Schräger Garten Texte

Schon mit der Verschränkung der Begriffe "schräg", "Garten" und "Texte" im Titel deutet Petra Ganglbauer einige Elemente ihres Erzählens an, Texte müssen wie Gärten angelegt und gepflegt werden, irgendwo gibt es einen Parameter für die Ebene oder eine Grund-Gerade, und Texte und Gärten haben dazu ein schräges Verhältnis. Schräg ist aber in der Sprache der Dachdecker ein günstiger Begriff, denn bei Schräge kann das Wasser ablaufen oder der Schnee eine Decke aufbauen. Die dreiundzwanzig Texte sind als Gedichte ausgeführt oder so verdichtet, daß sie über den Zustand von Gebrauchsprosa hinausgehen. Der Anlaß ist oft eine Erhebung von Sinneseindrücken. Beispielsweise wird zu Beginn eine Bewegung mit dem Fuchsschwanz notiert, es sind die leichten, pelzigen Fuchsschwänze der Frauen, die sie um den Hals tragen, während die Männer offensichtlich mit ihren Fuchsschwänzen in Spanplatten herumsägen. Die Leichtigkeit um den Hals taucht später wieder auf in dem Text "Eines Tages wirst du ganz verschwinden", federleicht löst sich der Schritt am Pflaster auf. Neben Schwebezuständen sind es "farblose Farben", die zitiert werden, oder der "Farbenschnee", der sich letztlich aus allen Komplementärfarben zusammensetzt. In die Texte von Farben, irdener Beweglichkeit und dem Zufall, der Träume in die Worte treibt, ist als Irritation der Poesie ein Gedicht über das Nulldefizit eingeflochten. Der scheinbare Stilbruch durch die Themenwahl zeigt ein wenig die wahren Dimensionen des sogenannten Nulldefizits, das Nulldefizit ist an und für sich ein Stilbruch mit allem, zu dem es in Verbindung gesetzt wird. Den Texten sind jeweils Bilder von Gärten gegenübergestellt, Schrebergärten, Windräder, Baumzeilen, Mini-Teiche und von Kleingärtnern mit botanischem Material inszenierte Tobsuchtsanfälle. Texte, Bilder und Gärten sind so angelegt, daß der Leser sich darin bewegen muß, will er etwas erfahren. Wenn sich der Leser zu sehr auf die Texte verläßt, dann brechen sie ab, vielleicht wie zu rasch berührte Blüten. Und über das Schauen heißt es vortrefflich: "Hier herinnen. Bohren wir. Die Pupillen ineinander."

Petra Ganglbauer: Schräger Garten Texte. 18 Fotos. Wien: Das Fröhliche Wohnzimmer 2001. 52 Seiten. S. 100,- ATS. € 7,26. ISBN 3-900956-57-X

Petra Ganglbauer, geb. 1958, lebt in Wien.

Helmuth Schönauer 10/10/01