Literarisches Tool 2000-04

Kühler-Gesicht

In der Krimi-Literatur ist das Problem bekannt. Das Gesicht des Täters stimmt selten mit dem Fluchtfahrzeug überein. Deshalb sind auch allein-streifende Beamte chancenlos, wenn sie während der Fahndung auf Gesicht und Fahrzeug achten sollen. Der Ausweg lautete bisher: Doppelstreife. Der eine Beamte merkt sich das Gesicht, der andere das Fluchtfahrzeug. Freilich ist der Erfolg einer Doppelstreife gefährdet, wenn ein Beamter im Anschluß an den Tathergang erkrankt. Jetzt gibt es einen Ausweg: Die Flucht-Autos werden wie die Gesichter von Tätern beschrieben, so daß ein Beamter genügt. / Den Anfang einer solchen Fluchtfahrzeug-Beschreibung machte die Tageszeitung DIE PRESSE in ihrer Ausgabe vom 1./2.April 2000 in der Beilage Auto & Motor. / "Ein Gesicht, das man sich merkt. Der opulente Kühlergrill des Chrysler PT Cruiser reicht bis unter die Stoßstange. Die breiten Seitenschweller erinnern an Trittbretter." / Mit so einer Fahndungsunterlage findet auch ein Polizist jedes passende Auto. Diese Methode wird sicher bald erzähltechnisch in Krimis Schule machen.

[Helmuth Schönauer]