Leben macht die Arbeit süß

Schräge Sprichwörter passen am besten in eine schräge Zeit, und unter schräger Zeit ist sowohl die allgemeine Arbeitswelt gemeint als auch jener Abschnitt der persönlichen Biographie, indem Veränderungen gut tun, ja sogar überlebensnotwendig sind. Und sieh an, Arbeit macht tatsächlich das Leben süß!

Die Autorin versucht, die Vision von einem Aufbruch in das "Eigentlichland" tatssächlich in die Wege zu leiten. Wie bei einer geographischen Reise braucht es Reiserichtung, Reisekasse, Beurteilung der Verkehrslage, Reiseplan, Reiseteam und Reisedauer.

So lauten etwa die zehn wichtigsten Prognosen für Reisende in Sachen Veränderung: 1. Wir brauchen Mitarbeiter, die wissen, was sie wollen und wer sie sind. 2. Das Unternehmensparadigma wandelt sich. 3. Wir werden kreativere Arbeitsbedingungen schaffen. 4. Wir bekommen einen Arbeitnehmermarkt. 5. Professionalität und Authentizität werden sich verbinden müssen. 6. Wir erleben die Medialisierung der Unternehmen. 7. Selfmade-Fachleute bekommen mehr Chancen. 8. Wir werden lernen, Informationen, Wissen und Ideen nach Qualitätsfaktoren zu bewerten. 9. Wir werden eine Kultur der Älteren bekommen. 10. Das Diversity-Thema ist noch nicht gelöst.

Wenn man einmal über die wichtigsten Prognosen Bescheid weiß, ist es gut, sich kreativ mit diesen Zukunftsaussichten auseinanderzusetzen. Hiefür gibt es ganz konkrete Tipps, etwa jene sieben Tipps für kreative Ästheten:1. Sie müssen dich lieben und das, was du tust, dann lassen sie dich arbeiten, wie du willst. 2. Damit sie dich lieben, mußt du richtig gut sein.3. Damit sie dich das tun lassen, was du willst, mußt du absolut zuverlässig sein. 4. Sie müssen wissen, dass dein Produkt erstklassig sein wird. 5. Sie müssen dich brauchen, du mußt also mehr können als andere. 6. Du mußt deinen eigenen Wert generieren, das heißt, du brauchst ein supergutes Marketing. 7. Wenn du kein Unternehmen findest, das dir die Chance gibt, so zu arbeiten, wie du willst, mach dich selbständig. Als Freelancer fragt dich sowieso keiner, wie und wo du arbeitest, wenn das Ergebnis stimmt.

Für die "Dokumentation der Kreativität" gibt es die sogenannte Siebenminuten-Eieruhr, sobald sie klingelt, einfach den letzten Gedanken aufschreiben! Nach dieser Methode kommen gut 80 Gedankengänge pro Tag heraus, womit oft schon der erste Schritt für das Projekt Veränderung getan ist.

Die Autorin berichtet noch von einigen Fallbeispielen aus der Arbeitswelt, wo entweder ein erfolgreicher Manager sich das Leben versüßt, indem er täglich eine Reise mit sich selbst antritt, oder eine erfolgreiche Dekorateurin erzählt, wie aus alltäglichen Elementen ein völlig neuer Alltag entsteht.

Immer wieder sind es verblüffemnde Fallgeschichten, die als Fallbeil der Erkenntnis wirken, etwa die Geschichte von zwei Holzfällern, von denen einer durchhackt und erledigt ist, und ein anderere ausführlich Pausen macht, freilich auch die Axt nachschärft, wodurch er selbstversändlich viel mehr zustande bring als der stumpfe Vor-sich-Hinhacker.

Und man kann es nicht oft genug sagen, wenn ein Optimist bei der Tür hereinschaut, entsteht eben eine optimistische Aura. Im im Abspann des Buches heißt es daher optimistisch-lapidar: Es wird Zeit, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, und wenn nicht jetzt, wann dann?

Sabine Asgodom: Leben macht die Arbeit süß. Wie Sie Ihr persönliches Work-Life-Konzept entwickeln. München: Econ 2002. 280 Seiten. 25,70 EUR. ISBN 3-430-11012-2

Sabine Asgodom, ehem. Ressortleiterin bei Cosmopolitan, ist

Unternehmensberaterin.

Helmuth Schönauer 02/05/02