Helmuth Schönauer: Verafterung.

Roman.

Innsbruck: Kyrene 2005. 132 Seiten. EUR 13,90.

ISBN 3-900009-15-5.

 

Im Kleingebirgsort Nutters tritt noch während des Unwetters der Dorfbach aus seinem Gehäuse und schwemmt drei Säcke an, in denen offensichtlich Leichenteile entsorgt worden sind. Die sexuell mittelmäßig geschändeten "Korpusse" haben einmal drei Wagner-Sängerinnen gehört, die von Bayreuth für die Universal-Passionsspiele in Erl in Tirol abgestellt worden sind.

Vermutlich hat man diese drei Wagnersängerinnen auf dem Weg nach Erl auf dem Autobahnparkplatz in Pegnitz als Not-Nutten geschändet, anschließend sind sie von einem tschechischen Driver ohne Gedächtnis nach Südtirol verbracht worden.

Der frisch freigesetzte Indoor-Gendarm Psoacher wird mit Werksvertrag reaktiviert und soll in Bayreuth Hintergrundinformationen einholen. Psoacher wollte soeben sein Germanistikstudium als Second-Hand-Absolvent finalisieren, jetzt braucht er das Handwerk seines Spätstudiums aber, um den Dschungel aus kulturellem Design und provinziellem Verputz erkennungsdienstlich zu entflechten. In der Provinz wird nämlich früher oder später alles kriminell.

Vermutet wird vorerst eine gigantische Werksspionage in Sachen Passionsspiele.

In Bayreuth fällt Psoacher in eine Koma-artige Recherche, denn Erhebungen sind immer auch Verschleierungen.

Und auch nach seiner Rückkehr ist der Fall nicht aufklärbar, weil just am Tag vor der Klärung die entscheidenden Abteilungen aufgelöst werden.

Bei einem Melkwettbewerb mit kulturellem Touch fallen schließlich alle aus der Rolle, aber der Fall erfährt dadurch seinen Durchbruch.

Der Roman zeigt die Provinz an ihrem Höhepunkt. Bayreuth als Weltstadt von Wagnerscher Größe ist letztlich das Passionsspiel, von dem der Tiroler Zwergort Erl immer geträumt hat. Leichen sind Gefühle aus vergangenen Tagen, und wer Gefühle aufklären will, kommt rasch an die Grenzen jeglicher Aufklärung.

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