte man in lesbare Lappen zerteilen und einstecken für zwischendurch. Ehe man blöd durch die Gegend schaut, kann man immer wieder ein paar Absätze lesen.

Autofahrten lassen sich mit Bildungscassetten überbrücken und doppelt nutzen.

Und nur wer eingefleischte Gewohnheiten aufbricht und ver-rückt wird, bringt sich einen entscheidenden Schritt weiter.

Der Eindruck der bleibt, ist ein optimistischer, tatsächlich gelingen nach der Lektüre dieses Buches manche Sachen scheinbar wie von selbst.

Ein paar Fragezeichen bleiben natürlich auch, das ist der Nachteil, wenn man durch das auch aufgeklärt wird, daß man dann frech auch die Aufklärung selbst in Frage stellt.

Ein Super-Fußballtrainer, der seitenlang als Referenz-Partner ausgewiesen wird, ist mittlerweile wegen Drogenkonsum desavouiert. Hat bei ihm der Wille zum Erfolg das Rufzeichen vergessen?

Wenn alle nach der Höllerschen Methode vorgehen, dann müssen die Ressourcen ausgeweitet werden, kann man Geld durch Siegeswillen vermehren?

Und wohin gehen die, die scheitern?

Reichtum ist unter anderem auch eine physikalische Größe, und wie soll der aufgeteilt werden, wenn nicht durch Umverteilung mit physischen Kräften?

In jenem Sinn, wo Religion durch Inspiration etwas bewirkt, ist das Höllersche Bildungskarussel sicher sehr effizient und dreht sich rasant, aber auch in der Religion gibt es das harte Beten an den Knöpfen des Rosenkranzes, und davon ist in diesem Buch nicht die Rede.

Und läppisch weise wissen wir alle, daß zum Genie eben auch die Transpiration gehört, das Aushalten des eigenen Zustandes, nicht bloß dessen ständige Veränderung.

Jürgen Höller: Sag ja zum Erfolg! Der Weg zu Reichtum und persönlicher Freiheit.

München: Econ 2000. 277 Seiten. € 21,80.

ISBN 3-430-14817-0

Jürgen Höller gründte 1989eine Unternehmensberatung, die seither 3000 Firmen im deutschsprachigen Raum beraten hat.

Helmuth Schönauer 01/01/02